Vorschau: FC Ingolstadt – FC Bayern München

Tobias Trenner 09.02.2017

Nach nun zwei anstrengenden Heimspielen gegen Schalke und Wolfsburg, hat Bayern mit dem FCI einen weiteren unangenehmen Gegner vor der Brust. Letztes Jahr taten sich die Bayern unter Pep Guardiola bereits zweimal gegen das letztjährige Überraschungsteam aus Ingolstadt mit Erfolgstrainer Ralph Hasenhüttl schwer.

Hasenhüttl ist mittlerweile in Leipzig und auch sein Nachfolger Markus Kauczinski ist bereits wieder Geschichte. Der neue Trainer heißt Maik Walpurgis. Der 43-jährige soll die Schanzer vor dem Abstieg bewahren, denn im Gegensatz zu letztem Jahr, kämpfen die Ingolstädter gegen den Abstieg aus der Bundesliga.

(Grafik: Michael Böck)

Gegnervorschau

Aktuell stehen sie mit 15 Punkten auf Platz 17 und haben einen Punkt Rückstand auf den fünfzehnten Bremen. Jedoch läuft es aktuell besser: Aus den letzten sechs Bundesligapartien konnte Ingolstadt neun Punkte mitnehmen und schlug dabei Leverkusen und den damaligen Tabellenführer RB Leipzig.

Zu Beginn seiner Amtszeit nutzte Walpurgis noch ein 4-2-3-1-System, stellte aber vor dem Spiel gegen die Leipziger auf ein 5-4-1 um. Der frühere Sechser Roger rückte in die Innenverteidigung und spielt dort meist neben Kapitän Matip und dem Franzosen Brégerie.

Die Doppelsechs wurde dieses Jahr meist von Morales und Almog Cohen gebildet, während Pascal Groß, der wichtigste Spieler in den letzten Jahren, sich auf Außen bzw. etwas eingerückt wiederfindet. Vorne stürmt meist der schnelle Dario Lezcano.

Ihn muss man vor allem bei Kontern im Auge behalten. Rechtsaußen Matthew Leckie wurde gegen Hamburg verletzt ausgewechselt, könnte aber gegen die Bayern wieder auflaufen. Auch der Australier ist mit seiner Schnelligkeit in Kontersituationen eine Gefahr.

Die beiden Bundesligisten im Vergleich.
(Grafik: Lukas)

Pressing als Markenzeichen

Mit Walpurgis kehrten die Ingolstädter wieder etwas mehr zu dem im letzten Jahr so erfolgreichen Spielstil von Ralph Hasenhüttl zurück. Gegen ihren Ex-Coach und seine Leipziger schoben die Ingolstädter aus ihrem 5-4-1/5-2-2-1 weit nach vorne in die Leipziger Hälfte und versuchten so den Spielaufbau der Sachsen zu verhindern.

Ein ähnliches Vorgehen kann auch gegen den FC Bayern erwartet werden. Nicht nur letztes Jahr, sondern auch dieses Jahr in der Hinrunde, schafften es die Schanzer gegen den Rekordmeister mit ihrem aggressiven Pressing mitzuhalten und sich regelmäßig viele Torchancen zu erspielen.

Hauptsächlich werden sie versuchen die Mitte zu verdichten, Bayerns Spielaufbau zu lenken und zu stören, um dann die Münchner auf Außen zu isolieren. Bei Ballgewinn geht es zumeist schnell und vertikal nach vorne. Mit Groß haben sie einen starken Passgeber, mit Lezcano und eventuell Leckie schnelle Stürmer. Auch Lukas Hinterseer kann von der Bank neue Impulse geben.

Auf ihren letztjährigen Toptorjäger Moritz Hartmann müssen die Ingolstädter allerdings verzichten. Jener wird verletzungsbedingt noch einige Zeit fehlen.

Gerade die Offensive der Schanzer ist jedoch nicht die aller Stärkste. Diese Saison stehen erst 17 Tore zu Buche und auch letztes Jahr waren sie nicht sehr erfolgreich vor dem Tor der Gegner. Aufgrund der starken Verteidigung fiel dies damals nicht auf.

Dieses Jahr ist die Abwehr der Ingolstädter etwas schwächer und weiterhin fehlt ein Stürmer, der regelmäßig seine Tore macht.

Bayerns Probleme

Dass die Ingolstädter sich gegen den FC Bayern Chancen ausrechnen können, liegt an der aktuell schwachen Form der Münchner. In jedem Spiel der Rückrunde haben die Bayern bisher mit argen Problemen zu kämpfen, die vor allem taktischer Natur sind. Dies könnten die Schanzer ausnutzen.

Aktuell ist das größte Problem der Spielaufbau des Tabellenführers. Immer mehr wird die fehlende Struktur deutlich und immer weniger sieht man von Guardiolas Positionsspiel.

