Vorschau: FC Porto – Champions League Viertelfinale

Christopher Trenner 14.04.2015

Bevor wir zur Vorschau auf das Hinspiel kommen, soll deshalb eine kurze Übersicht diesen Titel erläutern. Über 100 Scouts beobachten weltweit Spieler und fokussieren sich dabei auf Brasilien, Argentinien, Uruguay und einige afrikanische Länder. Der FC Porto schafft es dabei, die Integration und Anpassung der Spieler an den europäischen Fußball zu steuern, ihren Status als Talent zu Spitzenfußballern zu veredeln und sie im Anschluss mit großem Transferplus an europäische Spitzenvereine zu transferieren. Seit 2004 wird dem FC Porto ein Transferüberschuss von 520 Millionen Euro zugeschrieben. Folgende Tabelle zeigt Spieler mit einem Transfervolumen ab dem Bereich von 10 Millionen Euro in den letzten Spielzeiten und den Saison-Transferüberschuss der Portugiesen.

SaisonSpielerAblöseZu VereinÜberschuss
2014/15Eliaquium Mangala40.00 Mio. €Manchester City+ 45.10 Mio. €
Fernando15.00 Mio. €Manchester City
Juan Iturbe15.00 Mio €Hellas Verona
Nicoás Otamendi12.00 Mio. €FC Valencia
2013/14James Rodríguez45.00 Mio. €AS Monaco+ 42.88 Mio. €
João Moutinho25.00 Mio. €AS Monaco
2012/13Hulk40.00 Mio. €Zenit St. Petersburg+ 62.19 Mio. €
Álvaro Pereira12.00 Mio. €Inter Mailand
Fredy Guarín11.00 Mio. €Inter Mailand
2011/12Falcao40.00 Mio. €Atlético Madrid+ 2.11 Mio. €
2010/11Bruno Alves22.00 Mio. €Zenit St. Petersburg- 1.22 Mio. €
Raul Meireles13.00 Mio. €FC Liverpool
2009/10Lisandro López24.00 Mio. €Olympique Lyon+ 41.16 Mio. €
Lucho González19.00 Mio. €Olympique Marseille
Aly Cissokho16.20 Mio. €Olympique Lyon
Quelle: Transfermarkt.de

So spielte unter anderem mit James Rodríguez ein Star und der Torschützenkönig der letztjährigen Fußballweltmeisterschaft bei den Portugiesen. Zudem Spieler, die gemeinhin zur europäische Spitzenklasse gezählt werden, wie etwa Hulk oder Falcao. Wie bereits erwähnt, versteht sich der portugiesische Fußball bzw. der FC Porto im Besonderen darauf, Talenten ein Umfeld zu bieten, dass es ihnen ermöglicht, sich in Ruhe zu entwickeln. Der FC Porto hat es sich bequem gemacht in der Rolle als Ausbildungsverein, der es trotz der beachtlichen Transfererlöse und der großen internationalen Erfolge (Champions League Sieger 2004, UEFA Cup Sieger 2003, Euro League Sieger 2011) vermeintlich nicht vermag, in die Regie der europäischen Topklubs aufzusteigen. Natürlich hinkt die Einschätzung, schließlich hat Porto in diesem Jahrtausend sogar einen großen Titel (CL/UEFA Cup/EL) mehr geholt als der FC Bayern, der sich sicherlich als Topteam verorten würde.

