13 Thesen zur Bayern-Saison 2016/2017

Steffen Trenner 25.08.2016

Für uns der richtige Zeitpunkt um eine kleine Tradition fortzuführen. Die Thesen zur anstehenden Bayern-Saison 2016/2017. Realistisch? Übertrieben? Wer hält dagegen?.

1. Der FC Bayern holt so wenig Punkte wie zuletzt 2012

91, 90, 79, 88. So viele Punkte holte der FC Bayern in den vergangenen vier Meisterjahren. 2012 waren es 73. In diesen vier Jahren verloren die Münchner insgesamt 10 Bundesliga-Spiele. In den zwei Spielzeiten davor waren es zusammen 14. Ich bin durchaus dafür bekannt bei Prognosen eher tief zu stapeln, aber ich halte es in dieser Saison für sehr schwer mehr als die 79 Punkte aus der Saison 2014/2015 zu holen. Das Gefühl vor dieser Saison hat etwas Umbruchhaftes – auch wenn der Kader nicht wirklich durcheinandergewirbelt wurde. Insgesamt haben die Münchner trotz einiger Abgänge sicher nicht an Qualität eingebüßt, aber es gibt eine Reihe von kleinen Indikatoren, die zusammen genommen für eine Verschlechterung sorgen könnten.

Der Übergang von Guardiola zu Ancelotti wird auf dem Platz aller Voraussicht nach nicht ganz so geräuschlos erfolgen wie neben dem Spielfeld. Der EM-Sommer steckt dem Münchner Kader in den Knochen (bei Boateng und Sanches ist das wörtlich zu nehmen) wie kaum einer anderen Mannschaft in Europa. Für Philipp Lahm, Arjen Robben, Xabi Alonso und Franck Ribéry geht es endgültig auf die letzte Schleife ihrer Karriere. Nach vier Meisterschaften und drei verlorenen Champions-League-Halbfinals wäre es gerade ihnen sicher nicht zu verübeln den Blick in dieser Saison ein wenig stärker in Richtung Champions League zu richten. Gleichzeitig hat sich bei der direkten Konkurrenz etwas getan. Dortmund, Leverkusen und Schalke wirken stark. Hinzu kommt Bayerns Angstgegner Mönchengladbach, der auch zwei Mal Punkte kosten kann. Der BVB hat nach wie vor das größte Potenzial den Bayern gefährlich zu werden – auch wenn ihr spektakulärer Kader erst in ein bis zwei Jahren die volle Qualität entfalten könnte. Leverkusen hat schon in der Vergangenheit bewiesen, dass sie in Topform auf Augenhöhe mit den Münchnern agieren können. Ihr Kader ist in der Breite besser geworden was dem physisch forderndem Spiel von Schmidt zu Gute kommen wird,

Natürlich sind die Münchner der klare Favorit auf die Meisterschaft. Vor allem die Defensive ist hier ein Trumpf, der nur schwer zu schlagen sein wird. Trotzdem sind 5-6 Niederlagen und 4-5 Unentschieden und damit weniger als 79 Punkte realistisch. Für die Meisterschaft kann selbst das ja immer noch reichen.

2. Dominante Standards

Der FC Bayern und seine Standards. Der FC Bayern hat so viel Ballbesitz am und im gegnerischen Strafraum wie keine andere Mannschaft der Bundesliga. Eine Konsequenz dieser Spielweise ist eine hohe Anzahl an Eck- und Freistößen, die die Münchner nicht immer kontant nutzen konnten. Vor allem bei Ecken stellte sich der interessierte Beobachter in den vergangenen zehn Jahren immer mal wieder die Frage, wie hochbezahlte und nachgewiesen hochveranlagte Ballkünstler darauf kommen, Ecken regelmäßig wahlweise auf Kniehöhe an den ersten Pfosten oder zentral in die Arme des Torwarts zu treten.

