WM-Kaderausblick Teil 2: Zwei Youngsters, ein Oldie

Felix Trenner 02.06.2014

Xherdan Shaqiri (22, Schweiz, 32 Länderspiele)

Wenn es doch immer so laufen könnte wie in der Nationalmannschaft. Das wird sich wohl kaum jemand so oft denken wie Xherdan Shaqiri, der beim FC Bayern in seiner Reservistenrolle feststeckt, während er in der „Nati“ der unangefochtene Anführer ist.

Ideal lief die Saison für den 22-Jährigen nicht: Von Verletzungen, sowohl in Hin- als auch in der Rückrunde, geplagt, kam er nie richtig in Tritt – und wurde von Guardiola auch nicht so väterlich behandelt wie unter Jupp Heynckes in der Vorsaison. Gerade deshalb verwundert es viele nicht, dass er offen über einen Wechsel nachdenkt. Immer wieder geistern Gerüchte über Interessenten aus England und Italien durch die Medien. Der junge Schweizer will sich nicht erneut mit seiner Rotationsspieler-Rolle abfinden, was absolut verständlich ist. Denn wie unglaublich stark er auch in wichtigen Spielen ist, zeigt er in der Schweizer Nationalmannschaft, wo er unter Trainer Ottmar Hitzfeld zusammen mit Valentin Stocker (bald Hertha BSC) und Konsorten für die Spielfreude im Mittelfeld zuständig ist. Bereits mit 18 Jahren debütierte er für die „Nati“ und kommt auf die gute Bilanz von 32 Länderspielen mit 18 Torbeteiligungen. Im Kader der Schweizer ist Shaqiri zusammen mit Ricardo Rodriguez (VfL Wolfsburg) der teuerste Spieler (Transfermarkt.de: 20 Millionen Euro).

Prognose: Shaqiri kann und wird die WM nutzen, sich mit der Schweiz in den Fokus zu spielen. Entweder in den von Guardiola oder eines neuen Vereins.

Julian Green (18, USA, 1 Länderspiel)

Das „Nesthäkchen“ im Kader des FC Bayern darf seine ersten großen Aufritte wohl auf internationaler Bühne feiern. Nach der Premiere in Moskau in der CL-Gruppenphase 2013 darf der Jungspund mit nur einem Länderspiel zur WM.

Die meiste Zeit war Julian Green in der vergangenen Saison für die Amateure in der vierten Liga aktiv. Umso überraschender, dass Nationaltrainer Jürgen Klinsmann, immer noch mit guten Kontakten nach München, schon bei der WM 2014 auf den 18-Jährigen setzt. Für Green ist es ein Zeichen, die richtige Entscheidung getroffen zu haben, denn bis vor kurzem war der Sohn eines US-Amerikaners noch für die deutschen U-Nationalteams aktiv. Ein kluger Schachzug von Klinsmann, das Talent schon früh sowohl emotional als auch sportrechtlich an den Verband zu binden. In den USA machte sich Green gleich mal einen Namen und sorgte im Kontext einer Klinsmann-Entscheidung für Schlagzeilen: Landon Donovan (2008 kurzzeitig in München aktiv), Rekordtorschütze des US-Teams, muss für Green zuhause bleiben, was in etwa einer Ausbootung von Miroslav Klose gleichkommt. Für den Rechtsaußen, der bei den Bayern einen Profivertrag hat, gilt bei der WM wohl: Dabei sein ist alles. Und trotzdem, wie viel Erfahrung und Selbstvertrauen ein großes Turnier geben kann, zeigte Thomas Müller 2010.

Prognose: Green darf erste WM-Luft schnuppern, ich persönlich traue ihm auch eine Rolle als positive Überraschung zu.

Daniel van Buyten (36, Belgien, 77 Länderspiele)

Vom Nesthäkchen Green zum doppelt so alten Daniel van Buyten. Der Belgier darf noch einmal in den Genuss einer WM kommen – mit einer Mannschaft die viele Experten insgeheim als Titelaspiranten sehen.

„DvB“ ist bei den Bayern-Fans beliebt wie kaum ein anderer Spieler im Kader. Der 1,97 Meter große Innenverteidiger ist mannschaftsdienlich, sympathisch und für sein Alter immer noch topfit. Genauso verhält es sich auch in Belgien, wo Trainer Marc Wilmots immer noch auf den erfahrenen und torgefährlichen (10 Länderspieltreffer) Verteidiger setzt. Inmitten der jungen belgischen Mannschaft wirkt der 36-Jährige manchmal wie eine Vaterfigur. Zusammen mit Vincent Kompany macht er hinten dicht während Hazard und Co. vorne für die Tore zuständig sind. Nach der WM wird van Buyten seine Nationalmannschaftskarriere beenden – wie es auf Vereinsebene weitergeht wird sich zeigen. Aber eine erfolgreiche Weltmeisterschaft mit Belgien ist möglicherweise das perfekte Karriereende.

Prognose: Ob Trainer Wilmots im klimatisch anspruchsvollen Brasilien auf van Buyten in der Innenverteidigung setzt, ist fraglich. Genauso wichtig ist er jedoch in seiner Rolle außerhalb des Platzes.