Vorschau: FC Bayern München – VfB Stuttgart

Justin Trenner 25.01.2019

In München ist man dieser Tage etwas uneinig darüber, ob es bereits an der Zeit ist, Kampfansagen nach Dortmund zu schicken, oder ob der Fokus auf der eigenen Leistung liegen sollte. So äußerte Goretzka direkt nach dem 3:1-Erfolg in Sinsheim, dass ihn der Tabellenführer im Moment gar nicht interessieren würde. Niko Kovač hingegen fand sehr deutliche Worte. „Wir sind bereit für die Jagd“, ließ er die versammelten Journalisten ungefragt wissen.

Die Wahrheit wird wie so oft in der Mitte liegen. Dass die Spieler wirklich keinerlei Gedanken an die Tabellensituation verschwenden, ist nur schwer zu glauben. Andererseits ist es mehr als vernünftig, bei sechs Punkten Rückstand erstmal auf sich selbst zu schauen. Mit Stuttgart, Leverkusen, Schalke und Augsburg warten demnächst Mannschaften, die das Potenzial mitbringen, die Bayern zu ärgern. Vor allem dann, wenn die Konzentration nicht auf dem aktuellen Geschehen liegt.

Letztendlich ist es sowieso nicht möglich, die Spiele des BVB aktiv und direkt zu beeinflussen. Zwar kann und muss der Druck indirekt aufrecht erhalten werden, doch das geht nur über die eigene Leistung. Wie am Freitagabend. Doch Favres Dortmunder konnten den ersten Angriff der Münchner erfolgreich abwehren. Es war wieder ein Spiel, das sie in der Vergangenheit sicher verloren hätten. Doch in dieser Saison schaffen sie es, das Geschehen zu ihren Gunsten zu drehen. Wie ein Meister. Am Samstag haben sie gegen Hannover ihrerseits die Chance, vorzulegen und den FC Bayern unter Druck zu setzen.

Eigentlich zwei Pflichtsiege

Gegen Hannover sollte der BVB in der Lage sein, die drei Punkte in Dortmund zu behalten. Ebenso sicher scheint der Sieg der Münchner einen Tag später zu sein. Stuttgart spielte nicht nur eine katastrophale Hinrunde, sondern war überdies auch nicht dazu fähig, gegen Mainz einen wichtigen Schub für das Selbstvertrauen zu holen.

Eine Partie, die über viele Phasen im Chaos versank, konnte der 1. FSV Mainz 05 in den entscheidenden Phasen deutlich besser kontrollieren als Stuttgart. Zwischenzeitlich war das Spiel durch Ballverluste, Mittelfeldüberbrückungen und Slapstickeinlagen der Defensivreihen geprägt. Gut vorgetragene Angriffe gab es eher selten zu sehen, vieles schien zufällig zu passieren. Weinzierl wiederum wirkte fassungslos. Sein Vorhaben, die Mannschaft zu stabilisieren, scheint nicht aufzugehen.

Und so drängt sich die Frage auf, wie das in München zu einem Punktgewinn reichen soll. Umso wichtiger ist andererseits aber der Fokus des FC Bayern. Von Stuttgart wird am Wochenende nichts erwartet. Sie können sich aufs Verteidigen konzentrieren und über Konter auf den Lucky Punch hoffen. Die Gefahr liegt im Spannungsverlust. Nicht selten waren es diese Spiele, die am Ende über die Deutsche Meisterschaft entscheiden. Auch deshalb ist die Konstellation am Wochenende vielleicht spannender, als viele aufgrund der Paarungen glauben wollen.

VfB Stuttgart: Abstände im Mittelfeld

Zumal Stuttgarts Probleme in München eine weniger bedeutende Rolle spielen dürften als in gewöhnlichen Bundesliga-Partien. Schon auf Schalke scheiterte Weinzierl an einer Mittelfeldstruktur, die einen gelungenen Spielaufbau ermöglicht. Bälle gingen früh auf die Außenbahnen oder überbrückten das Mittelfeld direkt.

Auch gegen Mainz wurde wieder deutlich, dass die Abstände zwischen Sechser und den beiden Achtern viel zu groß waren. Es entstand ein Loch, das Mainz gut für sich nutzen konnte. Im Zentrum ging für den VfB vor allem im ersten Durchgang wenig und auf den Flügeln stellte der FSV clevere Pressingfallen.