Und auch sonst steht Porto im 5-Jahres-Ranking der UEFA (welche die Grundlage für die Setzliste in der Champions League/Euro League bildet) auf einem herausragenden 9. Platz – vor Schalke 04, Borussia Dortmund, Paris Saint-Germain oder Manchester City. Diese exponierte Stellung sichert dem FC Porto stets eine machbare Gruppenauslosung in der Champions League, da er im Regelfall nur einen ‚Topklub‘ zugelost bekommen. So reichte es für Gruppenlostopf 1 in der diesjährigen Champions League Saison 2014/15. Die Gruppengegner waren BATE Borisov, Athletic Bilbao und Shakhtar Donetsk. Letzter war schlussendlich Zweitplatzierter in der Gruppe und Achtelfinalgegner des FC Bayern München. Die direkten Duelle am 2. und 6. Spieltag endeten 2:2 bzw. 1:1. Da Porto im Gegensatz zu Donetsk aber alle anderen Gruppenspiele gewann, qualifizierte sich die Elf von Julen Lopetegui sicher für das Achtelfinale. Dort erwischten die Portugiesen mit dem FC Basel ein machbares Los. Mit einem 1:1 aus dem Hinspiel in Basel und einem ungefährdeten 4:0 Rückspiel (inkl. zweier wunderschöner Freistoßtore) qualifizierte sich Porto für das Viertelfinale. Und steht somit, wie in der Setzliste, unter den Top 8 Vereinen in Europa.

Personelle Situation

Nicht nur der FC Bayern hat eine personell angespannte Situation, sondern auch der FC Porto kämpft mit einigen Schwierigkeiten. So fehlt Marcano mit einer Gelbsperre im Hinspiel. Zudem sind Cristian Tello (von Barcelona ausgeliehen) und Jackson Martínez fraglich. Gerade Letztgenannter ist der aktuelle Star im Kader des FC Porto – und eigentlich einer der wenigen Spieler, die den Verein trotz einiger Angebote nicht verlassen haben. So spielt Jackson Martínez aktuell seine dritte Saison in Portugal und steht sinnbildlich für die Transferpolitik von Porto. Martínez kam von Chiapas FC – der damals Achte der mexikanischen Liga. Dennoch bezahlte Porto ca. acht Millionen Euro für den Stürmer. Gegenwärtig wird sein Marktwert auf gute 30 Millionen taxiert. Auch in der aktuellen Saison ist er der Leistungsträger von Porto. In 24 Spielen schoss er 17 Tore und bereitete sechs Treffer vor. In der Champions League steuerte er fünf Tore in sechs Spielen bei. Es wird spannend zu sehen sein, ob Julen Lopetegui, der drei Jahre mit Pep Guardiola bei Barcelona spielte, den kolumbianischen Stürmer aufstellen wird. Da wohl auch Tello zumindest im Hinspiel fehlen wird, könnte im Sturm auch Vincent Aboubakar auflaufen. Der 182cm große Stürmer aus Kamerun hat in der laufenden Saison bereits acht Tore in 20 Kurzeinsätzen geschossen und vertrat Martínez auch in beiden Spielen gegen den FC Basel.

Aufstellung/ Umstellungen

Porto setzt im Regelfall auf ein klares 4-3-3. Neben Maicon, einem sehr talentierten spanischen Innenverteidiger, spielt wohl Martins Indi, wobei auch Diego Reyes eine Chance bekommen könnte, da Indi am Wochenende beim 3:1 Auswärtssieg nicht im Kader stand. Auf der linken Verteidigerposition spielt Alex Sandro und auf der rechten Außenbahn Danilo. Besonders interessant ist Casemiro auf der Sechserposition. Der 20-jährige Brasilianer ist von Real Madrid ausgeliehen und ein wichtiger Faktor im Spiel der Portugiesen. Mit 5,8 Tackles, 3,5 abgefangenen Bällen und 2,5 Klärungen pro CL-Partie trug er maßgeblich dazu bei, dass Porto mittlerweile seit zehn Champions-League-Spielen ungeschlagen ist. Auf den beiden Achterpositionen spielen zudem mit Héctor Herrera und Óliver zwei eher offensive Spielertypen. Wie bereits angedeutet ist die Sturmreihe im Regelfall das Highlight im Team von Porto. Flankiert wird Vincent Aboubakar (oder Jackson Martínez) von Yacine Brahimi und Ricardo Quaresma. Einige werden Quaresma noch kennen — schließlich war er vor langer Zeit auch mal beim FC Bayern im Gespräch. Allerdings konnte der mittlerweile 31-Jährige die in ihn gesteckten Erwartungen nie erfüllen. Er spielte unter anderem bei Inter Mailand, Chelsea FC und Besiktas Istanbul. Bevor er zu seinem Ausbildungsverein zurückkehrte, war er in den Vereinigten Arabischen Emiraten beim Club Al-Ahli angestellt.

