Vorschau: 1. FC Köln – FC Bayern München

Justin Trenner 17.03.2016

Wie Eike uns im Interview berichtet hat, ist Peter Stöger einer der wenigen Trainer die beim 1. FC Köln voll angekommen sind. In seiner Amtszeit hat er die Mannschaft zum Aufstieg geführt und sie in der Bundesliga etabliert. Statt gegen den Abstieg zu spielen, ist der FC sogar dabei sich in der ersten Hälfte der Tabelle festzusetzen. Die Kölner sind Minimalisten. Selten gibt es torreiche Begegnungen mit ihrer Beteiligung. Häufige Ergebnisse der Stöger-Elf sind 1:1 (6-mal), 0:0 (3-mal) und 2-1 (3-mal). Erst in sechs Bundesliga-Partien des 1. FC Köln fielen mehr als drei Tore.

Stöger präsentierte sich im Verlauf der Saison taktisch sehr variabel. Neben dem in Deutschland häufig praktizierten 4-2-3-1/4-4-2 ließ er seine Mannschaft auch schon mit Fünfer- beziehungsweise Dreierkette auflaufen. Am Samstag ist wohl die Fünferkette zu erwarten. Bereits im Hinspiel stellte der Österreicher seine Mannschaft sehr defensiv ein. In einem 5-4-1 igelten sich die Kölner am eignen Strafraum ein, agierten über weite Strecken aber zu passiv. Aufgrund des Trends der letzten Wochen könnte aber auch Köln etwas mutiger auftreten als noch beim letzten Aufeinandertreffen.

Sowohl Mainz als auch Dortmund und Juventus schafften es die Bayern in einem 5-2-3 in der Grundordnung so zu beschäftigen, dass diese über 90 Minuten jeweils keinen Sieg holen konnten. Zwar liest sich die Ausrichtung äußerst defensiv, jedoch ist sie das nur in einigen Phasen des Spiels. Im Pressing veränderte sich die Formation aller drei Teams durch starkes Herausrücken der Außenverteidiger zu einem 3-4-3. Der FC Bayern wiederum hatte dann große Probleme das kompakte Mittelfeld, aber auch die vordersten drei Spieler des Gegners zu überspielen und ließ sich häufig zu unkontrollierten Pässen provozieren. Darüber hinaus ist diese Formation auch bei eigenem Ballbesitz gegen das Gegenpressing der Münchner hilfreich. Durch die drei Aufbauspieler in der ersten Linie ist man für Ballverluste zumindest auf dem Papier ausreichend abgesichert.

Auch Köln hat mit Hector und Risse zwei Spieler im Kader, die die schwierige Interpretation der Flügelverteidiger-Rolle in diesem System übernehmen könnten. Sind die Räume gut besetzt, ist man in der Breite gegen den Flügelfokus der Bayern abgesichert. Es wird einzig und allein an der Einschätzung Stögers liegen, ob er seiner Mannschaft dieses riskante, aber zuletzt sehr erfolgreiche System zutraut.

Kimmich im Zweikampf mit Svento beim Hinspiel in München.(Bild: CHRISTOF STACHE / AFP / Getty Images)
Kimmich im Zweikampf mit Svento beim Hinspiel in München.
(Bild: CHRISTOF STACHE / AFP / Getty Images)

Für Pep Guardiola wird es wichtig sein darauf Lösungen zu finden. Sollte der FC diese offensiv interpretierte Fünfer-/Dreierkette spielen, wird es spannend zu sehen wie die Münchner damit umgehen und ob der Eindruck sich bestätigt, dass sie damit Probleme haben. Die andere Interpretation der Fünferkette wäre die passivere Variante aus dem Hinspiel. Selten hatte eine Mannschaft damit gegen die Bayern Erfolg, da es oft an Entlastung fehlt und das System einiges an Glück erfordert um gegen eine so druckvolle Mannschaft zu bestehen. Mit Modeste haben die Kölner vorne einen Zielspieler, den sie möglichst häufig suchen werden. Der Franzose soll dann für gefährliche Ablagen auf Bittencourt, Risse und die anderen Offensivspieler sorgen, die der FC Bayern verteidigen muss. Das wird bei Kontern der Knackpunkt sein.