In der zweiten Halbzeit versuchte der VfB nochmal alles, um den Rückstand zu drehen. 17 zu 2 Torschüsse standen in den letzten 45 Minuten auf dem Konto der Stuttgarter und mit 3,78 zu 1,18 waren sie auch bei Expected Goals deutlich vorn. Trotzdem wirkte kaum etwas strukturiert oder geplant. Der Wille und die Einstellung in allen Ehren, schlussendlich reichte es nicht, um über die Brechstange hinaus Ideen zu entwickeln – wie ein typischer Absteiger. Vielleicht kommt es den Stuttgartern jetzt aber auch entgegen, dass sie in München mal gar nicht das Spiel machen müssen.

Bayerns Probleme

Dort können sie sich voll und ganz auf die Schwächen der Bayern konzentrieren, ohne die eigenen Probleme ständig im Hinterkopf haben zu müssen. Denn so souverän der Auftritt des amtierenden Meisters in Hoffenheim über weite Strecken auch war, so sehr wurden dadurch einige Probleme unter den Tisch gekehrt.

Beispielsweise rückte die zweite Pressinglinie erneut nicht konsequent genug nach. Das fiel oft deshalb nicht ins Gewicht, weil Lewandowski, Müller und Goretzka extrem clevere Laufwege an den Tag legten. Dadurch fand Hoffenheim den Weg in die Zwischenräume nur selten. Mit mehr Mut und einer besseren Form der Einzelspieler hätte die TSG vielleicht mehr erreichen können.

Die fehlende Kompaktheit begleitet den FC Bayern durch die Saison. Gegen Stuttgart ist erneut ein aggressives Gegenpressing zu erwarten. Dann sollten den Passgebern des VfB keine Möglichkeiten eröffnet werden. Darüber hinaus wird es für die Münchner darauf ankommen, mehr Ruhe in das Spiel zu bekommen. Ein offener Schlagabtausch wie zu Beginn der zweiten Halbzeit in Sinsheim käme den Stuttgartern entgegen.

Bayerns Stärken

Schaffen es die Bayern aber, die Ruhe aus den ersten 45 und den letzten 15 Minuten gegen Hoffenheim auf den Rasen der Allianz Arena zu übertragen, sollte es einen ungefährdeten Sieg geben. Vielleicht war die erste Halbzeit die stärkste Leistung der Kovač-Bayern überhaupt. Bayern schlug weniger Flanken und konnte sich durch das Zentrum kombinieren, weil Müller, Lewandowski und Goretzka den Zwischenlinienraum durch ihre Läufe öffneten.

Wurde der Ball dann mal verloren, griff ein gut strukturiertes Gegenpressing, das eine ordentliche Grundlage für die kommenden Wochen bot. Es ginge nun darum, diese Stärken über 90 Minuten zu strecken, sagte Kovač nach dem Rückrundenauftakt. Daran hat er einen großen Anteil. Mit dem 4-2-3-1 hat er eine gute Grundstruktur gefunden, die der Mannschaft entgegen kommt. Doch im Fußball verändern sich Situationen oft in wenigen Minuten. Der Gegner stellt um, ein Sonntagsschuss führt zu einem Gegentor oder ein Moment der Unaufmerksamkeit lässt das Momentum umschlagen.

Genau dann ist es die Aufgabe des Trainers, von außen einzuwirken. Kovač forderte vor der Saison Flexibilität ein, die er selbst nicht vorlebt. Stand jetzt. Deshalb muss auch der Trainer den nächsten Entwicklungsschritt gehen, damit die Bayern ihre Stärken über eine ganze Partie zeigen können. Und dann könnte es schnell dazu kommen, dass der Tabellenführer auch Leon Goretzka sehr bald interessiert.

Das Thesen-Duell

Die Regeln findet ihr hier. Die Zahl für These 3 wurde diesmal von Justin gewählt. Kurzfristige Änderungen sind bis zum Spieltag noch möglich.

Ergebnis des letzten Spieltags: Justin 4,6 : 4,8 Fatbardh

Zwischenstand insgesamt: Justin 68,4 : 63,2 Fatbardh

Justins Tipps

  1. Torschütze: Thomas Müller
  2. Freie These: Ein Tor (egal auf welcher Seite) fällt nach einem Standard.
  3. Über/Unter 2,5: Über!
  4. Aufstellung: Neuer – Kimmich, Süle, Hummels, Alaba – Thiago, Martínez – Goretzka – Müller, Lewandowski, Coman

Fatbardhs Tipps

  1. Torschütze: Serge Gnabry
  2. Freie These: Bayern spielt zu Null.
  3. Über/Unter 2,5: Über
  4. Aufstellung: Neuer – Rafinha, Süle, Hummels, Alaba – Kimmich, Goretzka – Müller – Gnabry, Lewandowski, Coman