Von der Spielweise her denkt Porto prinzipiell offensiv. Nach dem FC Bayern stellt Porto zusammen mit Real Madrid die zweitbeste Offensive der aktuellen Champions-League-Saison. Dabei legt Lopetegui durchaus Wert auf einen frühen Torabschluss. Mit 49% wird jeder zweite Torschuss außerhalb des 16ers abgegeben. Der FC Bayern hingegen schießt nur jeden dritten Schuss von außerhalb der Strafraummarkierung. Dieses Vorgehen zahlte sich aus – mit bereits acht Toren außerhalb des Strafraums in der laufenden Champions-League-Saison stellt der FC Porto den aktuellen Bestwert. Ansonsten pflegten die Portugiesen ein recht ähnliches Pass- und Kombinationsspiel wie der FC Bayern – im Regelfall ohne ausgeprägtes Flügel- und Flankenspiel. Die Gesamtanzahl der Pässe liegt zwar gut 25% unter dem Wert des FC Bayern, allerdings mit ähnlichem Ballbesitzniveau 64% (FC Bayern) zu 59% (FC Porto).

Das gewisse Etwas

Neben Jackson Martínez ist vor allem Danilo ins Blickfeld der europäischen Topklubs gerückt. Wie spanische Medien berichteten, haben sich Real Madrid und der FC Porto auf einen Transfer von Rechtsverteidiger Danilo verständigt. Demnach wechselt der 23-jährige Brasilianer im Sommer für 20-30 Millionen Euro zum amtierenden Champions-League-Sieger. Danilo spielt mittlerweile das dritte Jahr in Porto, wechselte 2011 für 13 Millionen Euro vom FC Santos und bestritt seither 126 Pflichtspiele. Er besticht durch seine Schnelligkeit, ein gutes Dribbling und ordentliche Flanken.

Prognose

Der FC Porto ist die große Unbekannte in der Runde der letzten Acht. Die Vorrundengruppe war mit BATE Borisov, Athletic Bilbao und Shakhtar Donetsk nicht überragenden besetzt. So war es wenig überraschend, dass sich die Portugiesen ohne große Probleme ins Achtelfinale katapultieren konnten. Dort traf man auf den FC Basel, der in seiner damaligen Verfassung sicherlich ein dankbarer Gegner war. In der Liga läuft es ordentlich. Aktuell ist Porto hinter dem amtierenden Meister und Pokalsieger Benfica Lissabon Zweiter in der Tabelle, mit drei Punkten und zwei Toren Rückstand aber in Schlagdistanz. Zum direkten Aufeinandertreffen kommt es pikanterweise nach dem Rückspiel in München am 26. April 2015. Auffällig ist in dieser Champions-League-Saison die gute defensive Grundordnung und die Fähigkeit, selbst das Spiel zu gestalten und zu entwickeln. Außerdem gelingt es Porto überraschend gut, verletzungsbedingte Ausfälle zu kompensieren. Spannend wird die Ausrichtung von Trainer Julen Lopetegui, dessen größter Erfolg der EM Sieg 2013 mit der spanischen U21 war. Wird Porto an seinem Ballbesitzspiel festhalten oder setzt er auf eine defensivere Ausrichtung?

Die Personalsituation beim FC Bayern hat sich wiederum im Vergleich zum Heimspiel gegen Frankfurt nicht nachhaltig verbessert. Zwar dürfte Boateng wieder fit sein, allerdings fehlen noch immer Franck Ribery und Bastian Schweinsteiger. Somit dürfte sich die Aufstellung ähnlich gestalten wie gegen Frankfurt. Lediglich Neuer und besagter Boateng dürften wieder ins Team rücken. Fraglich ist, wer neben Boateng in der Abwehr spielt – Dante oder Badstuber. Spieltaktisch wird interessant zu sehen sein, ob es gelingt, trotz der Personalausfälle wieder mehr Spielanteile zu bekommen, als es noch gegen Dortmund, Leverkusen und Frankfurt (phasenweise) der Fall war.

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