Vorschau: Bundesliga 1. Spieltag SpVgg Greuther Fürth – FC Bayern München

Steffen Trenner 24.08.2012

So wollen sie spielen:

Fürth: Grün – Nehrig, Kleine, Mavraj, Schmidtgal – Fürstner, Petsos (Prib) – Sararer, Tyrala, Mikkelsen – Fall (Nöthe)

Trainer:Büskens

FC Bayern: Neuer – Lahm, Boateng, Badstuber, Can – Luiz Gustavo, Kroos – Robben, T. Müller, Shaqiri – Mandzukic

Trainer: Heynckes

Lage beim FC Bayern 

Der Auftakt in die Saison ist mit dem klaren Sieg gegen Regensburg im Pokal gelungen. Trotz der Ausfälle von Mario Gomez, David Alaba, Rafinha, Daniel van Buyten, Diego Contento und nun auch Franck Ribery, kristallisiert sich eine Startelf heraus. Vor Manuel Neuer werden Kapitän Phillip Lahm, Holger Badstuber und voraussichtlich Jerome Boateng und Emre Can verteidigen. Boateng scheint seinen leichten Vorsprung bei Heynckes vor Dante behalten zu haben, auch wenn es eine Frage der Zeit ist bis der in der Vorbereitung beeindruckende Dante seine Chance erhält. Nachdem Louis van Gaal in seiner Amtszeit bei Bayern das Dogma eingeführt hat, dass die Innenverteidigung aus einem Rechts. und einem Linksfuß bestehen soll, wird rund um den FC Bayern viel über dieses Thema diskutiert. Ob Heynckes dieses Dogma wirklich bewusst fortführt bleibt ungeklärt, da sich diese Konstellation auf Grund des Personals in der vergangenen Saison und des Stammplatzes von Linksfuß Badstuber automatisch ergab. Aus spieltaktischer Sicht gibt es kaum Anhaltspunkte für ein Problem bei einer Aufstellung von Dante und Badstuber als Innenverteidiger mit starkem linken Fuß. Schon in der Vergangenheit gab es ohnehin eine Arbeitsteilung in der Innenverteidigung, die Badstuber im flachen vertikalen Spielaufbau die eher spielgestalterische Rolle zuwies, während Nebenmann Boateng oder van Buyten konsequent den horizontalen Sicherheitspass oder den wenig Konter anfälligen langen Ball in die Spitze bevorzugten. An dieser Aufteilung würde sich wohl auch bei einer Innenverteidigung Badstuber/Dante nicht viel ändern, da Badstuber in dieser Rolle herausragend agiert.

Emre Can wird wohl für seine ordentliche Vorbereitung belohnt und darf auch gegen Fürth David Alaba auf Links vertreten. Da Schweinsteiger weiter langsam aufgebaut werden soll, bilden Kroos und Luiz Gustavo die Doppelsechs. Für Ribery rückt der gegen Regensburg in der zweiten Hälfte beeindruckende Xherdan Shaqiri in die Startelf und bildet mit Müller und Robben die kreative Offensivreihe hinter Mandzukic.

Gut sind auch die Alternativen die Heynckes in der Hinterhand hat. Mit Claudio Pizarro steht ein Top-Joker als Ersatz oder Sturmpartner für Mandzukic auf der Bank und mit dem langsam in Fahrt kommenden Bastian Schweinsteiger ein ballschleppender Stratege, der zum Beispiel bei einer gefährdeten Führung Ruhe ins Spiel bringen und einen Spielstand über die Zeit bringen kann. Heynckes sollte sich dieser Gestaltungsmöglichkeiten bewusst sein und diese wie in Regensburg frühzeitig und mutig einsetzen.

Situation bei Greuther Fürth 

Es gibt ganz grundsätzlich dankbarere Aufgaben als zum Saisonauftakt in der Fremde gegen einen Aufsteiger in die Saison zu starten. Die Gefahr liegt in der Mischung aus Euphorie und Unbekümmertheit, die erst Recht die Fürther nach ihrer neverending und am Ende doch erfolgreichen Zweitliga-Geschichte, umweht. Einen Dämpfer haben die Fürther mit dem 0:2 gegen Offenbach im Pokal bereits erhalten. Das macht sie jedoch nicht ungefährlicher. Die 2. Liga hat Fürth insbesondere in der Rückrunde der Vorsaison dominiert. Im DFB-Pokal-Halbfinale hatte die Elf von Mike Büskens den späteren Titelträger Borussia Dortmund am Rande einer Niederlage und musste sich erst durch einen späten Gegentreffer in der 120. Spielminute geschlagen geben. Die Fürther lieben das schnelle Umschaltspiel mit taktisch gut geschulten Sechsern und schnellen Außenspielern. Herzstück dieses Spiels ist mit Stephan Fürstner ein Ex-Münchener. Der 24-Jährige kam in der Saison 2006/2007 einmal für den großen FCB zum Einsatz und wurde ansonsten gemeinsam mit Mats Hummels, Holger Badstuber und Toni Kroos bei Bayern II ausgebildet. Fürstner verkörpert alle Anforderungen an einen modernen zentralen Mittelfeldspieler und ist gleichermaßen zweikampfstark wie passsicher. Er war im Vorjahr der auf seiner Position herausragender Spieler der 2. Liga und steht auch jetzt im Mittelpunkt des Fürther Spiels.

