SINSHEIM, GERMANY - JANUARY 18: Robert Lewandowski of Bayern Munich celebrates scoring the 3rd Bayern Munich goal during the Bundesliga match between TSG 1899 Hoffenheim and FC Bayern Muenchen at Wirsol Rhein-Neckar-Arena on January 18, 2019 in Sinsheim, Germany. (Photo by Matthias Hangst/Bongarts/Getty Images)

Bayern reichen starke 45 Minuten gegen Hoffenheim

Christopher Trenner 18.01.2019

Pünktlich zum Kälteeinbruch startet die Bundesliga in die Rückrunde. Am späten Freitagabend trat der FC Bayern München in Sinsheim zum Auftakt an. Bei frostigen Temperaturen konnte aber das Spiel den Rasen erwärmen.

Falls ihr es verpasst habt:

Vor dem Anpfiff wurde viel über die Aufstellung von Niko Kovač spekuliert, da sich der bayrische Trainer zuletzt auf eine Startelf festgelegt hatte. Die Karten wurden aber in der Winterpause inkl. Trainingslager neu gemischt. Das zeigte auch die Startaufstellung. Mats Hummels begann neben Niklas Süle in der Innenverteidigung. Jérôme Boateng hatte das Nachsehen. Im Mittelfeld entschied sich Kovač etwas überraschend für die Doppel-Sechs Javi Martínez und Thiago. Davor auf der Zehnerposition spielte Leon Goretzka. Die Flügel wurden von Kingsley Coman und Thomas Müller begleitet. Im Sturm natürlich Robert Lewandowski.

Julian Nagelsmann entschied sich auf der Gegenseite für ein 3-5-2-System. Überraschend war dabei die sehr offensive Ausrichtung mit Demirbay, Kramarić, Bittencourt im Mittelfeld und der Doppelspitze Joelinton und Belfodil. Nominell waren also fünf offensiv orientierte Spieler in der Startelf. Unterstützt durch Schulz und Kadeřábek. Kurzum signalisierte Nagelsmann Mut vor dem Anpfiff.

Hoffenheim begann die Partie eher abwartend, überließen den Münchnern viel den Ball. Aus dem 3-5-2 im eigenen Ballbesitz wurde so ein 5-3-2. Vorrangig ging es der Heimmannschaft zunächst darum, die Mitte dicht zu halten und die Bayern früh auf die Außenbahn zu lenken. Dieser Plan ging in der Anfangsphase gut auf. Meist bekam Kimmich den Ball in einer nicht gefährlichen Zone kurz hinter der Mittellinie. Wenn es den Münchnern aber gelang mit Tempo auf die Flügelpositionen zu kommen, konnte sich meistens Coman oder Alaba durchsetzen und gefährliche Szenen initiieren. Lediglich im Abschluss fehlte es an Präzision: Lewandowski (10.), Goretzka (13.) und Müller (18.).

Die Münchner bekamen ab der 20. Minute die Partie mehr und mehr unter Kontrolle. Bayern zog das Pressing der Hoffenheimer wunderbar auseinander und lockte sie heraus, um dann die Zwischenräume zu bespielen. Dadurch entstand immer wieder Raum für Dribblings, Ballbesitz in der Zone 14 oder Flanken. Einzig die Chancenverwertung war in dieser Phase zu kritisieren.

In der 33. Minute ging der FC Bayern mit dem 13. Torschuss in Führung. Nach einer Flanke von Coman kam Lewandowski frei zum Kopfball. Dieser konnte aber von Baumann abgewehrt werden. Goretzka kam zum Nachschuss und verwandelt ins kurze Eck. Die verdiente 1:0-Führung.

Nach der ersten eigenen Ecke der Hoffenheimer klärt Müller zunächst den Ball und bringt Alaba ins Spiel. Dieser involviert Coman, der Alaba die Kugel wieder überlässt. Dieser spielt eine wunderbar getimte Halbfeldflanke, die Goretzka aus 14 Metern sehenswert per Grätsche ins lange Eck vollendete. Ein Bilderbuch-Konter (45. + 1). Die Erhöhung der Bayern direkt vor der Halbzeitpause.

In der zweiten Halbzeit setzte Julian Nagelsmann alles auf eine Karte. Hoffenheim presste jetzt wesentlich höher und rückte stärker raus. Dadurch verloren die Münchner die Kontrolle. Auf der anderen Seite ergaben sich früh große Konterchancen, die nicht gut genug ausgespielt wurden wie kurz vor der Pause. Zeitgleich zogen sich die Mannschaftsteile der Münchner weit auseinander, was nachteilig im eigenen Defensivspiel wurde.

Hoffenheim belohnte sich für die Spielweise in der 58. Minute. Nach einer Ecke der Bayern, kommt es zu einem Hoffenheimer Konter. Bittencourt ist schneller als Thiago und treibt den Ball durchs Mittelfeld nach vorne. Dort wartet Schulz, der aus gut 18 Metern zum 1:2 verkürzen kann. Manuel Neuer war ohne Chance.

