Round-Up: Flick zum DFB? Isso.

Daniel Trenner 11.03.2021

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Löw-Nachfolge: Trainerfahnder Bierhoff hat die Wahl | Süddeutsche Zeitung

Das Fußball-Thema der Woche hat auf den ersten Blick eigentlich nichts mit dem FC Bayern zu tun. Joachim Löw hat seinen Abschied als Bundestrainer für die Zeit nach der EM erklärt, also stellt sich zwangsläufig die Frage, wer dessen Nachfolger sein wird. Und hier kommt der FC Bayern ins Spiel, denn selbstverständlich schreiben alle Medien auch Hansi Flick zum Kandidaten. Der Kicker titelt groß mit ihm auf der Titelseite, die BILD-Zeitung hat mittlerweile eine ziemlich klare Kampagne gestartet. Zwar ist ihre Kampagne für Lothar Matthäus noch offensichtlicher, aber mittlerweile ist ein paar Leuten dort dann doch aufgefallen, wie hanebüchen diese Vorstellung eigentlich ist.

Während Jürgen Klopp geschätzt drei Minuten nach der Meldung bereits dementierte, “schweigt Hansi Flick auf vielsagende Weise”. So jedenfalls sieht es die Süddeutsche. Nunja, dass der FC Liverpool nun einmal unter der Woche spielte, während es der FC Bayern nicht tat, könnte das ganze auch erklären. Die Medien dürften es genießen, ihn erst an der Spieltagspressekoferenz fragen zu dürfen. Im Fall eines klaren Dementis, hätten sie so wenigstens Zeit gehabt, große Aufhänger zu schreiben. Klopp hat ihnen diese Chance ja leider genommen.

Was die Causa Flick selbst angeht, könnte dieser die Chance nutzen, um im Verein sein eigenes Blatt zu verbessern. Dass Flick und Salihamidžić eher nicht die besten Freunde sind, ist mittlerweile recht klar. Einige folgern daraus, dass Flick deshalb gerne die Chance beim DFB ergreifen könnte, doch gibt es gleich mehrere Gründe dagegen.

Erstens verschlechtert man sich eigentlich nicht freiwillig durch Jobwechsel. Und ja, Trainer des FC Bayerns zu sein, ist wirklich eine größere Nummer als Nationaltrainer. Beim FC Bayern verdient man mehr (das Doppelte steht im Raum) und ist enger an der Mannschaft.
Zweitens rennt Flick die Chance ja nicht weg. Joachim Löw war eine Ausnahmefigur. 15 Jahre ein- und derselbe Bundestrainer? Nicht der Normalfall. Hansi Flick wird schon noch andere Zeitfenster erhalten, für die er dann nicht den FC Bayern opfern muss. Drittens ist er ja bereits Weltmeister, das vergessen ja scheinbar viele. Und ich für meinen Teil wage zu bezweifeln, dass daheim sein Blick von der Medaille des Champions-League-Siegs zu der des Weltmeistertitels wandert, und er den düsteren Gedanken erhält, in Brasilien ja “nur” Co-Trainer gewesen zu sein. Überhaupt konnte er ja bereits ausgiebig diesen Bereich des Fußballs kennen lernen. Vereinstrainer sind deshalb so sehr an Nationalmannschaftsfußball interessiert, weil es etwas völlig anderes ist als die Arbeit im Verein. Aus dem Grund wird Klopp auch sicherlich irgendwann tatsächlich mal Nationaltrainer, schon allein weil es etwas völlig neues ist. Flick jedoch kennt diese Szene bereits.

Im Vereinsfußball jedoch, hat er noch nicht alles gesehen. Nur alles gewonnen. Zur Erinnerung: Obwohl Hansi Flick die Champions League gewann, hat er noch kein einziges K.O.-Spiel vor heimischem Publikum gespielt. Dieses Gefühl, wie eine ganze Stadt auf ein Duell mit Real Madrid hinfiebert und es dann in der Arena knistert. All das kennt er noch gar nicht. Er mag Titel gewonnen haben, aber eine Ära geprägt hat er noch nicht. All das würde sein vorzeitiger Abgang verhindern.

