Vorschau: Supercup 2015

Christopher Trenner 31.07.2015

Auch in den zwei Folgejahren trat der FC Bayern gegen Dortmund an und verlor beide Spiele 2:4 und 0:2 in Dortmund ziemlich deutlich, wenngleich wenn Pep Guardiola aufgrund von Verletzungen und Urlaubsplanungen teilweise nicht die besten Spieler zur Verfügung standen. In diesem Jahr kommt es zum ersten Mal zum Duell mit dem VfL Wolfsburg, der als amtierender Pokalsieger und Tabellenzweiter in die Lücke stoßen konnte, die Borussia Dortmund mit einer durchwachsenen Saison hinterlassen hat.

Der VfL Wolfsburg – Evolution statt Revolution

Der VfL Wolfsburg hat in der vergangen Saison ziemlich viel richtig gemacht und zeigte sich in fast jedem Mannschaftsteil verbessert. Nach 34 Bundesligaspielen reichte es mit einer Ausbeute von 20 Siegen, 9 Unentschieden und 5 Niederlagen für den zweiten Tabellenplatz. Die Wolfsburger spielen also in der kommenden Saison in der Champions League. Entgegen der letzten Teilnahme in der Königsklasse nach der Meisterschaft 2009 setzt Klaus Allofs als Manager auf Evolution statt Revolution. Damals versuchten sich die Wolfsburger mit größeren Transfers in der Königsklasse zu etablieren. Spieler wie Obafemi Martins, Karim Ziani oder Réver kamen für viel Geld – brachten aber nur mäßige Leistungen und Wolfsburg verschwand für Jahre wieder im Mittelfeld der Bundesliga.

Für die neue Saison beschränkt sich Klaus Allofs darauf, lediglich im Sturm namhaft nachzubessern. Mit Max Kruse bedienen sich die Wolfsburger beim direkten Konkurrenten Borussia Mönchengladbach. Dort gelangen Kruse in 66 Spielen 23 Tore. Sein gutes Passspiel, seine Fähigkeiten, den Ball zu halten und Schlüsselzuspiele für seine Mitspieler zu initiieren, dürften Fähigkeiten sein, die in das Konterspiel von Dieter Hecking weitaus besser passen als die Stoßstürmerqualitäten von Bas Dost. Die Offensive dürfte auch bedingt durch den in der Regel großen Aktionsradius von Kruse noch variabler werden. Zugleich steht Dieter Hecking vor der Aufgabe, den Stareinkauf aus dem Winter — André Schürrle — besser in die Mannschaft zu integrieren. Nur sieben Pflichtspiele in der Bundesliga von Beginn an und nur ein Treffer zeugen von einer gewissen Anlaufschwierigkeit. Unabhängig von seiner Integration bleibt Kevin De Bruyne aber weiterhin der Spielgestalter und zentrale Spieler der Wolfsburger. Mit 31 Scorerpunkten in 34 Spielen sicherte er den Wölfen nahezu im Alleingang die Vizemeisterschaft und den Triumph im DFB-Pokal. Auch beim letzten Aufeinandertreffen mit dem FC Bayern war De Bruyne der entscheidende Spieler. Er spielte wie entfesselt beim 4:1-Sieg der Wolfsburger. Zuletzt mehrten sich die Gerüchte, dass De Bruyne wieder zurück auf die Insel wechseln könnte. Astronomische Summen, die sich in Richtung eines dreistelligen Millionenbetrages bewegen, kursierten durch die englischen Gazetten.

Bisheriger Verlauf der Vorbereitung

In sechs Spielen gab es bisher nur einen Sieg für die Wolfsburger — ein 7:0 gegen die „Veltins-Auswahl“. Anschließend gab es zwei Unentschieden im Rahmen des Trainingslagers in Bad Ragaz. Jeweils 1:1 trennte man sich von Lechia Danzig und Ajax Amsterdam. Am vergangen Wochenende nahm der VfL Wolfsburg beim so genannten Emirates Cup in London teil. Zunächst ging es gegen den FC Villarreal — das Spiel wurde mit 1:2 verloren, bevor es abschließend gegen den FC Arsenal ging. Auch dieses Spiel brachte eine Niederlage ein (0:1). Gerade die Offensive hat noch Probleme, in die neue Saison zu kommen, auch wenn Dieter Hecking viel experimentierte in beiden Spielen. So gab er gegen Villarreal das 4-2-3-1 auf und spielte auch offensiv ein klares 4-4-2 mit Raute. Gegen Arsenal durfte sich Nicklas Bendtner im Sturm beweisen. Am Samstag dürfte aber die bestmögliche Mannschaft auflaufen. Offen sind allerdings die Einsätze von Perisic und De Bruyne. Für Perisic kommt die Partie nach einer leichten Verletzung wohl noch zu früh. De Bruyne hat am Donnerstag das Training abgebrochen und ist zumindest fraglich.

Mögliche Aufstellung: Benaglio – Vieirinha, Naldo, Klose, R. Rodriguez – Guilavogui, Arnold – D. Caligiuri, De Bruyne (Hunt), Schürrle – M. Kruse

Worauf muss der FC Bayern achten?

  • Die bisherige Vorbereitung hat gezeigt, dass die Konterabsicherung noch nicht immer in allen Situationen gut funktioniert. Gegen das schnelle Umschaltspiel von Wolfsburg könnten Fehler im Spielaufbau zu gefährlichen Angriffen der Gastgeber führen. Interessant wird sein, ob Vidal, ein Spieler, der wie gemacht für die Absicherung ist, bereits Einsatzzeit erhält.
  • Ein Grundproblem der Vorbereitung beim FC Bayern ist bisher die Chancenverwertung. Lediglich gegen Valencia konnten die Münchner mehr als einen eigenen Treffer erzielen. Das 4:1 war sowohl von der Chancen Anzahl als auch von der Verwertung her das beste Spiel der bisherigen Vorbereitung. In den beiden anderen Spielen der China-Werbetour konnten die Münchner sich zwar viele Chancen erspielen, kamen aber nur zu einem eigenen Treffer. Hier müssen sich die Münchner dringend steigern.
  • Angesichts der Langzeitverletzungen von Ribery, Jan Kirchhoff und Badstuber, der verpassten Chinareise von Arjen Robben und Dante, sowie der späten Verpflichtung von Vidal müssen die Münchner zunächst den eigenen Spielrhythmus finden. Auch Javi Martinez und Medhi Benatia konnten nicht das volle Pensum bestreiten. So dürfte es in der Abwehr durchaus zu einer Übergangslösung mit Alaba, Boateng und Rafinha kommen.

Mögliche Aufstellung: Neuer – Rafinha, Boateng, Alaba – Lahm, Alonso, Thiago, Bernat (Vidal) – T. Müller, Lewandowski, Costa