Wolfsburg – Hecking findet Mittel, wir trotzdem Wege
Arsenal-Aufstellung, Gustavo für Martínez & Druck auf die Defensive
Unser zuletzt hochgelobter und zum festen Mannschaftsteil gewordener Javi Martínez konnte aufgrund einer Prellung am Großzehen-Grundgelenk nicht mit nach Wolfsburg reisen. Sein Ersatz stand schon in den Startlöchern, denn Luiz Gustavo kehrte im letzten Heimspiel – nach auskurierter Verletzung – auf das Spielfeld zurück. Er begann die Hinrunde extrem stark und ich hoffte darauf, dass er schnell an seine Leistung anknüpfen wird. Außerdem stand Daniel van Buyten zwischen Lahm und Dante in der Formation. Boateng ist in der Champions League gesperrt und Heynckes gab der vermeintlichen Startelf gegen Arsenal wertvolle Spielzeit. Dementsprechend stand auch die 1. Wahl für rechte Außenbahn und Sturm auf dem Platz: Mario Mandzukic als bester Torschütze und Wirbelwind Thomas Müller. Ich rechne fest damit, dass sie auch am Dienstagabend in London starten werden.
Hecking versuchte die Veränderungen folgendermaßen auszunutzen: Mehr Druck auf Dante und Alaba, damit van Buyten den Spielaufbau einleiten muss. Seine Schwäche in diesem Aufgabenfeld ist bekannt. Gleichzeitig versuchten die Wolfsburger damit die Achse Alaba – Ribéry zu stören. Beschäftigt man nun noch Gustavo als defensiveren Sechser, finden wir schon die Erklärung für das vermeintlich weniger gute Spiel unserer Münchner. Im Spielaufbau ergaben sich nur wenige und kleine Räume in denen ein Angriff eingeleitet werden konnte. Fügen wir nun Mannorientierung und das ein oder andere härtere Einsteigen dazu, so wird das Spiel des FC Bayern eingedämmt. Die Statistik bestätigt dies und bescheinigt Dante 38 und Alaba ganze 34 Zuspiele. Zum Vergleich: Daniel van Buyten kommt auf 73. In den letzten Wochen hörte ich auffallend oft Kritik an Philipp Lahm. Gestern Abend machte er in meinen Augen das beste Spiel der Viererkette (96% Passquote, 79 Pässe). Er profitiert von seiner großen Konstanz und Ruhe. Das Zusammenspiel mit van Buyten muss sich – besonders im Blick auf Arsenal – verbessern, denn öfters gab es Abstimmungsprobleme oder eine falsche Zuordnung auf den Gegenspieler. Das wirkte alles andere als routiniert, oder absolut sicher. Mehr als einmal kam es zu Wolfsburger Flanken vor das Tor von Manuel Neuer. Zum Glück entstand daraus keine Gefahr. Diegos Freistoß war die beste Gelegenheit der Gastgeber und – Sky rechnete wohl 4 Stunden ohne Schuss auf das Tor aus – Manuel Neuer war zur Stelle. Nach vielen ruhigen Partien konnte er wieder einmal zeigen wieso er im Tor der Bayern steht und großen Anteil an nur 7 Gegentreffern in dieser Spielzeit hat.
Die Gastgeber schränkten den Handlungsspielraum von Franck Ribéry und Toni Kroos konsequent ein. Entweder erwischten die beiden einen gebrauchten Tag, oder der VfL war wirklich so gut, aber egal, denn über die linke Seite lief über weite Strecken der Partie sehr wenig. Erst als der Franzose begann überall auf dem Spielfeld aufzutauchen wurde es hier und da gefährlich. Bemerkenswert war für mich, dass er nie die Lust verloren hat. Aus der Vergangenheit kennt man solche Spiele ja von ihm. So lag es an Thomas Müller und Mario Mandzukic die wenigen schnellen Szenen auszunutzen. Wohl dem der seine Abhängigkeiten kompensieren kann. Noch in der letzten Spielzeit hätte ein »ausgeschalteter« Ribéry schlimmer gewogen, als gestern Abend.
