Round-Up: Boateng + Thiago = Erfolg?

Maurice Trenner 25.10.2018

Bereits vor einigen Jahren haben wir auf Miasanrot den Plus-Minus-Wert eingeführt. Dieser Wert ist vor allem in den US-Sportarten wie Basketball oder Eishockey bereits weitverbreitet und wird häufig zur Evaluierung von Spielern eingesetzt. Kurz gesagt beschreibt er das Torverhältnis einer Mannschaft in allen Minuten in denen der Spieler auf dem Feld war.

Anschließend kann der Plus-Minus-Wert mit dem Durchschnittswert des Teams verrechnet werden, um so auf das tatsächliche Plus-Minus zukommen, also eine Differenz, die dem Einfluss des Spielers auf die Mannschaft entspricht.

Plus-Minus-Werte der Saison 2017/18

In einem ersten Schritt geht es darum, die Tordifferenz zu errechnen, wenn ein gewisser Spieler auf dem Platz stand. Dieser Wert wird im weiteren Plus-Minus genannt.

Übersicht aller Plus-Minus-Werte der Bayern-Spieler für die Saison 17/18 (Grafik: Lukas)

In der Grafik ist für alle Spieler die Tordifferenz in der abgelaufenen Saison 2017/18 dargestellt. Dabei sind die Werte zusätzlich über die gespielten Minuten aufgetragen. Eine rote Linie zeigt den Team-Durchschnitt an, der für die Saison bei 1,89 Toren lag. Also erzielte Bayern im Schnitt eben jene 1,89 Tore pro Spiel mehr als der Gegner.

Die verschiedenfarbigen Flächen entsprechen dem 90%-, 95%, 99%-Perzentil und können als statisches Gütekriterium verstanden werden. Konkret bedeutet das, dass die Wahrscheinlichkeit, dass Boateng nur zufällig so einen guten Wert hat kleiner als zehn Prozent ist, da sein Wert im 90%-Perzentil liegt.

Der spielerindividuelle Wert muss nun noch mit dem Mannschafts-Mittelwert verrechnet werden, um den tatsächlichen Einfluss zu erhalten. Dieser Wert wird im Folgenden als Delta-Plus-Minus bezeichnet. In der untenstehenden Tabelle sind diese Werte nun dargestellt.

NamePositionMinutenPlus-MinusDelta-Plus-Minus
AlabaD15562.370.48
AlcântaraMF12452.10.21
BernatD8932.120.23
BoatengD16452.520.63
ComanMF11512.030.14
HummelsD22161.83-0.06
KimmichD23351.77-0.12
LewandowskiST21731.78-0.11
MaiD18031.11
MartínezMF16131.73-0.16
MüllerMF19652.110.22
NeuerTW2701.33-0.56
RafinhaD18441.56-0.33
RibéryMF12101.56-0.33
RobbenMF15221.950.06
RodríguezMF16261.66-0.23
RudyMF15131.73-0.16
StarkeTW1801-0.89
SüleD19241.64-0.25
TolissoMF15321.53-0.36
UlreichTW261520.11
VidalMF14601.79-0.1
WagnerST7232.370.48

Zur besseren Übersicht sind positive Delta-Plus-Minus in grün und negative in rot dargestellt. Es wurden dabei die Daten für die Saison 2017/18 ausgewertet. Wie jede Statistik bedürfen die reinen Zahlen noch einer Interpretation und Einordnung.

Boateng und Alaba helfen der Defensive

Wenn man bei der Auswertung einmal die Ausreißer mit wenigen Minuten wie den Jugendspieler Mai, den Comebacker Starke oder den Langzeitverletzten Neuer außen vorlässt, fallen direkt Alaba und Boateng auf. Die beiden langjährigen Stammspieler haben mit +0,63 respektive +0,48 absolute Topwerte in der Mannschaft. Mit den beiden auf dem Feld schießt Bayern also im Schnitt ein halbes Tor mehr als ohne sie.

Bei Boateng zeigt die genaue Analyse, dass er sogar in der gesamten Saison 2017/18 nur bei einer Niederlage auf dem Feld stand – nämlich im Champions-League-Halbfinalhinspiel gegen Real Madrid. Und selbst in diesem Spiel verließ der deutsche Nationalspieler beim Stand von 1:0 für Bayern mit einer Verletzung den Rasen.

Nun zeigte Boateng bereits in der letzten Saison, dass er auch aufgrund von immer wiederkehrenden Verletzungen nicht mehr sein absolutes Top-Niveau erreichen konnte. Dennoch scheint der gebürtige Berliner ein wichtiger Anker in der Bayern-Defensive zu sein.

Für Alaba gilt eine ähnliche Aussage. Der Österreicher fehlte aufgrund diverser Verletzungen auch in vielen Spielen. Seine Ausfälle konnten nur ungenügend kompensiert werden. In den elf Bundesliga-Spielen die der ehemalige Bayern-Jugendspieler verpasste, kassierten die Münchner drei ihrer vier Saisonniederlagen.

Bei zwei der drei Niederlagen wurde Alaba durch Rafinha vertreten, was im Gegenzug auch den schlechten Wert von -0,33 beim Brasilianer erklärt. Der eigentliche Ersatz Bernat kommt mit +0,23 noch auf einen guten Wert.

Thiago und Müller kurbeln das Mittelfeld an

Bei den Mittelfeldspielern weisen die meisten Spieler ein negatives Plus-Minus-Delta auf. Positiv stechen lediglich Thiago mit +0,21 und Müller mit +0,22 heraus. Seinem direkten „Konkurrent“ James nimmt der Ur-Bayer damit netto sogar 0,45 Tore/Spiel ab.

Gerade bei James und Müller wäre eine weitere Analyse interessant, die aufzeigt wie sich das Plus-Minus verändert, wenn nur einer von beiden oder gar beide zusammen auf dem Platz stehen.

Während Thiago’s Einfluss auf das Bayern-Spiel auch hier im Blog zur Genüge gewürdigt wurde, soll anhand von seinem Plus-Minus dennoch kurz einmal die Grenzen der Aussagekraft des Wertes erläutert werden.

Der Spanier steht mit +0,21 bei einem starken Plus-Minus-Wert, vor allem im Vergleich zu seinen Mitspielern in der Zentrale wie Martinez (-0,16) oder Tolisso (-0,36). Auch hier hilft ein einordnender Blick auf die absolvierten Spiele der Nummer Sechs. Insgesamt verpasste Thiago 15 Bundesligaspiele. Von diesen wurden zwei verloren. Der Punkteschnitt mit und ohne den Mittelfeld-Regisseur liegt genau gleich bei 2,47 Punkten/Spiel.

Woher kommt also dann der gute Plus-Minus-Wert bei Thiago, der im Vergleich besser als seine Mitspieler ist? Mit dem Spanier in der Aufstellung gewann Bayern gleich sechsmal mit einem Vorsprung von mehr als drei Toren, ohne ihn nie.

Der Plus-Minus-Wert eignet sich also gut zum Vergleich von verschiedenen Spielern und zur Bewertung ihrer Leistung. Allerdings sollte er nicht ohne die Betrachtung weiterer Statistiken wie der erreichten Punkte/Spiel verwendet werden, da ansonsten einzelne Aussagen zu stark gewichtet werden können.

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