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FC Bayern München – Shakhtar Donezk 7:0 (2:0)

Christopher Trenner 11.03.2015

Falls Ihr es verpasst habt:

Vor dem Spiel wurde viel diskutiert, ob Pep Guardiola drei, vier oder gar alle fünf Spieler seiner gefürchteten Offensivreihe bringen würde. Guardiola, der auf den gesperrten Xabi Alonso verzichten musste, entschied sich etwas überraschend für alle fünf Offensivspieler. In der Startelf standen also Ribery, Götze, Müller, Robben und Lewandowski. Abgesichtert wurde das Quintett von Schweinsteiger. Insgesamt gab es demnach drei Wechsel im Vergleich zum 3:1 in Hannover. Xabi Alonso fehlte wie gesagt wegen Sperre und auch Dante und Juan Bernat rutschten aus der Startelf. Die in Hannover zunächst geschonten Schweinsteiger, Ribery und Lewandowski begannen. Trainer Lucescu von Shakhtar Donezk änderte im Vergleich zum Hinspiel nur eine Position. Im defensiven Mittelfeld spielte Stepanenko für Fernando. Es blieb daher beim Mix aus offensiven Brasilianern und osteuropäischen Abräumern in der Defensive. Geleitet wurde die Partie vom Schotten William Collum, der in dieser Saison bereits den Münchner Auswärtssieg in der Champions League bei ZSKA Moskau 1:0 geleitet hatte.

Der FC Bayern begann zunächst in einem 4-1-4-1/4-3-1-2 System, das äußerst variabel in der Sturmreihe war. Lewandowski ließ sich immer wieder auf den linken Flügel fallen, wodurch Müller/Götze in die Sturmspitze vorrückten. Dadurch begann auch Ribery zunächst im Achterraum. Durch diesen taktischen Kniff der Raute konnten die Ukrainer verwirrt werden, wodurch sogleich die erste gefährliche Szene entstand. Rafinha auf Robben, der zu Ribery – alles direkt und dann ein Pass in die Spitze auf Götze. Im halblinken Strafraum senst Kucher Götze um. Schiedsrichter Collum zeigte auf den Punkt und stellte Kucher vom Platz: Der frühste Platzverweis der Champions-League-Geschichte. Thomas Müller verwandelte erneut ins linke Eck, wie zuletzt die Mehrzahl seiner Elfmeter (4 von 7).

Der FC Bayern spielte weiter druckvoll und erspielte sich weitere Chancen. Die größte vergab Robben, der einen Schritt zu spät in die Hereingabe von Lewandowski grätschte. In der 9. Minute reagierte Lucescu auf die Unterzahl und brachte mit Kryvtsov einen Verteidiger für Taison. Taktisch ergab sich bei den Ukrainern meist ein 4-4-1, dass situativ, wenn auch selten zu einem 5-3-1 wurde. Bayern drückte weiter auf das zweite Tor, vor allem Alaba schob stark in die Mitte und auch die Innenverteidiger rückten auf. Wegen eines einklemmten Nervs im Rücken musste Robben früh runter. Pep Guardiola brachte mit Rode einen Spieler, der etwas mehr defensive Stabilität garantieren sollte. Er passte sich perfekt ein, schließlich versteht er die Pressingvorgaben seines Trainers gut umzusetzen und durch seine gute Ballkontrolle und Pendelbewegung Druck zu entfachen. Der FC Bayern erspielte sich daher auch nach der Auswechslung von Robben eine Vielzahl an Abschlussgelegenheiten, kam aber nicht zum Torerfolg. Es dauerte bis zur 34. Minute, als Götze den Ball an die Fünfmetergrenze per Kopf auf Lewandowski legte. Dieser scheitert noch an Pyatov, doch Boateng verwandelte den Nachschuss zum 2:0.

Kurz nach der Pause nutzte der FC Bayern eine Behandlungspause von Rechtsverteidiger Srna und kombinierte sich schön über die linke Angriffsseite frei. Ribery und Alaba zeigten hier ihr blindes Verständnis. Nun waren die Ukrainer restlos bedient. Wieder über links ersprintet Ribery auf der Linie noch einen Ball und flankt diesen nach innen. Im Nachschuss hat Müller kein Problem mit dem leeren Tor – 4:0. Gute zehn Minuten später der wohl emotionalste des Abends. Nach einer Flanke von Rafinha köpft Holger Badstuber zum zwischenzeitlichen 5:0 ein. Doch es war noch nicht das Ende. Weitere ezhn Minuten später krönte auch Robert Lewandowski seine Leistung. Nach Vorlage von Schweinsteiger traf der Pole im fünften Anlauf zum 6:0. Kurz vor Ende, nach einem Eckball von Shakhtar Donezk konnte der FC Bayern einen Konter im eigenen Stadion einleiten. Müller ersprintet einen Ball, den er auf Boateng legt, der fast als Rechtsaußen in dieser Situation agiert. Seine Flanke landet bei Götze der sich nach kurzer Verzögerung auch in die Torschützenliste eintragen darf.

Am Ende stand ein souveräner und auch in der Höhe verdienter Heimsieg des FC Bayern. Dieser befindet sich nun erneut unter den besten acht Teams von Europa. Lediglich die Verletzungen von Robben und Ribery trübten den Auftritt des Rekordmeisters.

