Wie Bastian Schweinsteiger den FC Bayern besser macht

Steffen Trenner 25.03.2014

Es gab zuletzt auch hier im Blog eine Diskussion darüber wie die Rückkehr von Bastian Schweinsteiger die Spielweise des FC Bayern verändert. Vier Mal stand Schweinsteiger nach der Rückkehr von seiner langwierigen Verletzungspause in der Startelf. Beim 4:0 gegen Hannover, beim 5:1 gegen Schalke, beim 2:1 gegen Leverkusen und zuletzt beim 2:0 gegen Mainz. Zwei Tore erzielte Schweinsteiger in diesen vier Spielen selbst, zwei weitere Treffer bereitete er vor. Guardiola veränderte zu seinen Gunsten zuletzt sogar ein wenig die Statik im Mittelfeldzentrum. Die extreme Ausrichtung im 4-1-4-1 mit Lahm auf der alleinigen 6, die die Hinrunde bestimmte, gehört momentan der Vergangenheit an. Mit Schweinsteiger erinnert die Ausrichtung eher an das 4-2-3-1 der Vorsaison – wenn auch ohne eine echte absichernde 6 und zudem deutlich variabler interpretiert.

Subjektiv erinnert das Bayern-Spiel mit Schweinsteiger ohnehin ein wenig an die Bayern der Saison 2012/2013. Mehr raumgreifende Verlagerungen weniger klein-klein auf engstem Raum, mehr Wucht im Nachstoßen in die Spitze. Die Betrachtung der öffentlich zugänglichen Zahlen (z.B. von whoscored.com) legt einen positiven Einfluss von Schweinsteiger auf das Münchener Spiel nah.

Bis zur Rückkehr von Bastian Schweinsteiger in die Startelf am 22. Spieltag gegen Hannover erzielten die Münchener in der Bundesliga im Schnitt 2,7 Tore im Schnitt. In den vier Spielen mit dem 29-Jährigen in der Startelf waren es 3,2 Tore. Auch viele weitere Statistiken verbessern sich mit Schweinsteiger in der Startelf. 21 Torschüsse pro Spiel produzieren die Münchener zuletzt mit ihm, davon 13 innerhalb des Strafraums. Vor seiner Rückkehr waren es 19, bzw. 12 im Strafraum. Der durchschnittliche Ballbesitzwert steigert sich von zuvor 70 Prozent auf im Schnitt 75 Prozent pro Spiel. Die gespielten Pässe pro Spiel stiegen von rund 750 auf 841.

Auch defensiv belegen die Zahlen einen positiven Einfluss von Schweinsteiger auf das Münchener Spiel. Mit ihm in der Startelf ließ Bayern zuletzt 7 Schüsse, pro Spiel zu – davon 3,7 Schüsse innerhalb des Strafraums. Zuvor in der Saison waren es im Schnitt über 9 Schüsse und über 5 im Strafraum pro Partie. Auffällig ist auch, dass Bayern über die Saison gesehen über 50 Prozent der gegnerischen Torschüsse durch die Mitte zuließ. In den vier Spielen mit Bastian Schweinsteiger in der Startelf entstanden nur knapp über 20 Prozent der gegnerischen Torschüsse durch das Zentrum. Möglicherweise auch eine Auswirkung der etwas stabileren Ausrichtung mit der Doppelsechs zuletzt.

Der Eindruck, dass Schweinsteiger das Spiel zuletzt sehr stark an sich zog täuscht ebenfalls nicht. Er hatte nicht nur stets sehr hohe Ballbesitz-Werte – auch die Verteilung des Ballbesitzes veränderte sich unter ihm. 47 Prozent der Münchener Pässe wurden mit ihm im mittleren Spielfelddrittel gespielt. Über die Saison gesehen sind es ungefähr 41 Prozent. Die Aktionen im Angriffsdrittel sinken dafür im Vergleich von 36 auf 33 Prozent. Das beschreibt dann wohl auch die zentrale Herausforderung mit dem Boss zurück im Zentrum des Spiels. Dem Übergang aus der Angriffsinitiation ins Angriffsdrittel fehlte zuletzt zumindest in Phasen gegen Leverkusen und Mainz die Dynamik und Zielstrebigkeit. Schweinsteiger macht das Spiel gern breit und geht anders als Thiago auch weniger Risiko im Dribbling. Auch deshalb gefällt mir persönlich eine Verbindung aus Schweinsteiger und Kroos auf den beiden zentralen Mittelfeldpositionen nicht, weil beide ähnliche Fähigkeiten haben und sich anders als eine Kombination Schweinsteiger/Lahm oder Schweinsteiger/Thiago nicht in ihren Fähigkeiten ergänzen.

Klar scheint: Diejenigen, die Schweinsteigers Zeit in München oder in der Nationalelf während seiner langen Verletzung frühzeitig für beendet erklärt haben, haben sich wieder einmal geirrt. Schweinsteiger ist zurück im Zentrum des Spiels. Oder besser im Zentrum der Party wie Spox zuletzt schrieb. Dem Spiel des FC Bayern – dafür sind die öffentlich zugänglichen Statistiken mindestens ein Indikator – tat seine Präsenz in den letzten Wochen insgesamt sehr gut.

Disclaimer: Die Zahlen sind per Hand aus den öffentlich zugänglichen Statistiken zusammengerechnet und verglichen. Sollte jemand einen Fehler finden, freue ich mich über einen Hinweis.