Blickpunkt Amateure: Streit und keine Erfolge

Jan Trenner 28.03.2014

Bayern Amateure testen an der Säbener Straße

1. Formkrise bei den Leistungsträgern: Alessandro Schöpf und Rico Strieder werden im Artikel genannt und kamen auch in unseren Spielberichten zuletzt zu keinen positiven Einschätzungen. Sie waren Hauptverantwortliche der Defensivkontrolle und gleichzeitig Beginn der Vorwärtsbewegungen. Beide stecken derzeit in einer Formkrise, wirken oft langsam in ihren Entscheidungen und unglücklich im Spielaufbau. Das Gleiche gilt für Vladimir Rankovic, der die Amateure am Saisonende verlassen wird, Julian Green, der ackert, aber oft unglückliche Wege geht oder Räume besetzt, und sogar Pierre-Emile Højbjerg vermag einer Partie nicht seinen Stempel aufzudrücken. Zuletzt sah man ihn mehrfach kopfschüttelnd auf dem Platz stehen oder die Arme heben und sofort wieder resigniert fallen lassen. Einzig Ylli Sallahi zeigt gute Ansätze und sticht durch ein sehr fehlerfreies Spiel hervor. Allein das reicht aber auch in der Regionalliga Bayern nicht.

2. Statisches, langsames Spiel: Tögel und Warmbrunn heben diesen Punkt im SZ-Artikel besonders hervor und sehen einen Unterschied zum kampfbetonten Spiel unter dem zum letzten Saisonende ausgeschiedenen Trainer Mehmet Scholl. Erik ten Hag ist ein »klassischer niederländischer Fußballtrainer«, der »Fußball in Positionen, nicht in Personen« denkt und auf flache Hierarchien setzt. Nach dem furiosen Saisonstart stockt die Maschine der Bayern Amateure derzeit spürbar. Wir erkennen das an vielen Querpässen zwischen Viererkette und Sechser, wenigen effektive Laufbewegungen im zentralen Mittelfeld oder Sprints auf den Außenbahnen. Spieltaktisch – hier besteht eigentlich keine Frage – dürften unsere Jungs die beste Ausbildung in der Regionalliga Bayern genießen, aber auf dem Platz kommen sie so gegen zweikampferprobte Gegner oder mauernde Mannschaften nicht zum Zug. Es fehlt sowohl an der Konsequenz als auch der Idee. Oft spielt man lange hintenrum ohne den Gegner in einen Stellungsfehler zu locken. Dann fehlt es an Kreativität und ein langer unpräziser Ball in Richtung des zur gegnerischen Eckfahne sprintenden Teamkollegen folgt.

3. »Zwischen den Lagern«, so titelt die Süddeutsche Zeitung und meint damit eine Spaltung innerhalb der Mannschaft zwischen den hochbegabten, inzwischen sogar mit einem Profivertrag ausgestatteten Talenten und ihren Mitspielern, denen die große Fußballklasse nicht in die Wiege gelegt wurde, sondern durch hartes Training Schritt für Schritt weiterkommen wollen. Wer im Nachwuchs des FC Bayern spielt, tut das immer mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass es nicht alle schaffen können und werden. Obwohl Nachwuchskoordinator Michael Tarnat die Probleme laut eigener Aussage im Wintertrainingslager ausgeräumt hat, mag ich das nicht so recht glauben. Auch auf dem Spielfeld sieht man eigentlich zwei Lager, denn die etwas schwächeren Spieler werden manchmal nicht in Offensivstaffetten eingebunden. Dort vertraut sich ein kleineres Klüngel an Personen am liebsten untereinander. Warmbrunn schreibt weiter, dass Erik ten Hag diese Probleme verschärft, indem er seine Spiele auf die Fähigkeiten der Leistungsträger aufbaut. Man könnte meinen er fokussiert sich zu sehr auf die Kaderspitze und verliert dabei den Blick auf die Breite, denn zum Beispiel beim Spiel gegen Buchbach konnte niemand, der einen Profivertrag im Schrank liegen hat, wirklich Akzente setzen. Mit Solokünstlern wird eine Tabellenführung schwer und ein Aufstieg mit Relegationsspielen fast unmöglich. An dieser Stelle passt auch eine kleine Beobachtung, die wir bei einem Testspiel in der Vorbereitung Anfang 2014 machen konnten. Viele der Stammkräfte standen nicht auf dem Platz, sondern kamen erst zum Ende der Partie als Zuschauer an die Kunstrasenfläche der Säbener Straße. Dort standen sie in kleinen Gruppen und schüttelten verwundert die Köpfe über das, was auf dem Platz passierte. Wieder einmal spielten die Amateure keine guten Testpartie. In diesem Zusammenhang sind auch 1-2 spöttische Bemerkungen gefallen, die dem aufmerksamen Zuhörer nicht entgehen konnten. Die Zusammensetzung der kleinen Grüppchen trennte sich strikt nach »hat Profivertrag« und »hat keinen Profivertrag«. Vielleicht war es also doch kein guter Schritt einige Jungs so explizit über andere zu stellen und die Erfolge der Amateure auf ihre Schultern zu legen.

Für die Bayern Amateure geht es nun darum in die Erfolgsspur zurückzukehren. Dabei sollte man das Thema nicht als den Start einer Siegesserie, sondern grundlegender sehen. Einen Schritt vor den anderen. Kämpfen. Heute Abend haben sie um 19 Uhr beim Heimspiel gegen Eintracht Bamberg die nächste Chance.