FC Bayern München – Hannover 96 4:0 (3:0)
Falls ihr es verpasst habt:
Bayern lief im Vergleich zum Spiel in Moskau auf zwei Positionen verändert auf. Rafinha und Shaqiri rückten für Götze und Müller in die Startelf, Lahm dafür an die Seite von Xabi Alonso ins Mittelfeldzentrum. Guardiola setzte erneut auf einen spannenden Hybrid im Aufbauspiel. Alaba fungierte als formeller Halbverteidiger neben Dante und Benatia und kurbelte das Offensivspiel von hinten heraus an. Bayerns Defensive pendelte dabei bei Ballbesitz Hannover immer wieder zu einer Viererkette mit dem jeweils ballfernen Außenspieler (Bernat oder Rafinha) als Außenverteidiger. Im Angriff entstand so meist ein 3-4-3 mit den stark einrückenden Außenstürmern Shaqiri und Robben.
Bayern wirkte von Anfang an konzentriert und sorgte schnell für klare Verhältnisse. Lewandowski verwertete schon in der 6. Minute einen herrlichen Diagonalball von Rafinha zum 1:0. Nur sieben Minuten später fing Lahm einen Pass von Felipe ab und leitete so das 2:0 durch Robben ein. Es zahlte sich aus, dass die Roten nach der Führung den Pressingdruck hochhielten und so Hannover stark einschnürten. Danach bot sich das übliche Spiel mit viel Ballbesitz für die Hausherren und wenigen Entlastungsangriffen der Gäste. Neuer parierte die größte Hannoveraner Chance kurz vor der Pause gegen Sobiech. Zuvor hatte Lewandowski noch auf 3:0 erhöht (38.).
Nach der Pause dann deutlich weniger Tempo, aber absolut keine Gefahr fürs Bayern-Tor. Vor allem Benatia, der 11 von 15 Zweikämpfen gewann, bot defensiv eine starke Partie. Guardiola brachte Rode, Gaudino und Pizarro – Robben erhöhte spät auf 4:0 (79.). Zu meckern gab es wenig, einzig die 11 völlig harmlosen Ecken sind als Minuspunkt zu nennen.
3 Dinge, die auffielen:
1. Offensive gibt die richtige Antwort
Es gab in den vergangenen Wochen trotz der insgesamt guten Ergebnisse zwei Themen, die auch hier im Blog immer mal wieder kritisch angemerkt wurden. Zum einen die Chancenverwertung, zum anderen die Probleme der Münchner nach einem frühen Tor das 2:0 nachzulegen. Nachdem sich die Guardiola-Elf unter der Woche gegen Moskau genau so das Leben schwer gemacht hatte, wies auch der Coach auf diesen Missstand hin und forderte mehr Entschlossenheit vor dem Tor. Bayerns Offensive und allen voran Robert Lewandowski gaben am Samstag die richtige Antwort. Zwei Chancen brauchten die Bayern, um 2:0 in Führung zu gehen. Zum vierten Mal in dieser Bundesliga-Saison gelang eine 1:0-Führung in den ersten 20 Minuten. Wie schon gegen Paderborn schaffte es der Rekordmeister direkt nachzulegen und damit frühzeitig für klare Verhältnisse zu sorgen. Im Prinzip war das Spiel so nach 13 Minuten entschieden, nach dem 3:0 in der 38. Minute dann erst recht. Korkuts Plan gegen den Favoriten mit zwei Stürmern im Umschaltspiel zu überraschen, schlug fehl – auch weil Lewandowski endlich für seinen Aufwand belohnt wurde.
Schon gegen Köln und Moskau war zu erkennen, dass der Pole sich abseits des Balles immer besser bewegt. Ein kleiner Haken nach innen, gefolgt von einem Sprint in die Tiefe. Immer wieder war dieses Muster zu erkennen – allein der Pass kam häufig nicht. Es ist das Los eines Mittelstürmers nicht nur beim FC Bayern, dass ein Großteil dieser Bewegungen ohne Wirkung bleibt. 21 Sprints und 61 intensive Läufe verbuchte die Statistik für Lewandowski gegen Hannover. Demgegenüber standen nur 42 Ballkontakte. Am Samstag zahlte sich Lewandowskis Aufwand allerdings aus. Auch weil Rafinha und Shaqiri anders als ihre Kollegen in den vergangenen Wochen den riskanten Diagonalball aus dem Mittelfeld in den Rücken der Abwehr wagten. Weil Hannovers Vierer- bzw. Fünferkette fahrlässig weit vorrückte, stand Lewandowski zwei Mal blank vor Zieler. Die Ruhe und Entschlossenheit mit der der 26-Jährige dabei vollendete, war bemerkenswert. Es war Bayerns fünftes Bundesliga-Spiel in Folge ohne Gegentreffer. Am Samstag war es aber vor allem die Offensive die den Ton setzte und das Spiel früh entschied.