Dabei schien es rund um das Triple-Jahr so, als hätten sich Standardsituationen zu einer echten Stärke der Bayern entwickelt. Gegen Juve und Barcelona waren Tore nach Ecken und Freistößen im Jahr 2013 absolute Schlüsselmomente. In der Bundesliga trafen die Roten 17 Mal nach ruhendem Ball. Platz Zwei in der Liga. Im vergangenen Jahr entstanden sieben Treffer aus einem Standard, Platz 15 in der Bundesliga. Im Angesicht des Personals und der Möglichkeiten ein extrem schwacher Wert.

Die Münchner haben in dieser Saison alle Voraussetzungen an beiden Enden des Feldes eine extrem dominante Mannschaft bei Standardsituationen zu werden. Mit Boateng, Hummels, Martínez, Müller und Vidal stehen exzellente Kopfballspieler bereit. Mit Alaba, Xabi Alonso, Lewandowski, Thiago, Robben und Ribéry kommen eine Reihe von guten Freistoß- und Eckenschützen hinzu. Es wird spannend zu beobachten sein, ob Ancelotti dieses enorme Potenzial für einfache Tore nutzen kann und nutzen will.

3. Philipp Lahm bereitet mehr als fünf Tore vor

Wenn der FC Bayern morgen fünf Statuen mit den bedeutendsten Spielern des FC Bayern vor die Allianz Arena stellen würde, hätte Philipp Lahm eine absolute Garantie auf einen der Plätze. Lahms Karriere ist einzigartig. Seit 13 Jahren ist er konstant einer der drei besten Außenverteidiger der Bundesliga. Seit 10 Jahren wohl einer der besten fünf Außenverteidiger der Welt. Unter Guardiola bewies er zudem, dass er auch in der Zentrale allerhöchsten Ansprüchen genügt. Nachdem sich Lahm im Verlauf der Vorsaison in dem ein oder anderen Laufduell oder unter hohem Druck zum ersten Mal ein paar Verschleißerscheinungen anmerken ließ, beendete er die Spielzeit in den Duellen gegen Atlético und im Pokalfinale gegen Dortmund erneut auf sehr, sehr hohem Niveau.

Wenn Lahm (neben dem Kopfballspiel) eine Schwäche in seinem Spiel hat, ist es die Effektivität in Strafraumnähe. Sein Abschluss ist manchmal bemitleidenswert. Nach herausragenden 11 Assists in der Triple-Saison in der Bundesliga (in der Champions League kamen vier weitere hinzu) haben seine Werte auch hier in drei Jahren unter Guardiola nachgelassen (5, 1, 1) und das obwohl er konstant zwei Torschüsse pro 90 Minuten vorbereitete. Unter Ancelotti wird Lahm auf der Rechtsverteidiger-Position wieder verstärkt die Linie halten und insgesamt etwas weniger komplex agieren, was seiner Effektivität in Strafraumnähe entgegen kommen wird. Lahm flankt mit sehr viel Kontrolle und Bedacht, hat aber gerade wenn er zur Grundlinie vorstößt ein glänzendes Auge für die richtige Lücke. 5-8 Assists sind möglich.

4. Bye Bye Dreierkette

10 von 34 Spielen begannen die Münchner im Vorjahr laut Whoscored.com in der Bundesliga mit einer Dreierkette. Diese Zahl wird in der kommenden Saison auf Null oder nahe Null sinken. Wir haben es hier oft diskutiert wie viele Vorteile eine spielstarke Dreierkette im Aufbau, aber auch in der Konterabsicherung hat. Der Gedanke an eine Dreierkette mit Boateng und Hummels + Alaba, Badstuber oder Martínez ist elektrisierend. Sehen werden wir sie wohl eher nicht. Ancelotti ist alles andere als ein Dogmatiker, aber seine Präferenz für die etwas intuitiveren Strukturen der Viererkette sind offensichtlich. Bye Dreierkette.