Und bei all den Spekulationen wird gerne mal ausgeklammert, das der Verein auch einfach “Nein!” sagen könnte. Es wundert mich, wieso zu Zeiten, als der FC Bayern mit etwa Julian Nagelsmann in Verbindung gebracht wurde, in Medien auf dessen Vertrag verwiesen wurde, während es jetzt bei Flick sich so anhört, als hätte der Verein ja gar kein Mitspracherecht.

Mag das Verhältnis Flick/Salihamidžić auch noch so angespannt sein, beim FC Bayern dürfte man sich noch an die Zeit vor Flick erinnern. Glücklicherweise ist ja auch noch Karl-Heinz Rummenigge da, um dem ein oder anderen Nachhilfe in zeitgenössischer Bayern-Geschichte zu geben.

Bis Hansi Flick dem Verein regelrecht in den Schoß fiel, durchfuhr der Klub nach Pep Guardiola eine regelrechte Trainer-Odyssey. Carlo Ancelotti war kaum da, schon sprach man über seine Ablösung. Kaum stabilisierte Jupp Heynckes im gefühlten Alter von 285 das schwankende Boot Bayern München, wurde ihm praktisch ein 20-Jahres-Vertrag angeboten. Über Kovačs Entlassung witzelte man bereits, da war der noch gar nicht Trainer.

Man muss sich das mal vorstellen: Flick gehen lassen, irgendwie einen Trainer wie Ten Hag holen und dann hat man im schlimmsten Fall im September wieder eine Trainer-Diskussion? Eigentlich müsste man dann die gesamte Führungsetage aus vereinsschädigender Inkompetenz entlassen. Selbst wenn Flick Ambitionen beim DFB hätte, dürften sie nicht so groß sein, als dass sie ein knappes “Kommt nicht in Frage!” nicht abblocken können sollte.

Gut möglich ist ohnehin, dass Flick das ganze als Chance wahrnimmt, House of Cards zu spielen. Möglicherweise nutzt er das Interesse des Verbands und den Druck in den Medien um sich neue Kompetenzen zu erschließen. Vielleicht geht er gar komplett in den Frank-Underwood-Modus und lässt es darauf ankommen, den Verein zwischen sich und Salihamidžić entscheiden zu lassen. Stellt sich diese Frage muss der Verein unbedingt die Antwort “Flick” wählen. 

Fußball-WM 2022: Boykott ist nicht die Lösung | Zeit

Ein spannender Artikel zum Themenkomplex Katar. Ronny Blaschke schlägt vor, wie Realpolitik aussehen könnte und entwirft fast eine Blaupause wie man mit Katar, anderen Golfstaaten und natürlich China umgehen könnte. Teile des Artikels haben zwar durch etwas seltsame Vergleiche das Potenzial, zerrissen zu werden, doch sollte man darüber hinwegsehen.

Männermannschaft

Steigt Schwegler beim FC Bayern zum Chefscout auf? | Kicker

Hinter den Kulissen dreht sich das Personalkarussell. Chef-Scout Marco Neppe steht nach Volltreffern wie Alphonso Davies oder Jamal Musiala  kurz davor zum Technischen Direktor befördert werden. Sein Nachfolger als Chef-Scout soll Pirmin Schwegler werden, der bereits für den Rekordmeister scoutet. Der Schweizer hat eine reichlich seltsame Karriere hinter sich, erst im letzten Jahr beendete er in Australien seine Karriere. Danach hat er einen kometenhaften Aufstieg erlebt. Seltsam und sonderbar, doch geschieht dies offensichtlich mit dem Segen Marco Neppes, dessen Kompetenz hinlänglich bewiesen ist.