Der hochverdiente Führungstreffer durch Mandzukics Fallrückzieher nach Freistoß Kroos und Kopfballvorlage Schweinsteiger in der 36. Minute beruhigte das so schon sehr monotone Spiel noch mehr. Ungefährliche Wolfsburger trafen halt auf die Bayern dieser Saison. Da geht nicht so schnell etwas schief. Glückwunsch an Arjen Robben, der in der 90. Minute nach Vorarbeit Müller mit aller Kraft Frust in ein Tor umgewandelt hat. Über die Duschgeschwindigkeit oder späte Einwechslung werde ich kein Wort mehr verlieren. Das Thema hat sich erledigt, denn jeder Einzelne hat sich in den Dienst der Mannschaft zu stellen, auf seine Chance zu warten und alles zu geben, sobald er auf dem Platz steht.
Schweinsteiger und die Kritiker(chen)
Der Bayernblog hat den Faktencheck geführt und die Vorstellung gestern Abend hat auch die letzten Kritiker verstummen lassen. Ihre Kommentare sind haltlos bzw. schlichtweg falsch. Bastian Schweinsteiger war – wieder einmal – der Mann des Spiels und wertvollster roter Akteur.
Schweinsteiger spielt nach Anlaufschwierigkeiten eine starke Saison und ist ein wesentlicher Grund für die herausragende Spielweise der Münchener in der gesamten bisherigen Spielzeit.
Zuerst werfen wir einen Blick auf die Spielerstatistik:
Statistik | Wert | Platzierung (FCB / Spiel) |
---|---|---|
Laufdistanz | 12.27km | 1. / 1. |
intensive Läufe | 76 | 2. / 2. |
gewonnene Zweikämpfe | 19 | 1. / 1. |
Ballkontakte | 103 | 1. / 1. |
Pässe | 74 | 1. / 1. |
erfolgreiche Pässe | 89% | 3. / 4. |
Mit seiner Leistung gegen Wolfsburg hat er die passende Antwort auf die Presseartikel der vergangenen Woche gegeben. Sein Spiel ist nicht immer so auffällig, denn er reagiert und dirigiert oft von Hinten. Mit großem taktischen Verständnis liest er das Spiel und bewegt seine Mitspieler. Räume suchen, Lücken besetzen und ebenso wichtig: Platz schaffen damit die Offensivleute ihre Fähigkeiten ausspielen können. Letztlich gab er die richtige Antwort nach dem Spiel selbst:
»Man sollte nach dem Spiel nicht über seine persönliche Leistung sprechen. Das machen ja viele Experten.«— Bastian Schweinsteiger
— Jan (@kaesbrot) February 15, 2013
Die Bayernmaschine läuft weiter gleichmäßig von Sieg zu Sieg. Von Formschwankungen kann man nicht reden und die Breite des Kaders bleibt der Schlüssel zum Erfolg. Verletzungen und Sperren werden (beinahe) vollständig ersetzt. Dennoch wird Arsenal London eine ganz andere Kategorie als Wolfsburg. Diese machten zwar eines ihrer stärksten Saisonspiele, verlangten uns defensiv aber wenig ab. Zu harmlos waren die Wölfe.
Für mich bleiben zwei Erkenntnisse:
1) Das Zusammenspiel zwischen Philipp Lahm und Daniel van Buyten muss sich im Hinblick auf das Spiel in der Champions League noch verbessern. Die Abstimmung war alles andere als perfekt und wird von einem stärkeren Gegner wahrscheinlich ausgenutzt werden. Hoffentlich kann sich der belgische Fußballer auch in der Spieleröffnung steigern.
2) Luiz Gustavo braucht unbedingt Spielpraxis. Er hatte einen wirklich gebrauchten Tag und häufte allerhand Fehler an. In der Rückwärtsbewegung in vielen Gelegenheiten nicht nah genug am Spieler oder unkonzentriert und auch nach vorn meist mit wenig Raum. Martínez ist schon nach einem halben Jahr extrem wichtig für das Spiel des FC Bayern. Gustavo kann hoffentlich an seine Leistung vom Saisonbeginn anknüpfen.