5. Die beste Defensive Europas

17 Gegentore. 34 Gegentore. In diesen Zahlen liegt der Schlüssel für die vierte Meisterschaft in Folge im Sommer 2016. Wiedererstarkte Dortmunder blieben vor allem deshalb auf Distanz, weil sie in der Bundesliga doppelt so viele Tore kassierten. In eine ohnehin schon sehr gute Defensive (warum Guardiola immer wieder eine defensive Instabilität angedichtet wurde bleibt ein Rätsel) kommt mit Hummels ein an guten Tagen weiterer Weltklasse-Spieler hinzu. Alaba, Hummels, Boateng, Lahm mit Neuer dahinter und Arturo Vidal davor. Es wird sehr, sehr schwer werden dagegen über 90 Minuten mehr als ein Tor zu erzielen. Schon im Vorjahr ließ keine Mannschaft in Europas Top-Ligen so wenig Torschüsse pro Partie zu wie der FC Bayern (7,5). Das wird sich fortsetzen wenn alle über die Saison fit bleiben. Alaba, Boateng und Hummels haben in den vergangenen zwei Jahren alle längere Verletzungspausen gehabt. Aufhalten können die beste Defensive in Europa nur Verletzungen.

6. Coman wird zum difference maker

Auch wenn es in Phasen der Hinrunde anders aussah: Die Antwort auf die Frage, wer den FC Bayern als Offensivmotor in die Zeit nach Robben und Ribéry führen kann, ist noch nicht gegeben. Beide waren auf Grund der erneuten Verletzungspausen fast ein wenig vergessen und doch zeigten sie, wenn sie auf dem Platz standen, über weite Strecken warum der FC Bayern über Jahre so abhängig von seinen Offensivallroundern war. Es ist vor allem das enorme Volumen an qualitativ hochwertigen Offensivaktionen, das Ribéry und Robben so besonders macht. Seit Jahren legen sie Topwerte bei Dribblings, Torschüssen, Torschussvorlagen, Assists und Toren auf den Platz. Und das alles bei sehr hoher Effizienz. Diese Kombination ist extrem schwer zu finden und ist doch für den FC Bayern, der immer wieder tiefstehende Abwehrriegel überwinden muss, so wichtig.

Mit Douglas Costa und Kingsley Coman sind zwei Spieler verpflichtet worden, die diese Anlagen besitzen. Costa spielte zwei ziemlich unterschiedliche Halbserien. Es muss sich herausstellen, ob sich der durchschlagkräftige, kaum zu verteidigende Highspeed-Dribbler und Vorbereiter aus der Hin- oder der hektische, zu häufig ineffiziente und zu wenig konstant torgefährliche Costa aus der Rückrunde bestätigen wird.

Coman überraschte viele mit einer konstant guten Spielzeit mit einigen Glanzpunkten. Fraglos stand er, der anders als Costa eher als Joker agierte, etwas weniger im Fokus, doch Coman zeigte viele Qualitäten, die ihn befähigen in dieser Saison den nächsten Schritt zu machen. Das bedeutet konkret vor allem seine Torschussbeteiligungen zu erhöhen. An 3,8 Torschüssen war Coman in der Bundesliga pro 90 Minuten direkt beteiligt. Ribéry und Robben kommen hier in einem Jahr, das eher als schwächeres in ihrer Karriere zu bewerten ist auf 5,3 und 6,5 pro 90 Minuten. Auf eine Saison mit 30 Spielen hochgerechnet kreiert Robben so rund 80 Torschüsse mehr als Coman. In ihren besten Jahren kamen Robben und Ribéry jeweils an die 7 Torschussbeteiligungen pro 90 Minuten heran. Das ist die Benchmark für alle, die ihnen nachfolgen wollen.

Coman kann zudem in seinem Dribbling variabler werden. Schon jetzt zählt er zu den besten Dribblern der Liga und ist auch in der Champions League mit eher einfachen Bewegungen sehr erfolgreich. Auf Dauer wird er sich nicht allein auf seinen brutalen Antritt verlassen können – zumal er sich verstärkt zwei gestaffelten Verteidigern gegenübersehen wird. Dass Coman den Saisonstart mit einer Kapselverletzung verpassen wird, ist ärgerlich. So muss er sich nach seiner Rückkehr wohl erneut etwas hinten anstellen. Trotzdem ist er der erste Kandidat auf ein Breakout-Jahr.

