FC Bayern: Schon wieder Gladbach – mit der besten Saisonleistung zum 1:1

Justin Trenner 27.08.2022

Falls Ihr es verpasst habt:

FC Bayern gegen Borussia Mönchengladbach: Die Aufstellung

Julian Nagelsmann vertraute defensiv wieder auf seine eingespielte Defensivreihe. Zwischen Benjamin Pavard und Alphonso Davies verteidigten Lucas Hernández und Dayot Upamecano. Auch das Duo bestehend aus Joshua Kimmich und Marcel Sabitzer durfte wieder ran. Davor teilten sich Thomas Müller, Sadio Mané, Kingsley Coman und Leroy Sané die restlichen Positionen. Im Tor stand abermals Manuel Neuer.

FC Bayern dominant, aber mit Rückstand

Die erste Halbzeit verlief fast nach Plan. Nur das Tor fehlte. Zwei Bayern-Treffer wurden aberkannt, beide durch Sadio Mané. Einmal stand Leroy Sané beim Pass auf den Senegalesen im Blickfeld von Yann Sommer, ein weiteres Mal war es der Angreifer selbst, der ein paar Schritte zu schnell in die Tiefe ging.

Mit 11:1 Torschüssen ging es in die Pause. Der Haken: Der eine Gladbacher Abschluss reichte den Gästen zur Führung. Weil Upamecano patzte, konnte Marcus Thuram ungestört auf den Kasten von Neuer zulaufen und einschieben.

FC Bayern: Später Ausgleich, trotzdem glücklos

Im zweiten Durchgang veränderte sich wenig am Gesamteindruck. Bayern blieb besser und erarbeitete sich mehrere Chancen – darunter zwei große Möglichkeiten durch Mané und Sané. Jeweils parierte aber Sommer.

Je länger die zweite Halbzeit dauerte, desto druckvoller wurden die Bayern. Mit Gnabry und Musiala kamen frische Beine auf den Platz. Mehrfach kam der amtierende Meister zum Abschluss, mehrfach sorgte man dafür, dass Sommer sich auszeichnen konnte. Die Versuche waren nicht präzise genug.

Erst kurz vor dem Ende kam dann die Erlösung. Davies und Musiala setzten sich links durch und fanden den linken Fuß von Sané, der links unten einschob. Auch die Schlussoffensive sollte für die drei Punkte nicht mehr reichen und so kann Gladbach einen Punkt aus der Allianz Arena entführen.

Dinge, die auffielen

1. Sadio Mané und das Abseits

Ist es Zufall oder mittlerweile schon ein echtes Problem? Fünf Tore wurden Sadio Mané bereits aberkannt, zwei weitere im Testspiel gegen D.C. United. Der Senegalese zockt bei seiner Entscheidungsfindung und das macht ihn in vielen Situationen stark, weil schwer zu berechnen. Auf der anderen Seite stehen eben die vielen aberkannten Treffer.

Gut möglich, dass das nur ein Zufall ist. Klar ist aber auch, dass dieses Phänomen weiterhin beobachtet werden muss. Gerade in einem engen Spiel wie jetzt gegen Gladbach kann jeder Zentimeter über den Ausgang entschieden.

2. Tempo und Präzision – die beiden Spielmacher des FC Bayern

Ohne Robert Lewandowski hat sich die Geschwindigkeit, mit der die Bayern angreifen, nochmal erhöht. Es ist nur die logische Konsequenz, dass das Team jetzt mehr auf Dynamik und schnelle Kurzpasskombinationen geht.

Allerdings wurde gegen Gladbach in vielen kleinen Momenten deutlich, wie wichtig die Präzision ist. Leroy Sané und Alphonso Davies beispielsweise sind immer mal wieder für Ungenauigkeiten gut. Hier ein Pass, der nur um Zentimeter verrutscht. Da ein zu weit vorgelegter Ball im Dribbling. Das kostet Kraft, denn wird der Ball verloren, muss zurückgearbeitet werden.

Gegen Gladbach haben die Bayern das in den meisten Phasen sehr gut gemacht. Abgesehen von wenigen Ausnahmen stand die Restverteidigung gut und Konter der Borussia wurden meist schon im Ansatz verhindert. In der Offensive aber kosten Ungenauigkeiten Zeit. Zeit, von der die Bayern abhängiger denn je sind. An der Präzision muss weiter gearbeitet werden.

3. Erster Rückstand der Saison

Es war der erste Rückstand der Saison, dem Bayern hinterherlaufen musste. Und es war einer, der gegen den Spielverlauf sprach. Umso größer war die Frage danach, wie die Münchner damit umgehen würden. Eine neue und unbekannte Situation.

Tatsächlich spielte der Rückstand aber keine größere Rolle. Bayern drückte weiter, blieb hinten dabei stabil und hatte Gladbach prinzipiell im Griff. Chance um Chance um Chance – gerade gegen Ende der Partie. Doch der Ball wollte eben nicht rein. Und so war dieser Bundesliga-Abend vielleicht der erste, an dem die Münchner einen Robert Lewandowski vermissten. Der Pole hätte mit der Vielzahl an Möglichkeiten sicher etwas anfangen könnten.

Mental und fußballerisch ist der Mannschaft aber nichts vorzuwerfen. In acht von zehn Versuchen, vielleicht sogar in neun würden die Bayern wohl gewinnen. Das eine Spiel, es kam aber mal wieder gegen Borussia Mönchengladbach. Gegen wen auch sonst?

4. Ergebnis verfälscht den Eindruck

Der FC Bayern spielt also 1:1 gegen Borussia Mönchengladbach. Und es wird diskutiert werden. Braucht es einen Brecher? Wie wäre das Spiel wohl mit Robert Lewandowski ausgegangen? Diese Diskussionen müssen auch geführt werden. Sie gehören zum Umbruch dazu, den die Münchner nun vollzogen haben – personell und fußballphilosophisch.

Aber keinesfalls sollte dieses 1:1 nun als Ergebnis überbewertet werden. Streng genommen war es sogar die stärkste Leistung der Saison. Denn 33 zu fünf Abschlüsse sprechen für sich – der Expected-Goals-Wert wird auch für sich sprechen. Die offiziellen Bundesliga-Daten gehen von 3,27 zu 0,77 aus, StatsBomb und Opta werden da nochmal mehr Gewissheit reinbringen.

Bayern hat prinzipiell alles richtig gemacht. Und vor allem die Defensivleistung ist ein guter Schritt in die richtige Richtung. Bis auf das Gegentor, das Upamecano mit seinem individuellen Fehler zu verschulden hatte (gleichzeitig hätten seine Nebenmänner beim langen Ball tiefer stehen müssen), kam Gladbach nur nochmal am Ende zu einer guten Chance.

Das sah auch Joshua Kimmich bei Sky so: „Wir hatten absolut die Kontrolle, waren gefühlt sogar souveräner in der Defensive als in anderen Spielen in dieser Saison. Auch wenn es sich blöd anhört, glaube ich, dass diese Leistung fast besser war als das eine oder andere Spiel.“

Vorne extrem gefährlich, hinten stabil. Bayern mag dieses Spiel nicht gewonnen haben. Aber können sie diese Form halten und vielleicht noch ausbauen, wird die Meisterschaft wieder eine klare Angelegenheit.



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