WM-Kaderausblick Teil 1: Von Heimspielen und Rotationen

Felix Trenner 31.05.2014

Dante (30, Brasilien, 10 Länderspiele)

Für einen Fußballer gibt es wohl nichts größeres als eine Weltmeisterschaft im eigenen Land zu spielen – nach Lahm und Schweinsteiger 2006 kommt dieses Jahr ein weiterer Spieler aus dem Kader des FC Bayern in den Genuss, bei einem großen Turnier nur Heimspiele zu haben.

Dantes zweite Saison in München lässt sich am besten mit dem Wort „durchwachsen“ einordnen. Zwar spielte der Brasilianer recht häufig, während Boateng und Martinez um ihn herum rotierten, doch oftmals schien er mit dem Kopf mehr in Brasilien zu sein, als auf dem Rasen der Allianz Arena. Sicher, die kleine Standpauke von Guardiola im Winter gab ihm merklich Schub, doch ist zu bezweifeln, dass es für einen Stammplatz in der brasilianischen Innenverteidigung reichen wird. Scolari hat in der Verteidigung mit Thiago Silva den wohl stärksten Abwehrmann des Turniers in seinen Reihen – er hat seinen Stammplatz sicher. Und daneben? Hier streiten sich zwei Spieler um einen Platz, die sich sowohl optisch als auch von der Spielweise her in gewissem Maße ähneln. David Luiz scheint im Zweifel die Nase, auch ob seiner größeren Länderspielerfahrung, etwas vorne zu haben – Dante wird sich in der Vorbereitung zeigen müssen, um ihn bedrängen zu können. Dass sich auch kurzfristig noch was ändern kann, zeigte sich beim Confed Cup 2013, als der aus Salvador stammende Wuschelkopf für Luiz eingewechselt wurde – und das erste Tor des Turniers erzielte.

Was auch immer in der Vorbereitung passiert, eins steht fest: Die Frohnatur Dante wird auch jede Sekunde auf der Bank genießen können und seine Mannschaft zur Not mit Bongos unterstützen.

Prognose: Ersatzspieler mit Startelfpotenzial

Javi Martínez (25, Spanien, 14 Länderspiele)

Wie wir schon einmal geschrieben haben – es war keine einfache Saison für Javi Martinez, auch wenn er sie mit einer überragenden Leistung im DFB-Pokalfinale krönen konnte. Auch bei der WM wird Javi es wohl nicht leicht haben im mit Weltstars gespickten Spanien-Kader.

Auf den ersten Blick macht die Nationalteam-Karriere des 25-Jährigen ganz schön was her. Weltmeister 2010, Europameister 2012, Confed-Cup-Zweiter 2013 – Titel, an denen er insgesamt aber nur mit 145 Minuten Spielzeit beteiligt war. Seinem Trainer in der Nationalmannschaft, Vicente del Bosque, geht es dabei womöglich genauso wie Pep Guardiola beim FC Bayern: Martínez ist so variabel, dass er überall spielen kann und schlussendlich nirgendwo spielt. Beim Confed-Cup spielte Javi so bei seinen drei Einsätzen einmal im defensiven Mittelfeld, einmal auf der Achter-Position und sogar einmal als Sturmspitze. Kurzum: Der Mann für Alles. Sicherlich ist Martinez in dieser Rolle wertvoll für die Spanier bei der WM, ob es ihm allerdings gefällt, ist die andere Frage. Gerade in der Innenverteidigung ist im Vergleich zu den Turniersiegen 2008, 2010 und 2012 durch den Wegfall von Carles Puyol eine offene Stelle entstanden – vorausgesetzt Sergio Ramos bleibt international Rechtsverteidiger. Im Mittelfeld besetzt Sergio Busquets Martinez‘ Paradeposition und ob er es bereits 2014 an Xavi vorbei in die Startelf schafft bleibt fraglich. Aus Fansicht wäre es Javi Martinez also zu wünschen, dass er in diese Rolle reinwächst und sich ein festes Standing in der Mannschaft holt. Dass er das Potenzial dazu hat, haben wir in München bereits des Öfteren bestaunen dürfen.

Ohne Frage zählen die Spanier auch dieses Jahr zu den Favoriten – es wäre der dritte Pokal den Titelhamster Martinez mit der „Furia roja“ holen würde und womöglich der erste als Stammakteur.

Prognose: Martinez muss sich möglicherweise an eine neue Position gewöhnen, will er in Brasilien Stammspieler sein.