[EN] Kimmich is Bayern’s ‚mentality monster,‘ ready for rivals Dortmund | ESPN

Im Interview mit ESPN erzählt Kimmich viel über seine Anfangszeit bei den Bayern, von wem er besonders viel lernte und was seine Mentalität auszeichnet. Besonders interessant und treffend sind aber die Sätze zwischen den Zitaten. Beispielsweise: „Usually, others will get the headlines but to understand Bayern, Kimmich is the key. He sets the pace, he makes the runs and the game revolves around him.“ | Justin

Tobias Escher: Von Schlangen und Kanin­chen | 11 Freunde

Constantin Eckner: BVB wie das Kaninchen vor der Schlange – darum verlor Dortmund | T-Online

Ob sich die beiden Spielverlagerung-Kollegen bei ihren Sprachbildern wohl untereinander absprachen? Das wissen wir nicht. Dafür wissen wir allerdings, wieso der FC Bayern Borussia Dortmund trotz frühem 0:2-Rückstand noch schlagen konnte. Beide kritisieren, wie mutlos tief sich der BVB -trotz allerbester Voraussetzungen- hatte fallen lassen. Das sprichwörtliche Kaninchen eben. Schlangenähnlicher waren sie dafür in den Anfangsminuten, als sie die Schwäche der Bayern in Person Niklas Süle identifizieren konnten. Mit fast heimtückischen Laufwegen von Thorgan Hazard zogen sie ihn aus seiner Außenverteidigerposition in die Mitte und machten so die Bahn frei für nachrückende Spieler.

Bayern beeindruckt | Spielverlagerung

Doch Spielverlagerungsautoren gingen nicht nur fremd. Auch auf ihrer Seite gab es eine große Analyse zum Spitzenspiel. TR zeigt sich dabei erstaunlich beeindruckt vom Spiel des FC Bayerns und sieht gar insgesamt eine der besten Leistungen unter Hansi Flicks Ägide.

Ein Schlüssel war dabei Lewandowskis veränderte Positionierung im Laufe des Spiels. Ab der 20. Minute ließ er sich verstärkt auf Höhe der Dortmunder Sechser fallen und verstärkte so mit seiner Technik Bayerns Kombinationsspiel. Auch Goretzka und Davies werden für ihre immer wieder gefundenen Lösungen gegen das Pressing des BVB gelobt.

Flicks Stil imponiert, ist im Titelkampf mit Leipzig aber ein Manko | Focus

“Offence wins games, but defence wins championships.” Justin nimmt sich diese These zur Brust und sieht die beiden übriggebliebenen Kandidaten für die Meisterschaft als zwei fußballphilosophische Gegenpole. Während Flicks Bayern aus allen Rohren feueren und dabei gerade die Offensivspieler brillieren, kommen die Leipziger Nagelsmänner vornehmlich über ihre solide Defensive. Nicht umsonst läuft im Sommer Upamecano über.

Beide Teams haben dabei gegenteilige Probleme, Bayern kassiert zu viele Tore, Leipzig schießt gerne mal zu wenige. Zum Lissaboner Champions-League-Turnier sagte ich mal in Anlehnung an diesen alten Spruch: “Defence wins championships, but offence wins Champions Leagues.” Bei der Champions League behielt ich Recht und vielleicht kassiert Flick ja am Ende die gesamte Floskel.

„Collinas Erben“ sind sauer: Der falsche Zorn des BVB | N-TV

Im Nachgang gab es noch einen unrühmlichen Epilog zum Spiel. Dass Schiedsrichter Marco Fritz den 50/50-Zweikampf im Mittelfeld zwischen Sané und Can nicht abpfiff war für den BVB glatt die größte Fehlentscheidung seit dem Wembley-Tor. Gerade Reus tat sich hervor und ist mit seiner erhellenden Begründung (“Isso”) schon jetzt ein Meme. Collinas Erben ordnen die Szene gewohnt sachlich ein: Kann man pfeifen, muss man nicht. Es passte zu Fritz’ Linie und der VAR konnte ohnehin nicht einschreiten. Wenigstens einer sah das beim BVB auch so: Ein Schelm, wer Emre Can nicht noch ein wenig verbliebene Bayern-Mentalität unterstellen würde.

Nicht mal von Haaland zu stoppen: Lewandowskis Rekordjagd nimmt kein Ende | Web

Klaus Fischer über Robert Lewandowski: „Wenn er in dieser Saison die 40 packt, sind auch die 365 möglich“ | Kicker

Lewandowski trifft, trifft und trifft. Mittlerweile braucht er nur noch neun Treffer in zehn Spielen um Gerd Müllers Rekord zu egalisieren. Behält er seine derzeitige Torquote bei, übertrifft er sie sogar eher. Meine Prognose ist dabei simpel: Bleibt er verletzungsfrei, fällt der Rekord. Auch die Frage der Woche dreht sich um “Lewangolski”.

