Bundesliga Vorschau: Eintracht Frankfurt

Christopher Trenner 29.10.2015

Dementsprechend war der Unmut groß im nicht anspruchslosen Fanlager der Eintracht-Fans. Armin Veh, der nach einem Intermezzo in Stuttgart die Eintracht wieder übernommen hatte, steht medial schon wieder unter Druck. Auf der üblichen Pressekonferenz vor dem Spiel musste er bereits die Frage nach einem möglichen Rücktritt negieren. Das Klima rund um den Verein ist in den letzten Tagen rauer geworden.

Bisheriger Saisonverlauf

In der Bundesliga steht die Eintracht auf Platz 12 mit drei Siegen, drei Unentschieden und vier Niederlagen. Die Mannschaft von Armin Veh hat mit 16:17 erzielten Toren eine leicht negative Tordifferenz. Statistisch fallen 3,3 Tore bei Partien der Frankfurter. Nur bei den Top-Teams Bayern, Dortmund und Gladbach fallen mehr Tore, sowie beim VfB Stuttgart. Armin Veh hält an der offensiven Spielweise fest, die auch Thomas Schaaf vertreten hatte, und bildet damit eine Ausnahme in einer sehr stark pressing-orientierten Liga, die eher auf Konterspiel bedacht ist als überwiegend die eigene Kreativität der Spieler zu fordern. Mit 49.3% Ballbesitz zeigen die Frankfurter durchaus ihren Willen an einem Bundesligaspiel aktiv teilzunehmen. Allerdings fehlt der Eintracht an der ein oder anderen Stelle die nötige spielerische Qualität, so dass Spiele gegen ebenjene Pressing spielenden Mannschaften gerne im Mittelfeld versanden. 49% der Zeit befindet sich der Ball im mittleren Drittel. Ein Zeichen für mangelnde Kreativität gegen kompakte Gegner. Dennoch kann die Mannschaft den Ball gut in den eigenen Reihen halten. Das belegt auch die Passquote von 77%. Ein Wert aus dem oberen Mittelfeld der Bundesliga.

Die aktuelle Spielweise der Eintracht krankt dennoch auf zwei verschiedenen Ebenen. Zum einen erzielen sie zu wenige Tore. Das mag angesichts der vielen schon bereits erzielten Tore paradox erscheinen. Allerdings entfallen zehn Tore auf zwei von drei Siegen der Frankfurter. Am 3. und 4. Spieltag schlugen die Frankfurter zunächst Stuttgart 4:1 und anschließend Köln mit 6:2. Seitdem ist es im Sturm deutlich ruhiger geworden. Nur vier eigene Treffer konnten die Frankfurter in den letzten sechs Partien erzielen, obwohl es überwiegend gegen Mannschaften aus der eigenen Preisklasse ging (Ingolstadt, Hertha, Hannover oder Aue). Die Torschwäche hat viele Ursachen. Das liegt daran, dass Neuzugänge wie Luc Castaignos zunächst gut funktionierten – in beiden genannten Partien je zwei Tore -, ihre Leistung zum jetzigen Zeitpunkt nicht mehr abrufen können. Zum anderen tut sich Armin Veh schwer eine wirkliche Startelf zu etablieren. Frankfurt hat ohne Mehrfachbelastung bereits 21 Spieler in 12 Partien eingesetzt. Das liegt natürlich auch den Formschwankungen und Verletzungen einiger Akteure. Dennoch scheint Veh immer noch auf der Suche nach dem richtigen Schlüssel. So hat er bereits im Sturm fünf verschiedene Spieler eingesetzt. In der Abwehr sucht er zudem noch die richtige Option auf den Außenverteidiger-Positionen. Nach dem Abgang von Inui fehlt zudem ein Spielmacher, der den Übergang von Mittelfelddrittel ins Angriffsdrittel einleitet.

Das zweite Problem der Eintracht ist die Defensive. 1,7 Gegentore pro Spiel sind viel zu viel, um höhere Ambitionen in der Liga zu haben. Wie bereits erwähnt, sucht Armin Veh noch die richtige Lösung in der Vierer-Abwehrkette. Russ und Oczipka sind gesetzt. Wobei letzter auch mal als Mittelfeldspieler aufgestellt wird. Die restlichen beiden Positionen wurden schon von vielen Spielern begleitet. Eine passende Lösung hat Veh aber nicht gefunden. Die Rollen des zweiten Innenverteidigers und des rechten Außenverteidigers sind die Schwachstellen im Kader. Es verwundert nicht, dass sich die Eintracht immer weder Gegentore überwiegend über die Flügelpositionen einfängt. Wobei dies meist an individuellen Fehlern der eigenen Spieler liegt. Im Schnitt lassen die Frankfurter 12.4 Schüsse des Gegners zu. Nur sieben Teams sind besser.

Worauf muss der FC Bayern achten?

  • Das Spiel liegt für den FC Bayern zu einem ungünstigen Zeitpunkt: Zwischen den beiden Top-Spielen gegen Wolfsburg und Arsenal. Vor allem durch die Niederlage in der Champions League hat sich die Mannschaft von Pep Guardiola die Sachlage in der Gruppe unnötig verkompliziert. Richtet die Mannschaft zu viel Fokus auf das Spiel, könnten die Frankfurter der Nutznießer sein. Zumal das Spiel auf einen Freitagabend gelegt wurde, was zumindest medial ein Thema war, aber auch sportliche Auswirkungen hat. Der FC Bayern reist erst am Spieltag nach Frankfurt. Ein eher ziemlich seltener Vorgang.
  • Auch wenn es Offensiv zuletzt Probleme gab, traf Frankfurt statistisch im Schnitt mit jedem siebten Torschuss ins Tor – das ist eine der besten Trefferquoten der Bundesliga.
  • Frankfurt initiiert über 40% seiner Angriffe über die rechte Seite. Sowohl als Kontersituationen, aber auch ganz klassisch über Flanken. Vor allem Aigner, der ehemalige Löwe, bringt sich hier immer wieder mit offensiven Aktionen ein.
  • Armin Veh könnte auf eine sehr defensiv-orientierte Taktik setzen. Zuletzt vertraute er einem 4-2-3-1, während es am Anfang der Saison noch ein 4-4-2 mit Raute war. Angesichts der Defensivprobleme opferte Veh aber eine Stürmerposition bzw. ließ Meier eher übers Mittelfeld kommen. Meier der Torschützenkönig der vergangen Saison steht nach seiner langen Verletzungspause indes schon wieder bei fünf Treffern in sieben Bundesligaspielen.
  • Frankfurt ist das Team mit den häufigsten Abseitsentscheidungen gegen sich. 3.8 Mal pro Spiel werden die Hessen von den Unparteiischen zurückgepfiffen.

Statistik zum Spiel: Veh verlor als Bundesliga-Trainer 14 seiner 17 Bundesliga-Spiele gegen den Rekordmeister aus München. In den letzten acht Spielen blieben seine Mannschaften sogar torlos.

Mögliche Aufstellungen:

Eintracht: Hradecky – Ignjovski, Zambrano, Russ, Djakpa – Stendera, Reinartz – Aigner, Meier, Oczipka – Seferovic

FC Bayern: Neuer – Rafinha, Benatia, Boateng, Alaba – Kimmich – Vidal, Thiago – Robben, Lewandowski, Costa