2:0-Sieg! Über Leverkusen zur Meisterschaft

Maurice Trenner 20.04.2021

Es war das erste Spiel nachdem Triple-Sieger Hansi Flick seinen Wunsch verkündet hatte, seinen Vertrag beim Rekordmeister zum Saisonende auflösen zu wollen – mitten im noch offenen Meisterschaftskampf. Wie würde die Mannschaft im Spitzenduell gegen Leverkusen reagieren?

Falls ihr es verpasst habt

Die Aufstellungen

Trotz eng getaktetem Spielplan wechselte Flick aufgrund fehlender Alternativen nur auf einer Position im Vergleich zum Sieg in Wolfsburg. Kingsley Coman ersetzte Leroy Sané auf der offensiven Außenbahn. Doppelpacker Musiala durfte dafür im Team bleiben. Ansonsten vertraute der Trainer seiner Stammmannschaft. Für Rekordjäger Lewandowski hatte es nicht für eine Nominierung in den Kader gereicht.

Bei der Werkself war Trainer Hannes Wolf etwas wechselwilliger und stellte seine Elf auf drei Positionen um. Rund um Kapitän Aranguiz arrangierte der Coach seine Mannschaft wie zuletzt in einem kompakten 3-4-2-1 mit zwei Sechsern. Vorne stürmte Schick vor den schnellen Bailey sowie Diaby, die den Auftritt von Neymar und Mbappe letzte Woche reproduzieren sollten.

Die erste Halbzeit

Mit dem ersten Torschuss erzielten die Münchner das 1:0 (8.). Eine schöne Halbfeldflanke von Alaba brachte Müller aufs Tor, wo Hradecky nur unzureichend klären konnte. Choupo-Moting stand goldrichtig und erzielte sein drittes Saisontor.

Während Bayer in Folge zwar immer wieder kleinere Strohfeuer legen konnte, war es doch erneut Bayern, die mit dem zweiten Torschuss der Partie ihr zweites Tor erzielten. Mit einer Vehemenz, die man sich in der Vorwoche gegen Paris gewünscht hätte, schloss Kimmich trocken aus der Mitteldistanz ins lange Eck ab (13.). 

Wenn Leverkusen gefährlich wurde, dann mit dem Anti-Flick-Patentrezept: Lange Bälle hinter die Kette. Allerdings konnten die Pharmariesen kein Kapital daraus schlagen. Wie nach zwanzig Minuten, als Schick aus aussichtsreicher Position vergab. Im Gegenzug konnte Bayern oft mit Tempo die aufgerückten Gäste überspielen.

Die Münchner spielten mit der Zwei-Tore-Führung im Rücken sehr souverän und wusste die Leverkusener ihrer größten Stärke, der Schnelligkeit, zu berauben. Selbst kam der Triple-Sieger immer wieder in Abschlusspositionen. Die wohl beste Chance auf den Ausbau der Führung hatte Alaba, der per sehenswertem Freistoß an Hradecky scheiterte. 

Mit 2:0 wurden die Seiten gewechselt. 66% Ballbesitz und 12:3 Torschüsse – die Zahlen verdeutlichen die Dominanz und Souveränität der Bayern. 

Die zweite Halbzeit

Gäste-Coach Wolf musste reagieren und brachte mit Wirtz sowie Bellarabi zwei frische Offensivkräfte. Seine Mannschaft wirkte nach dem Wiederanpfiff auch sichtlich zielstrebiger in ihren Aktionen. Mit deutlich höherem Anlaufen schaffte es Bayer immer wieder die Münchner zu Fehlern im Aufbau zu zwingen. 

Nach diesem ambitionierten Beginn des Gegners kamen die Münchner wieder besser ins Spiel. Die Roten erspielten sich bis zur vollen Stunde einige Halbchancen. Mit Demirbay brachte Wolff den nächsten frischen Spieler nach sechzig Minuten. Nur wenige Minuten später wechselte Flick direkt dreifach: Nianzou, Sané und Goretzka ersetzten Coman, Boateng sowie Müller.

Nach einem langen Ball von Kimmich dann die vermeintliche Entscheidung. Choupo schirmte mit seinem Körper gut seinen Verfolger ab, bevor er überlegt zum 3:0 einschob (66.). Einziger Formfehler: Es war wohl minimal Abseits, wie der Linienrichter anzeigte und der VAR bestätigte.

Auf der Gegenseite erzielte Leverkusen beinahe den Anschlusstreffer. Bellarabi traf zunächst nach einer Hereingabe von Bailey die Latte, bevor die gleiche Kombination mit einem Schuss des Ex-Nationalspielers knapp am linken Pfosten vorbei endete. Auch danach blieb Leverkusen immer wieder gefährlich, vorerst jedoch ohne Erfolg.

Zehn Minuten vor Schluss erschöpfte Flick sein Wechselreservoir und brachte Scott sowie Sarr. Pavard, der seit mehreren Minuten erheblich pumpte, und Musiala, der die wenigen Entlastungsangriffe der Münchner initiierte, gingen vom Feld.

Am Ende gewinnt Bayern nach einer souveränen ersten Halbzeit verdient 2:0 gegen in der zweiten Halbzeit deutlich verbesserte Gäste. Allerdings schaffte es die Werkself nicht ihre Chancen zu nutzen, wodurch die Münchner nie ernsthaft in Bedrängnis kamen. Am Samstag geht es für die Bayern in Mainz weiter.