Spannend ist dabei auch, dass immer mehr Gerd Müllers Allzeit-Bestmarke von 365 Toren droht zu wackeln. Klaus Fischer hat schon länger seinen Frieden damit geschlossen, bald als Nummer zwei (268 Tore) abgelöst zu werden und traut ihm auch 365 zu. Lewandowski fehlen 98 Treffer.

Das ganze dürfte ihm auch bei den Individualpreisen dieses Jahr wieder helfen. Das Gremium des Ballon d’Or dürfte noch ein etwas peinlich berührtes Schuldgefühl verspüren. Lewandowski wird darauf hoffen, dass Mbappé in der verbleibenden Champions-League-Saison und Europameisterschaft nicht noch weiter eskaliert.

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Alle Assists von Thomas Müller auf Robert Lewandowski. Was für ein unglaubliches Duo.

Eckner: Wie Leroy Sané die sportliche Wende gelang | Twenty3
Das Lob für Leroy Sané wird immer größer. Gerade das BVB-Spiel hat seinem Ruf da mächtig geholfen. Auf der einen Seite freut es mich, auf der anderen Seite, meldet sich der innere Sammer in mir. Leroy Sané zeigt endlich gute Leistungen für den FC Bayern. Gut. Das ist das von mir gewählte und verwendete Attribut. Denn obgleich er stärker wird, an die Leistungsspitzen, die Kingsley Coman und Serge Gnabry in der Hinrunde, respektive der letzten Saison zeigte, kommt er noch nicht heran. Das ist natürlich völlig in Ordnung soweit, betrachten wir alle bereits vielfach diskutierten Komponenten (Wechsel, Verletzungen, etc.). Ich warne nur ein wenig von einem Extrem ins andere zu wechseln.

Saison-Update

Frauen

Die Damen setzen ihre grandiose Saison weiter fort. Mit einem völlig ungefährdeten 9:1 (6:1, 3:0) nach Hin- und Rückspiel stehen sie nun im Viertelfinale der Champions League. In der Bundesliga gibt es dabei eine handfeste Krise: Beim 5:1-Sieg beim SC Freiburg kassierten sie ihr zweites Gegentor der Saison. Puh… Scheuer raus? Also Jens, nicht Andi!

Amateure

Die zweite Mannschaft des FC Bayern setzt weiter ihre seltsame, völlig unvorhersehbare Saison fort. In der einen Woche spielen sie großartig und verlieren, in der anderen gewinnen sie mit einer schwachen Leistung. So auch gegen Wehen Wiesbaden am Wochenende. Durch ein Eigentor und ein Tor in der Nachspielzeit gewinnen sie auf dem Papier klar mit 2:0, doch intern in unserem Chat heißt es nach diesem sonderbaren Spiel treffend: “Gewonnen und keiner weiß warum.”

Nerviger wurde es dann im Nachholspiel gegen den SC Verl. Holger Seitz rotierte kräftig auf sechs Positionen und die Mannschaft konnte sogar zu Beginn der zweiten Hälfte in Führung gehen. Doch am Ende nahm man ihr wie so oft die Butter vom Brot, Verl kam zurück und in den letzten Minuten konnten sie die Partie sogar ganz drehen.

Diskussion der Woche

Gerd Müllers 40-Tore-Rekord hat etwas magisch ewiges, doch nun kommt Lewandowski ihm immer näher. Da stellt sich die faszinierende Frage: Will man das überhaupt?
Moderne zeitgemäße Sportgeschichte versus alte Legende. Auf welcher Seite befindet ihr euch?Frage der Woche

Aktuelle Miasanrot-Artikel

Deutsch

4:2! Bayern schlägt BVB spät! | Christopher

FC Bayern Frauen: Gegen Freiburg ein(e) Asseyi im Ärmel | Justin

Spieler des Monats Februar: Robert Lewandowski | Louisa

MSR 193: Die Leon-Kings | Justin & Christopher

Englisch

Bayern’s Dominance Over BVB Continues | Marc