Die vielen Freiheiten, die Ancelotti seinem Team lässt, führen derzeit zu einer schlechten Staffelung und vielen schwachen Freilaufbewegungen der Münchner. Besonders das Duo Alonso und Vidal stellt sich im Mittelfeld als problematisch dar.

Der Chilene hat mit der fehlenden Struktur zu kämpfen. Zu oft verlässt er seine Position, bewegt sich in die falschen Räume und ist nicht anspielbar bzw. blockiert Passwege zu seinen eigenen Mitspielern. Auch sein Passspiel ist mitunter katastrophal.

Alonso hingegen lässt sich konstant zwischen die Innenverteidiger fallen und fehlt so als sichere Anspielstation in der Zentrale. Diese Bewegungen sind typisch für den Spanier, der sich unter gegnerischem Druck nicht wohl fühlt und sich diesem gerne entzieht.

Alonso kippt häufig zwischen die Innenverteidiger ab. Der Sechser-Raum wird anschließend aber zu selten besetzt.

Thomas Müller hingegen schlägt sich sowieso schon seit längerem mit Problemen herum. Meist schiebt er zu weit vor oder versucht mit vielen Läufen Räume zu schaffen. Allerdings ist dadurch der Zehner-Raum häufig nicht gut genug besetzt.

Am Dienstag feierte Thiago sein Comeback gegen Wolfsburg. Mit ihm war etwas mehr Struktur im Spiel, man merkte ihm aber seine fehlende Spielpraxis und Form an.

Der Spanier ließ sich außerdem häufig fallen, um irgendwie eine Verbindung zwischen Abwehr und Stürmern herzustellen, da Vidal sich nicht immer richtig bewegte. Dadurch fehlte Thiagos Präsenz aber in höheren Zonen.

Alles in allem hat Bayern gerade ein großes Problem im Spielaufbau. Sie verlieren zu schnell die Bälle, müssen recht früh nach Außen spielen und sind dadurch zum Teil am Flügel isoliert. Auch in der Nähe des Sechzehners tut sich der Serienmeister schwer, zwischen die Linien des Gegners zu kommen.

Das Positionsspiel der Münchner hat sehr gelitten. Gegen Wolfsburg versuchte Thiago tiefer zu unterstützen, wodurch er in der Offensive fehlte.

Speziell gegen eine Fünferkette fehlt Bayern aktuell das Handwerkszeug, um sich regelmäßig viele Chancen zu erspielen. Das zeigten die Spiele gegen Schalke und Wolfsburg zuletzt.

Gegen Ingolstadts Konter wird es außerdem auf ein funktionierendes Gegenpressing ankommen, das die Bayern allerdings aufgrund der schlechten Staffelung in eigenem Ballbesitz aktuell kaum umsetzen können.

Dies werden alles Punkte sein, die gegen die Schanzer zum Tragen kommen können. Diese werden versuchen die Münchner aggressiv anzulaufen und aufgrund Bayerns Problemen so auch den ein oder anderen Ballgewinn in höheren Zonen verbuchen.

Für Bayern wird dies eine gefährliche Mischung, da auch gerade die Abwehrreihe, wie man gegen Wolfsburg in den letzten zehn Minuten sehen konnte, nicht immer stabil ist. Bayern selbst wird nicht übermäßig viele Chancen kreieren, denn Ingolstadt lässt auch diese Saison nur 12,1 Schüsse pro Spiel zu, womit sie im Mittelfeld der Bundesliga landen.

Sollten die Bayern es schaffen, sich aus dem starken Pressing zu befreien und ihre individuelle Klasse geschickt einsetzten können, werden sie auch als Sieger vom Platz gehen.

Allerdings wird dieses Spiel sicherlich kein Selbstläufer. Es bleibt ebenso abzuwarten wie viel Ancelotti vor dem wichtigen Spiel gegen Arsenal rotieren wird. Sollte Ingolstadt wirklich hoch pressen wäre beispielsweise eine Doppelsechs aus Kimmich und Lahm mit Thiago als Zehner eine interessante und passende Wahl. Allerdings wird dieses Spiel kein lockeres Aufwärmen für Arsenal, sondern ein hartes Stück Arbeit.

Justins fünf Thesen zum Spiel

  1. Die Bayern schießen mindestens zwei Tore.
  2. Lewandowski trifft.
  3. Ingolstadt trifft auch.
  4. Ancelotti wechselt im Vergleich zum Wolfsburg-Spiel mindestens vier Mal.
  5. In der ersten halben Stunde fällt mindestens ein Tor.

Immerhin drei Thesen aus der Wolfsburg-Vorschau trafen zu. Gesamt: 65/125.