7. Arturo Vidal schießt 10 Tore

Arturo Vidal hat einen merkwürdigen Einfluss auf das Spiel des FC Bayern. Sein Stil passte nicht unbedingt zu Guardiola – hat aber gleichzeitig so viele einzigartige Fähigkeiten, dass der Katalane am Ende der letzten Saison das Spiel der Mannschaft immer stärker an Vidal anpasste (und damit teilweise simplifizierte). Vier Mal traf Vidal in der vergangenen Saison in 30 Bundesliga-Spielen. Diese Zahl wird in der kommenden Spielzeit deutlich nach oben klettern. Vidal hat ein exzellentes Gefühl für die gefährlichen Bereiche im Strafraum und einen adäquaten Distanzschuss. Kein zentraler Mittelfeldspieler der Bundesliga schoss in der vergangenen Saison so oft aufs Tor wie Vidal (2,4/90).

Es spricht sehr viel dafür, dass Ancelotti ihm große Spielanteile zubilligen wird. 10 Tore oder mehr sind absolut realistisch. Zumal Vidal auch als Elfmeterschütze antreten könnte. Drei Mal erreichte Vidal in seiner bisherigen Karriere diese Marke. 2010/2011 mit Leverkusen und zwei Mal mit Juventus Turin. Der letzte Münchner zentrale Mittelfeldspieler, der mehr als 10 Saisontore verbuchen konnte, hieß übrigens Michael Ballack.

8. Ballbesitz wie unter Heynckes

Nachdem der FC Bayern seine Ballbesitzwerte unter van Gaal (58%) und Heynckes (60%) über vier Jahre beinahe stabil gehalten hatte, gab es unter Guardiola wie zu erwarten einen klaren Sprung nach oben. 71%, 66%, 66% – das war der jeweilige Mittelwert in den vorangegangen drei Spielzeiten. Auch unter Ancelotti wird der FC Bayern eine Ballbesitzmannschaft bleiben. Das entspricht den Fähigkeiten des Kaders und dem Selbstverständnis des Vereins. Trotzdem werden die Ballbesitzwerte auf das Niveau der Heynckes-Jahre sinken. Ancelotti legt weniger Wert darauf den Ball sofort zurück zu erobern und strebt gleichzeitig ein vertikaleres und damit etwas fehleranfälligeres Spiel an. Schon in der Vorbereitung war das zu erkennen. Im Supercup gegen Dortmund hatte der FC Bayern 56% Ballbesitz. Im Pokalfinale unter Guardiola im letzten Spiel der Vorsaison 70%.

Mehr oder weniger Ballbesitz ist nicht automatisch gut oder schlecht. Es ist erst einmal nur ein Ausdruck der jeweiligen Spielweise. Ancelotti hat angekündigt Guardiolas Stil stellenweise weiterzuentwickeln. Der sinkende Ballbesitz ist dabei wahrscheinlich das sichtbarste Element der anstehenden Veränderungen.

9. Kimmichs zweites Jahr wird deutlich schwieriger als das erste

Viel besser hätte das erste Jahr von Joshua Kimmich in München nicht laufen können. Als Perspektivspieler geholt, kam er auf 23 Bundesliga- und neun Champions League-Einsätze. 21 davon von Anfang an. Oben drauf kam eine starke EM mit vier Einsätzen auf der rechten Abwehrseite. Kimmichs Vielseitigkeit oder besser gesagt seine fußballerische Basis, die ihn für mehrere Positionen befähigt, war dabei ein entscheidender Faktor. Während Kimmich bei Löw rechts außen verteidigte, stellte Guardiola den gelernten zentralen Mittelfeldspieler häufiger in der Innenverteidigung auf. Im emotionalen DFB-Pokalfinale zeigte er hier (trotz eines suboptimalen Elfmeters) eine beeindruckend abgeklärte Vorstellung.