Das Gesicht der Büskens-Elf ist insgesamt im Vergleich zum Vorjahr leicht verändert. Mit Olivier Occean (17 Tore im Vorjahr, Eintracht Frankfurt) und Christian Schröck (1899 Hoffenheim) haben zwei absolute Leistungsträger den Verein verlassen. Für sie könnten die Neuzugänge Tobias Mikkelsen und Baye Djibi Fall in die Stammelf rücken. Auch Neuverpflichtung Thanos Petsos (Kaiserslautern) drängt direkt in die Startelf und könnte neben Fürstner Edgar Prib verdrängen. Im Sturm kämpfen neben Fall, der im Pokal gegen die Offenbach die Rote Karte sah, Veteran Gerald Asamoah und Christoph Nöthe (13 Tore in der Vorsaison) um die Plätze. Der Abgang von Occean reißt dennoch eine Lücke, denn der bullige Mittelstürmer war neben seiner Torgefahr auch im Spiel mit dem Rücken zum Tor und seiner Fähigkeit bei der Verarbeitung langer Bälle ein wichtiger Bestandteil des Fürther Spiels.

Im Abwehrzentrum stehen mit Mergim Mavraj und Thomas Kleine zwei erfahrene und vor allem Kopfballstarke Recken. Beide sind über 1.90 m groß und sind schon in der zweiten Liga anfällig gegen dribbelstarke, schnelle Offensivspieler gewesen. Mit Sicherheit eine Schwachstelle, die dem FCB mit seinen individuell starken Offensivspielern entgegen kommt.

Player to watch 

Wenn ein Fürther das Potenzial hat in dieser Saison zum großen Durchbruch anzusetzen dann wohl Sercan Sararer. Das Fürther Urgestein debütierte im Jahr 2012 in der türkischen Nationalmannschaft und war mit 9 Toren und 13 Vorlagen der herausragende Akteur in der Aufstiegssaison. Sararer verfügt über eine bemerkenswerte Schnelligkeit mit Ball am Fuß und ist technisch sehr versiert. Er kann dabei sowohl als inverser Flügelspieler auf Links agieren und dabei ähnlich wie Franck Ribery im Eins gegen Eins in die Mitte ziehen oder auf Rechts zur Grundlinie durchbrechen und die Stürmer mit gefährlichen Hereingaben füttern. Seine Schussstärke aus einer Distanz von 18 bis 25 Metern ist eine weitere gefährliche Waffe des Außenstürmers. Sollte er gegen Bayern auf Rechts agieren wird das vor allem Emre Can, der schon beim Supercup gegen Dortmund mit Jakub Błaszczykowski so seine Probleme hatte, vor eine große Aufgabe stellen.

Schlüssel zum Sieg 

Fürth hatte zwar in der zweiten Liga mit Abstand die wenigsten Gegentore kassiert, dennoch ist die Viererkette individuell nicht wirklich beängstigend stark besetzt. Die Außenverteidiger Bernd Nehrig (1 Bundesliga-Spiel) und Heinrich Schmidtgal (kein Bundesliga-Spiel) haben so gut wie keine Bundesliga-Erfahrung. Nehrig war bis vor wenigen Jahren noch Stürmer. Die Innenverteidiger Mavraj und Kleine werden es Mandzukic gerade in der Luft im Zentrum äußerst schwer machen, dennoch bieten sich für die dribbelstarke Offensivreihe Shaqiri, Müller und Robben zahlreiche Chancen im Eins gegen Eins. Defensiv wird es vor allem darum gehen Sararer vom eigenen Strafraum wegzuhalten und möglichst schon bei der Ballannahme 30 – 40 Meter vor dem Tor konsequent zu attackieren. Gelingt dies, wird der FC Bayern anders als im Vorjahr mit einem Sieg in die neue Saison starten.