Spielerin des Jahres 2015: Melanie Behringer

Jolle Trenner 22.12.2015

Der FC Bayern München hat 2015 die Deutsche Meisterschaft im Frauenfußball in einer phänomenalen Teamanstrengung errungen. Er hat sie auch erspielt, denn es waren fußballerisch und taktisch unglaublich schön anzusehende und packende Partien dabei. Er hat sie auch gewonnen, denn bis zum Herzschlagfinale am letzten Spieltag brauchte es immer wieder Prisen an Glück für diesen Titel.

Es war die perfekte Mischung aus einem jungen, hungrigen Team, geführt von konstant souverän auftretenden Leadern wie Nora Holstad, Melanie Behringer und Melanie Leupolz, einer wild gewordenen Stürmerbande über sämtliche Altersklassen mit Katie Stengel, Eunice Beckmann, Vivianne Miedema und Vanessa Bürki, Kreativwahnsinnigen wie Raffaella Manieri und Mana Iwabuchi, Minutenfressern wie Caro Abbé und Flexibilitätsmonstern à la Viktoria Schnaderbeck.

Inzwischen hat sich das Team nochmal verstärkt. Sara Däbritz führt die interne Torschützenliste an, Rolser gibt die „Wandspielerin auf Hüfthöhe“ und Lisa Evans flitzt den Gegnerinnen in schöner Regelmäßigkeit über die Flügel davon. Doch der Dreh- und Angelpunkt im Zentrum des Bayern-Spiels ist Kapitänin Melanie Behringer. Leupolz hat in den Kombinationen nach vorne vielleicht noch mehr Aktionen, aber Behringer war das eine Puzzlestück, das dem Team vor ihrem Wechsel im Sommer 2014 aus Frankfurt noch gefehlt hatte.

Sie geht mit Leistung voran, bleibt stets ruhig und unaufgeregt und zieht im defensiven Mittelfeld die Fäden. Mit abkippenden Läufen in die Abwehr hilft sie beim Spielaufbau, sollten die Passwege zugestellt sein. Sie ist der Dreh- und Angelpunkt, wenn der FC Bayern die Gegnerinnen mit schnellen Seitenverlagerungen laufen lassen will. Sie schießt fast jeden Standard, egal mit welchem Fuß. Sie legt sich den Ball auf den Elfmeterpunkt und knattert ihn ins Netz. Sie zwirbelt Freistöße fast von der Mittellinie so vor das Tor, dass eine Kollegin nur noch einnicken muss. Und wenn das Team vorne nicht zum Abschluss kommt, pfeffert Behringer die Pille halt selbst ins Kreuzeck.

Obwohl Behringer aus Frankfurt kam, war die Deutsche Meisterschaft 2015 mit den Bayern ihre erste. Auch sie war also hungrig und erntete den Titel nicht im gemachten Nest. Stattdessen hob sie das junge Team auf die nächste Stufe, schaffte damit ein kleines Comeback in der Nationalmannschaft spielte im Sommer eine gute WM in Kanada. Bei allem Erreichten fallen einem kaum Spielerinnen ein, die das Wort „bodenständig“ und „grundsolide“ besser verkörpern könnten.

Fragt man sich, ob es eigentlich eine Beleidigung oder eine Ehrung ist, wenn die Heimatgemeinde Wieden im Schwarzwald mit weniger als 600 Einwohnern einer Welt- und Europameisterin zu Ehren ihren Bolzacker in „Melanie-Behringer-Stadion“ umbenennt, dann muss man feststellen: Nein, das passt perfekt.