Habemus Pep – Guardiola hat seine neue Herausforderung gefunden

Jan Trenner 16.01.2013

Sky Italia war plötzlich eine Quelle, daraufhin folgte ein eher halbherziges Dementi unseres Vereins und heute Nachmittag war die Bild mit der Topmeldung zur Stelle. Spätestens als man Alfred Draxler als Autor der Meldung erkannte – und sofort alle Sportportale aufsprangen – war es sicher. Unsere Vereinsführung hat still und konzentriert an der Verpflichtung des ehemaligen Cheftrainers von Barcelona gearbeitet. Jupp Heynckes soll seine Tendenz (Aufhören nach der Saison) schon vor Weihnachten bekannt gegeben haben und in der heißen Phase mit beinahe täglich neuen Gerüchten, konnte der FC Bayern souverän die Verpflichtung verkünden. Wer hätte bitte – Stand heute Mittag – denn gedacht, dass Guardiola schon einen Vertrag unterschrieben hat? Eben.

Bevor ich zu Bayerns neuem Trainer kommen möchte, muss unserem Chefcoach Jupp Heynckes und auch dem FC Bayern ein Lob ausgesprochen werden. Es freut mich ungemein, dass der Aufmacher auf der FCB Homepage mit »Heynckes beendet Karriere zum Saisonende« titelt. Josep Guardiola steht im zweiten Absatz, denn was Jupp nach der letzten Saison und in dieser Hinrunde geleistet hat ist aller Ehren wert. Die Trendwende nach dem verlorenen Champions League Finale kann man dem erfahrenen Trainer zuschreiben. Er hat bewiesen sich und sein Auftreten verändern zu können und hat mit Matthias Sammer einen starken Partner an die Seite bekommen. An dieser Konstellation hat sowieso nur die Boulevardpresse gezweifelt. Ich wünsche dem Team unter Trainer Heynckes eine starke Rückrunde und einige Titel. Die darf er dann gern mit auf seinen Bauernhof nehmen.

Kommen wir zu Josep „Pep“ Guardiola i Sala. Zuerst möchte ich den Bayern Blog zitieren. Dort gab es schon gestern einen Artikel und heute – nach der offiziellen Pressemitteilung – einen zweiten Text.

Sportlich passt Guardiola zu Bayern. Er hat bei Barcelona bewiesen, dass er mit seiner Spielweise erfolgreich und gleichzeitig innovativ sein kann. Er hat aus gut ausgebildeten Fußballern bei Barcelona ein mannschaftliches und taktisches Kollektiv geformt, das Maßstäbe gesetzt hat. Bayern ist schon jetzt eine Mannschaft, die auf Ballbesitz und Ballzirkulation ausgelegt ist und damit die Grundlagen des Guardiola-Systems verinnerlicht hat.

Dem würde ich beinahe vollkommen zustimmen. Unsere Mannschaft ist sehr gut ausgebildet, spielt aber unter Heynckes keinen so starken Fokus auf Ballbesitz wie noch unter van Gaal. Dennoch haben wir hier mehr als nur Grundlagen. Des Weiteren dürften ihm die Führungspersönlichkeiten (Schweinsteiger, Lahm, Neuer) und die Transferausrichtung auf junge, deutsche Talente sehr gefallen. Von den Persönlichkeiten Guardiola & Sammer erwarte ich diese Richtung weiter zu vertiefen. Bei einer hoffentlich langfristigen Zusammenarbeit könnte da eine ähnlich gute Talentschmiede wie in Spanien entstehen.

Hätte es Alternativen gegeben? Wohl nicht, denn einen Jürgen Klopp möchte ich nie auf der Münchner Bank sehen und auch Jogi Löw (frühestens wohl 2014 verfügbar) gehört nicht zu meiner ersten Wahl.

Ein Selbstläufer wird diese Verpflichtung nicht. Der spanisch sprechende Heynckes könnte hier helfen, aber viel wichtiger wird wohl der Co-Trainer werden. Außerdem hat Guardiola noch nie außerhalb Spaniens trainiert und die vergangenen Monate hoffentlich genutzt um die Liga kennenzulernen. Einen guten Deutschlehrer hatte er hoffentlich, ansonsten sind jetzt noch 6 Monate Zeit dafür. Erfolge sind auch bei Barcelona kein Selbstläufer und Konzepte lassen sich nicht 1zu1 nach München portieren. Sein Fußballverständnis ist groß, er selbst ein bodenständiger Kerl und etwas Tiki-Taka schadet unserem »Mia san Mia«-Verein nicht. Eventuell setzt er aber auch auf etwas ganz anderes. Wir werden es sehen und sind gespannt.

Pep Guardiola beim FC Bayern ist ein Signal. Noch mehr Aufbruchstimmung und die Möglichkeit die Zukunft weiter zu gestalten. Ich hoffe er bekommt genügend Zeit und kann seine Ideen umsetzen. Bei all seinen Gesprächen wird er eine neue Herausforderung gesucht haben und scheint sich nun der Herausforderung FC Bayern und Bundesliga stellen zu wollen. Das ist doch mal eine wunderbare Motivation!

Auf geht’s Bayern, schenkt Don Jupp noch ein paar Titel zum Abschied. Der Kaiser hat Recht.