Drei Dinge, die auffielen:

1. Heil in der Offensive

Wurde Pep Guardiola im Hinspiel noch eine zu defensive Grundhaltung vorgeworfen, so schien es in diesem Spiel genau das Gegenteil zu sein. Fünf von fünf möglichen Offensivspielern begannen. Diese wurden nur abgesichert von Schweinsteiger. Hinzu kam eine enorm aufgerückte Innenverteidigung. Fast überfallartig versuchte der FC Bayern das Spiel vom Anpfiff weg zu entscheiden. Zugegeben durch den Platzverweis und einem erneuten Führungstreffer durch eine Standardsituation, in diesem Fall einem Elfmeter, wurde das Spiel aus Sicht des FC Bayern auch einfach. Viele Dinge in der Offensive funktionierten. Gerade das Ausweichen von Lewandowski sorgte immer wieder für Verwirrung. Exemplarisch die 24. Minute als Rafinha eine Flanke weit in den gegnerischen Strafraum schlägt, wo Lewandowski am langen Pfosten wartete. So entstanden immer wieder auch körperliche Überlegenheiten, die Shakhtar vor große Probleme stellten. Dennoch war es gut zu sehen, dass es möglich ist, mit allen fünf Offensivakteuren zu spielen und dass sie gut genug harmonieren, um gegen einen erneut sehr defensiv eingestellten Gegner zu bestehen. Am Ende lesen sich die Zahlen überragend: 74% Ballbesitz, 93% Passquote und 25 Torschüsse in einem Champions-League-Achtelfinale zeugen von einer sehr guten Leistung. Alleine Robert Lewandowski hatte sieben Abschlüsse im Strafraum von Shakhtar Donezk – die Ukrainer (zugegebener Maßen lange Zeit dezimiert) als Mannschaft hatten einen Abschluss.

2. Konterabsicherung

Wichtig an diesem Abend war, wie der FC Bayern die Konterabsicherung gestalten wollte, schließlich verfügten die Ukrainer über enorm schnelle Spieler. In den wenigen Fällen der Ballverluste konnte der FC Bayern den ballführenden Spieler schnell stellen und die Zweikämpfe meist noch im letzten Angriffsdrittel führen. Vor allem auf der linken Seite gelang es Alaba und Götze immer wieder, den gegnerischen Spielaufbau zu stören. Gerade beim noch ‚kritischen‘ Stand von 1:0 gelang es, den Gegner beizeiten zu stellen und in Zweikämpfen zu verwickeln. In der Summe gab es nur zwei gefährliche Szenen. In der 15. Minute wird Luiz Adriano nach einer Standardsituation der Bayern steil geschickt, doch Boateng rennt hinterher und klärt letztlich souverän. In der zweiten Szene, gut zehn Minuten später spielte Müller nicht ideal eingesetzt durch Alaba einen Fehlpass im Mittelfeld und Badstuber musste zum taktischen Foul greifen. Die gelbe Karte nahm er an dieser Stelle gerne in Kauf. 12 von 15 Bayernfouls fanden in der Hälfte von Shakhtar Donezk statt (auch wenn darunter einige Offensivfouls waren). Somit funktionierte die Absicherung in weiten Teilen besser als zuletzt. Insgesamt waren beide Aktionen aber vergleichsweise harmlos. In der Summe gelang es dem FC Bayern, Shakhtar Donezk über 180 Minuten weitestgehend ohne großen Torabschluss zu lassen, so dass an dieser Stelle ausdrücklich auch das defensive Grundkonzept aus sehr hohem Pressing gelobt werden muss.

3. Glück ist der Mutter Tugend

Vor dem Spiel wurde viel analysiert und spekuliert über das taktische Vorgehen und die ideale Herangehensweise. All die taktischen Konzepte wurden durch den frühen Elfmeter etwas über Bord geschmissen. Der Elfmeter war unstrittig, doch der Platzverweis war an dieser Stelle wohl nicht zwingend notwendig. In der Summe veränderte diese Entscheidung wohl den gesamten Spielverlauf und macht eine nachhaltige Betrachtung extrem schwierig. Shakhtar Donezk spielte fast 90 Minuten – also ein komplettes Spiel in Unterzahl.

Dennoch ist es der Elf von Pep Guardiola hoch anzurechnen, dass sie auch nach dem 1:0 respektive nach dem 2:0 nie die Anspannung und Konzentration verloren hat. Ein Kippen des Spiels, wie es beispielsweise gegen Köln möglich gewesen wäre, lag nicht in der Luft. Zu gut griffen Offensive und Defensive ineinander. Das 4-3-1-2 passte an vielen Stellen. Vor allem die linke Angriffsseite von Ribery, unterstützt durch Götze, Alaba und Lewandowski war über 90 Minuten nicht zu stoppen. Das Glück der frühen Führung und des Platzverweises wurde dabei erarbeitet.

FC BAYERN – Shakhtar Donezk 4:1 (2:1)
FC BAYERN Neuer – Rafinha, Boateng, Badstuber (67. Dante), Alaba – Schweinsteiger – Robben (19. Rode), Ribéry (60. Bernat) – Götze – Müller, Lewandowski
Bank Reina, Benatia, Lahm, Pizarro
Shakhtar Donezk Pyatov – Srna, Kucher, Rakitskiy, Shevchuk – Taison (9. Kryvtsov), Fred, Stepanenko, Douglas Costa (79. Wellington) – Alex Teixeira (70. Ilsinho), Luiz Adriano
Tore 1:0 Müller (4./Foulelfmeter), 2:0 Boateng (34.), 3:0 Ribéry (49.), 4:0 Müller (52.), 5:0 Badstuber (63.), 6:0 Lewandowski (75.), 7:0 Götze (87.)
Karten Gelb: Badstuber, Boateng / Douglas Costa // Rot: – / Kucher (3./Notbremse)
Zuschauer 70.000 (ausverkauft)
Schiedsrichter William Collum (Schottland)