Endlich Weiser?

Christopher Trenner 28.01.2015

Weiser stand schon damals kurz vor dem Sprung ins Bundesligateam der Domstädter, die allerdings die Liga aufgrund von sportlichen Misserfolgen verlassen musste. Für Weiser ging es in der damals sehr turbulenten Zeit weiter zum großen FC Bayern. Allerdings wurde frühzeitig klar, dass er den Sprung nach ganz oben noch nicht schaffen würde. Eine halbjährige Leihe zum Zweitligisten FC Kaiserslautern sollte Spielpraxis und den nötigen Schub nach vorne bringen. Allerdings konnte Weiser den FCK nicht nachhaltig prägen. 13 Einsätze (2 Tore und 1 Vorlage) und 891 Minuten Spielzeit. Während der Relegationsspiele der Pfälzer gegen Hoffenheim spielte Weiser keine entscheidende Rolle.

Stagnation statt Fortschritt

Auch das erste Jahr unter Pep Guardiola war ein verlorenes Jahr. Nicht gut genug für die erste Mannschaft, zugleich nicht motiviert genug für die FC Bayern Amateure verstrich viel Zeit und Potential. In der Bundesliga spielte er erst nach der gewonnen Meisterschaft gegen Augsburg, Braunschweig und Bremen. Immerhin stand er noch sechs Mal im Kader. Die überwiegende Zeit spielte er allerdings in der Regionalliga Bayern. 19 Einsätze, 3 Tore und 7 Assists bei knapp 1458 Minuten sind Beleg ordentlicher Leistung, die aber von einer oftmals etwas schlampigen Einstellung überstrahlt wurden. Negativer Höhepunkt für viele Fans war das Fernbleiben bei den Relegationsspielen. Hier verspielte Weiser viel Kredit bei den Anhängern.

In der laufenden Saison spielte er bisher nur 18 Minuten Champions League gegen Moskau, eine Minute in Mainz und lediglich sieben Mal bei den Amateuren. Gewinner sehen anders aus. Erst recht, wenn sie sich im letzten Vertragsjahr befinden und um ihre persönliche Zukunft spielen. In der Rückrunde steht Weiser am Scheideweg. Gibt es eine Zukunft beim FC Bayern oder erleidet er das gleiche Schicksal wie viele Jugendspieler vor ihm beim Rekordmeister für die der Sprung vom hoffnungsvollen Talent in den Profikader zu hoch war?

In Rückrunde oder nie

Aktuell hat Weiser gute Karten mehr Einsatzzeit zu bekommen. Mit Shaqiri fällt der Hauptkonkurrent für Bank-Minuten auf dem offensiven Flügel weg. Der Schweizer spielte tortz einiger Querelen immerhin über 600 Minuten in dieser Saison für den FC Bayern. Einsatzzeit die jetzt auch auf Weiser umgelegt werden kann. Eigentlich gibt es nur noch Claudio Pizarro, Nachwuchskollege Sinan Kurt oder einen der gesetzten fünf Stammkräfte in der Offensive (Ribery, Müller, Robben, Lewandowski und Götze) die auf den Offensivpositionen von der Bank kommen können. Weiser könnte hier durchaus Minuten bekommen, wenn Spieler zum Beispiel nach eine Führung geschont werden sollten.

Eine weitere Option kann die rechte Abwehrseite sein. Die komplette Vorbereitung bestritt Pep mit einer Viererkette. Alaba & Badstuber sind aktuell wohl noch nicht soweit, dass die Dreierkette und die Grundausrichtung eines 3-4-3 schon wieder ein Thema wird. Somit tritt Weiser in Konkurrenz mit Rafinha und (mit Abstrichen) Sebastian Rode. Allerdings wirkte Rafinha nach seiner Verletzung äußerst gefestigt. Vor allem Defensiv. Der Gegentreffer in Mainz war das erste Gegentor für den Brasilianer in der laufenden Bundesligasaison – bei 13 Einsätzen. Allerdings leidet seine offensive Qualität etwas unter der veränderten Rolle. Nur eine Vorlage konnte Rafinha in der Bundesliga verbuchen. Wettbewerbsübergreifend lediglich zwei – bei 19 Einsätzen. Hier könnte Weisers Chance liegen. Er besitzt eine gute Qualität in der Offensive, kann brauchbare Flanken schlagen, kann Gegner mit Dribblings aussteigen lassen und ist solide im Passspiel. Defensiv allerdings hat er noch immer Nachholbedarf, auch wenn er körperlich mittlerweile zugelegt hat. Individualtaktisch und in Sachen Entscheidungsfindung muss er ebenfalls noch zulegen, will er dauerhaft Minuten sammeln.

Matthias Sammer kündigte unlängst an, dass Weiser unter genauer Beobachtung stehe. Eine gute Vorbereitung ist wichtig, aber das Label des Gewinners der Vorbereitung ist nur wenig wert. Auch Sandro Wagner oder Emre Can wurden schon als solche bezeichnet. Genützt hat es am Ende nicht viel. Weiser hat beim FC Bayern eine letzte Chance. Er muss dabei zwei unglückliche Jahre, die hinter ihm liegen vergessen machen. Nur dann besitzt er noch eine Zukunft in diesem Verein. Es wird keine leichte Aufgabe für den 20-Jährigen. Klar ist aber: Am Ende der Rückrunde sind alle Beteiligten weiser.