Der Anschluss war der komplette Bruch im Spiel der Bayern. Die Hoffenheimer gewannen nun mehr Zweikämpfe und hatten ab der 60. Minute mehr Ballkontrolle (50.7%) als die Bayern. Der Elf von Kovač gelang es nicht mehr, Ruhe in den eigenen Spielaufbau zu bringen. Es folgten einfache Ballverluste im Mittelfeld, die die Hoffenheimer mit Tempo auf die Bayern-Abwehr gehörig unter Druck setzte.

Neuer hielt die Bayern in der 82. Minute mit einer Weltklasse-Parade gegen den eingewechselten Szalai auf der Siegerstraße.

So kam es, wie es kommen musste. Über die eingewechselten Gnabry und James, konnte sich der FC Bayern aus dem Pressing der Hoffenheimer befreien. An der Strafraumkante setzte dann erneut James Müller ein, dessen Querpass von Lewandowski über die Linie gedrückt wurde (87.).

Die Münchner gewinnen aufgrund der sehr starken ersten Halbzeit nicht unverdient mit 3:1 in Hoffenheim und verkürzen vorerst den Abstand auf Dortmund auf drei Punkte. In der zweiten Halbzeit können sich die Münchner bei Manuel Neuer bedanken, der mit einer überragenden Parade die drei Punkte festhielt.

Am kommenden Sonntag haben die Bayern dann ihr erstes Heimspiel in der Rückrunde. Der VfB Stuttgart ist zu Gast in der Allianz Arena.

Dinge, die auffielen

Müller rechtfertigt Aufstellung

Thomas Müller durfte mal wieder auf der rechten Außenbahn starten. Das liest sich so falsch, wie es in der Realität auch ist. Realtaktisch ergibt sich aber ein anderes Bild. Müller rückt viel ein. Bindet durch kluge Laufwege gegnerische Spieler und reißt so Lücken für seine Mitspieler. An diesem Abend vornehmlich für Kimmich, Lewandowski und Goretzka. Gerade in der ersten Halbzeit nutzte er die verwaiste Zone 14 der Hoffenheimer und organisierte so den Übergang von Mittelfeld ins Angriffsdrittel mit. Gleichzeitig rückte er in den Strafraum vor und sorgte für Gleichzahlsituationen, wie vor der 1:0-Führung der Bayern. Lobenswert war die Übersicht beim 3:1 als er mustergültig Lewandowski bediente.

Gutes Pressing

Im Gegensatz zum Testspielauftritt im Telekom-Cup am vergangen Wochenende, wirkte das Pressing der Münchner an diesem Freitag deutlich abgestimmter und griffiger. Die Offensivreihe der Bayern setzte die Dreierkette von Hoffenheim früh unter Druck. Die Kraichgauer konnten sich meist nur mit einem langen Ball befreien. Diesen sammelte dann wahlweise Martínez, Süle oder Hummels ein. Die Folge waren alleine neun abgefangene Bälle in der ersten Halbzeit für die Münchner. Auf der Gegenseite brachten die Hoffenheimer nur einen von acht langen Passversuchen an den Mitspieler.

In der zweiten Halbzeit brach das Pressing der Münchner dann fast komplett zusammen. Die Abstände zwischen den Mannschaftsteilen wurde rießig. Das Mittelfeld konnte nicht mehr schnell genug nachrücken, wodurch Hoffenheim wesentlich mehr Spielanteile hatte.

Kovač mit Licht und Schatten

Niko Kovač wählte eine sehr interessante Herangehensweise in der ersten Hälfte und seine Mannschaft wurde dafür belohnt. Die Entscheidung pro Müller (Punkt 1) und das gute Pressing (Punkt 2) kann er sich auf seine Fahne schreiben. Die Entscheidung für Martínez und Goretzka machte sich anfangs ebenfalls bezahlt.
So lobenswert die ersten 45. Minuten waren. So kritikwürdig war die zweite Hälfte. Die Bayern verloren fast ähnlich wie beim Top-Spiel gegen den BVB die Kontrolle über die Partie. Von außen gab es keinen Impuls. Keine Umstellung und keinen personellen Wechsel, obwohl es die namhaft besetzte Bayernbank durchaus hergegeben hätte.

Der erste Wechsel erfolgte in der 72. Minute und war ein Eins-zu-Eins-Wechsel. Gnabry ersetzte Coman. Das Mittelfeld blieb unterbesetzt. So riskierte der FC Bayern einmal mehr eine Führung aus der Hand zu geben. Neuer rettete in der 82. Minute in höchster Not. Das fehlende Ingame-Coaching von Kovač bleibt seine große Baustelle.