Dinge, die auffielen

1. Flügelnuancen

Kingsley Coman übernahm positionsgetreu von Leroy Sané und spielte auf der rechten Außenbahn. Nicht seine Lieblingsrolle, wie man heute einmal mehr sehen konnte. Mit seinem stärkeren rechten Fuß fehlt ihm somit immer wieder die Option zum Zug nach Innen mit anschließendem Torschuss. Generell zeigt der Franzose seit Wochen leider eine absteigende Formkurve. Während er noch in der Hinrunde die Mannschaft teilweise anführte, hat sich seine Entscheidungsfindung vor dem Tor wieder verschlechtert. Flanke, Dribbling oder Schuss – diese Frage konnte der quirlige Coman weder gegen Paris noch heute gegen Leverkusen überzeugend beantworten.

Auf der anderen Seite lief der junge Jamal Musiala auf. Der zweifache Torschütze gegen Wolfsburg interpretierte seine Rolle deutlich zentraler als sein Pendant. Somit blieb der linke Flügel oft sehr frei. Müller versuchte vermehrt diese Zone zu besetzen. Den freien Raum wusste auch der immer wieder hoch schiebende Davies nicht wirklich zu nutze. Im Zentrum wurde es dadurch zwangsläufig enger, wobei das Wechselspiel von Musiala und Müller die Zuordnung der Leverkusener im Zentrum oft auflöste. Gerade so konnte man die eigentlich kompakte Zentrale von Bayer immer wieder entzerren.

Zur zweiten Hälfte wechselten die beiden Offensivkräfte die Seiten. Allerdings ohne große Akzente auf ihrer neuen Position zu setzen. Der eingewechselte Sané bestätigte ebenfalls seine abbauende Form der letzten Wochen, setzte wenige Akzente und vergab aus bester Position (76.).

2. Stamm-Choupo > Bank-Moting

Back-Up von Robert Lewandowski ist keine wirklich attraktive Stellenbeschreibung. Auch deshalb taten sich die Münchner in der Vergangenheit schwer diese Kaderlücke zu füllen. In der Vorsaison rückte Youngster Joshua Zirkzee oft in diese Rolle, doch für die Saison wollte der Verein eine 1a-Lösung.

Intern entschied man sich für Eric Maxim Choupo-Moting, der sich in Paris zwar nicht immer durch seine fußballerischen aber zumindest durch seine menschlichen Fähigkeiten zu einem wichtigen Bestandteils des französischen Serienmeisters gemausert hatte. Zu Beginn der Saison fremdelte der Kameruner noch mit seiner Rolle. Durch die wenigen und meist kurzen Einsätze kam er nie in einen Rhythmus und wirkte oft wie ein Fremdkörper im Bayern-Spiel. Böse Zungen behaupteten, dass diese Rolle auch der nach Parma verjagte Zirkzee hätte spielen können.

Doch seit der schweren – und bitter unnötigen – Verletzung von Lewandowski zeigt ein eingespielter Choupo seine ganze Qualität. Natürlich ist er kein Ersatz auf Augenhöhe für den Polen, doch dies kann auch niemand ernsthaft erwartet haben. Doch Choupo zeigt sich brandgefährlich vor dem Tor und engagiert in der Arbeit gegen den Ball. Zudem fungiert er als Anspielstation und kann Bälle festmachen. In den letzten fünf Spielen mit den zwei Krachern des Champions-League-Viertelfinale traf der Stürmer vierfach. Eine mehr als ordentliche Ausbeute für einen Ersatz.

3. Fünf-Sterne-Bewertung

Nachdem die Konkurrenz aus dem Osten im Spiel am Vorabend überraschend gepatzt hatte, konnten die Münchner einen großen Schritt in Richtung der neunten Meisterschaft in Folge gehen. Der Meister zeigte sich von Beginn an fokussiert und stellte klar wieso man in Deutschland die Nummer Eins ist. Wie schon immer in den letzten Jahren waren die Bayern da, wenn die Rivalen patzen. Die Meisterschaft scheint nun bei zehn Punkten und 19 Toren Vorsprung bei vier ausstehenden Spielen reine Formsache. Bereits am Wochenende in der Karnevals-Hochburg Mainz kann der Titel fix gemacht werden. Es wäre eine weitere Meisterschaft, die man in der Fremde erringen würde.

4. Königlicher Wechsel und königsblaue Tränen

Gleich zwei News wurden parallel zum Bayern-Spiel bekannt. Laut Berichten von Sky News hat sich David Alaba für einen Wechsel zu Real Madrid im Sommer entschieden. Fünf Jahre und bis zu 20 Millionen Salär lassen am von Florentino Perez ausgerufenen Finanztod der Madrilenen zweifeln. Für den Österreicher sicherlich eine attraktive Wahl, auch wenn nach den vielen empfindlichen Niederlagen in den letzten Jahren die Spanier ein Geschmäckle haben. Wie schon Kevin Durant wusste: “If you can’t beat them, join them”.

Bei den Königsblauen geht hingegen eine kleine Ära zu Ende. Der Jugendverein von Manuel Neuer, Leroy Sané und Leon Goretzka ist durch die Niederlage in Bielefeld vier Spieltage vor Schluss nun auch rechnerisch abgestiegen. Die Bundesliga verliert einen weiteren Traditionsverein und die Bayern einen (ehemaligen) Konkurrenten. Unvergessen beispielsweise das DFB-Pokalhalbfinale 2010, 8das die Münchner durch ein Weltklasse-Solo von Arjen Robben in der Verlängerung gewinnen konnten. Nächstes Jahr heißt es dann Steig Auf statt Glück Auf.