Im Schnitt ist Modeste alle 153,93 Minuten an einem Tor beteiligt (11 Tore, 3 Vorlagen). Er ist darüber hinaus der Spieler mit den meisten Abschlüssen beim FC (3,6/90 Minuten). Die besten Vorlagengeber der Kölner sind Jonas Hector, der auf 2,1 Torschussvorlagen pro Spiel kommt, sowie Mladenovic (1,9/Spiel) und Risse (1,8/Spiel). Auch Bittencourt, der immerhin 1,6 Abschlüsse pro Spiel kreiert, ist zuletzt immer besser in Form gekommen. In den letzten beiden Spielen erzielte er drei der fünf Köln-Tore. Da der FC Bayern aber auch in dieser Bundesliga-Partie als klarer Favorit gilt, wird es wie gehabt auf die Ballbesitzphasen der Münchner ankommen. Wenn sie flexibel und genau genug im letzten Drittel sind, werden sie den Platz voraussichtlich als Sieger verlassen.

Beim amtierenden Meister wird aber auch die Personalfrage sehr interessant. Mario Götze feierte gegen Bremen ein ordentliches Comeback und könnte erneut in der Startelf stehen. Der zuletzt stark aufspielende Kingsley Coman empfiehlt sich neben seiner Form auch deshalb für die Startelf, weil Ribéry 100 Minuten gegen Juventus spielen musste und Robben noch nicht zurückkehren wird. Inwiefern Guardiola sonst rotieren wird und ob Sebastian Rode oder Rafinha mal wieder eine Chance erhalten, lässt sich nicht sagen. Da der Katalane in dieser Phase der Saison aber auch Einzelschicksale den ganz großen Zielen unterordnet, ist damit wohl eher nicht zu rechnen.

Statistiken zum Spiel

Die letzten fünf Spiele gegen

Bilanz

  • In 91 Spielen konnte Bayern gegen Köln 45 Siege holen, 22-mal Unentschieden spielen und verlor 24 Partien. 188 Tore erzielte der Rekordmeister, 123 gingen auf das Konto der Kölner, was einem Schnitt von 3,42 Toren pro Spiel entspricht.
  • Die Siegesserie der Münchner gegen den FC beträgt „nur“ fünf Spiele. Vor dieser Serie konnten sie jedoch fünf Partien in Folge nicht für sich entscheiden. Zwischen 2008 und 2011 gewannen die Kölner zwei Spiele und spielten drei Mal Unentschieden.
  • Im Anschluss an ein Champions-League-Spiel gab es für den FC Bayern in dieser Saison sieben Siege aus sieben Spielen.

Funfacts

  • In Nordrhein-Westfalen hat der Rekordmeister zuletzt drei Mal nicht gewinnen können. In Dortmund und Leverkusen gab es jeweils ein Unentschieden und in Gladbach verloren die Münchner sogar.
  • Beide haben zuletzt in der Bundesliga Punkte gelassen. Köln war vor dem Sieg gegen Hannover vier Spiele ohne Sieg und die Bayern gewannen gegen Bremen erstmals nach immerhin zwei sieglosen Begegnungen.
  • In der Rückrunde hat der FC drei seiner vier Heimspiele verloren. In der gesamten Bundesliga-Saison reichte es zu Hause nur für zwölf Tore.
  • Robert Lewandowski hatte in der Bundesliga drei Einsätze von der Bank und erzielte dabei sieben Tore. Der Pole erzielte als Einwechselspieler alle 12 Minuten ein Tor. Als Startelfspieler benötigt er 116 Minuten für einen Treffer, wenngleich diese Statistik natürlich wenig Aussagekraft hat.
  • Thomas Müller hat auswärts erst fünf Tore erzielt.
  • Die Kölner haben in dieser Saison noch keinen Platzverweis kassiert, was neben ihnen nur noch Darmstadt, Dortmund und Hannover gelungen ist.
  • Zusammen mit Ingolstadt, Darmstadt, Frankfurt, Augsburg und Hoffenheim haben die Kölner am häufigsten Unentschieden gespielt (9-mal).
  • Modeste erzielte 11 der 28 Köln-Tore. Robert Lewandowski (24/63) und Thomas Müller (19/63) sind die einflussreichsten Torschützen bei den Bayern.

Fünf Thesen zum Spiel

  1. Der FC Bayern spielt zu Null.
  2. Kingsley Coman wird in der Startelf stehen.
  3. Die Münchner erzielen mindestens zwei Tore.
  4. Eines der Tore erzielt Robert Lewandowski.
  5. In der zweiten Halbzeit fallen mindestens zwei Tore.

Alle fünf Thesen aus der Vorschau zum Werder-Spiel sind eingetroffen. Insgesamt haben sich bisher 15 von 25 Thesen bewahrheitet.

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