2. Robben im „Beast-Mode“
Arjen Robben hat in seiner Profi-Karriere über 500 Pflichtspiele absolviert. Er wird dabei aufregendere Aufgaben vor sich gehabt haben als Hannover 96 an einem 7. Spieltag im Oktober. Wer den 30-Jährigen aber am Samstag auf dem Platz beobachtete, konnte das Gefühl bekommen, es gehe zumindest für ihn um sehr viel. Als Robben nach zwei Minuten einen vielversprechenden Diagonalball von Alaba verstolperte, schrie er sich selbst an, schlug sogar vor Wut auf seinen Oberschenkel. Spätestens da hätte Hannover gewarnt sein müssen. Was der Niederländer folgen ließ, war eine Demonstration seiner Offensivkraft. Sieben Torschüsse gab Robben in der ersten Hälfte ab, zog zudem die meisten Sprints an (37). Gerade im Vergleich zum einmal mehr blassen Shaqiri, der außer seiner Vorlage zum 3:0 kaum Wirkung entfaltete, war Robbens Omnipräsenz im letzten Drittel extrem auffällig. Auch in der zweiten Hälfte, in der die gesamte Mannschaft deutlich Tempo herausnahm, war es häufig Robben der torgefährliche Aktionen einleitete. Neun erfolgreiche Dribblings und zehn Torschüsse standen am Ende zu Buche. Bestwerte – mit großem Abstand.
Nachdem er beim 2:0 noch von einem Abspielfehler von Felipe profitierte und vergleichsweise leichtes Spiel hatte, zeigte sich beim 4:0 in der 79. Minute wieder der typische Robben. Kopf nach unten, durch zwei Gegenspieler hindurch und mit Wucht an Zieler vorbei ins Netz. Dabei schaute er genau so grimmig wie beim beim beschriebenen Stockfehler in der 2. Minute.
Irgendwann wird dieser Arjen Robben dem FC Bayern einmal enorm fehlen.
3. Rafinha sammelt Pluspunkte
Es ist schon ein wenig erstaunlich, wie sehr Pep Guardiola auf den brasilianischen Außenverteidiger setzt. Rafinha kam verletzungsbedingt langsam in die Saison, scheint aber immer dann, wenn Lahm ins Mittelfeld rückt, erste Wahl auf der rechten Außenbahn zu sein, Dabei gäbe es mit Rode und Hojbjerg durchaus spannende Alternativen. Gerade Rode zeigte immer wenn er spielte engagierte und auffällige Leistungen – vor allem im Heimspiel gegen Paderborn, als er auf der Rafinha-Position glänzte.
Der Brasilianer hat sich in den vergangenen drei Jahren an das ballbesitzintensive Spiel der Münchner angepasst. Er riskiert weniger Dribblings und stößt nur selten bis zur gegnerischen Grundlinie vor. 78 Pässe bei einer Passquote von 94 Prozent am Samstag sprechen für seine enorme Sicherheit. Rafinha verbuchte zudem nach Alaba die größte Laufleistung (10,71 km). Mit seinem schönen Diagonalball auf Lewandowski vor dem 1:0 sammelte er den ersten Scorerpunkt in dieser Saison. Rafinha ist normalerweise kein Spieler, der den Unterschied ausmacht – es gibt sogar Phasen in denen er im Bereich Handlungsschnelligkeit etwas abfällt im Vergleich zum Rest der Mannschaft. Trotzdem ist er grundsolide und hat die Anzahl seiner Fehler und kleinerer Aussetzer deutlich reduziert. Das Hannover-Spiel hat gezeigt, warum Guardiola momentan guten Gewissens auf diese solide Variante auf dem rechten Flügel setzt. Für Rode und Hojbjerg wird es so nicht leichter.
FC Bayern München – Hannover 96 4:0 (3:0) | |
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FC Bayern | Neuer – Benatia, Dante, Alaba – Rafinha, Lahm (75. Rode), Xabi Alonso (82. Gaudino), Bernat – Shaqiri (60. Pizarro), Lewandowski, Robben |
Bank | Reina, Boateng Müller, Götze |
Hannover 96 | Zieler, Sakai, Marcelo, Felipe, Schulz, Albornoz (46. Pander) – Kiyotake (72. Schlaudraff), Schmiedebach, Gülselam – Joselu (46. Bittencourt), Sobiech |
Bank | Reina, Hojbjerg, Boateng, Rode |
Tore | 1:0 Lewandowski (6.), 2:0 Robben (13.), 3:0 Lewandowski (38.), 4:0 Robben (79.). |
Karten | -/- |
Schiedsrichter | Daniel Siebert (Berlin) |
Zuschauer | 71.000 |