Wer glaubt, dass sich diese lineare Entwicklung im zweiten Jahr einfach so fortsetzt, könnte sich getäuscht sehen. Kimmich ist von einem festen Platz im zentralen Mittelfeld noch ein gutes Stück entfernt. Mit Alonso, Vidal und Sanches gibt es mindestens drei starke Konkurrenten. Thiago und Martínez kommen hier als weitere Alternativen noch oben drauf. Sebastian Rode musste zuletzt erfahren wie schwer es ist im zentralen Mittelfeld konstant Spielzeit zu ergattern. Pierre-Emile Hojbjerg durfte das noch nicht einmal versuchen. Dass beide Spieler abgegeben wurden, kann durchaus als Vertrauensbeweis für Kimmich gewertet werden. Erst einmal hinten anstellen muss sich Kimmich wohl trotzdem. In der Innenverteidigung wird es keine weiteren Einsatzchancen geben. Im zentralen Mittelfeld kam der junge Deutsche im Vorjahr wettbewerbsübergreifend gerade einmal vier Mal zum Einsatz. Im Vergleich zu Alonso kann Kimmich vor allem durch seine gute Antizipation punkten. Knapp drei abgefangene Bälle verbucht die Statistik pro 90 Minuten in den vier Einsätzen in der Zentrale. Ein guter Wert. Kimmichs Passspiel ist sehr sicher, aber nicht immer konstruktiv genug. Hier muss er sich steigern, wenn er in den wichtigen Spielen eine Option sein will. Zumal wenn Ancelotti häufiger auf ein 4-4-2 und damit nur zwei zentrale Mittelfeldspieler setzen wird.

Vielleicht macht es sogar Sinn, dass Kimmich damit beginnt sich auf der rechten Abwehrseite zu spezialisieren. Die Außenverteidigerposition ist die Problemposition im deutschen Fußball. Einem jungen Christian Träsch wurde hier vor einigen Jahren mal der rote Teppich ausgerollt. Er entschied sich für die Zentrale und verschwand damit ziemlich schnell vom Radar. Auch in München wird dringend nach einem adäquaten Nachfolger für Philipp Lahm gesucht. Kimmich ist kein dynamischer Flügelspieler, aber er ist ein klares Plus im Aufbau, solide im direkten Zweikampf und bewies bei der EM auch Qualitäten als Flankengeber. Der Weg zu regelmäßigen Einsatzminuten wäre hier jedenfalls kürzer.

10. Robert Lewandowski wird wieder zum mitspielenden Stürmer

Robert Lewandowskis Entwicklung in München ist absolut positiv. Nach ein paar kleineren Anpassungsproblemen im ersten Jahr, bewies Lewandowski seine Ausnahmestellung als einer der besten Stürmer der Welt mit 30 Bundesliga-Toren und 9 Champions-League-Treffern. Lewandowski kam als spielerisches Upgrade zu Mario Mandzukic, wurde gerade in der vergangenen Saison aber mehr und mehr zum Klon von Mario Gomez. Lewandowski rotierte deutlich seltener auf den Flügel und ließ sich auch nicht mehr so häufig ins Mittelfeld fallen wie in seiner ersten Saison. Stattdessen veredelte er sein Spiel an und im Strafraum mit schnellen Kombinationen und einer deutlich gesteigerten Effektivität im Abschluss.

Noch deutlicher wird dieser Wandel im Vergleich zu seiner Zeit in Dortmund. Obwohl die Münchner viel größeren Ballbesitz hatten als die Schwarz-Gelben in der Klopp-Ära, spielte Lewandowski zwei Pässe pro Partie weniger als in seiner letzten Saison in Dortmund. Gerade einmal 11 Flanken schlug Lewandowski in zwei Jahren in München. In den vier Jahren in Dortmund zuvor waren es 61 und pro Saison nie weniger als 12. Vier Treffer bereitete der Pole in der vergangenen Saison vor. Sein Bestwert liegt bei 10 aus der Saison 2011/2012. Nicht mal einen Torschuss bereitete der polnische Nationalkapitän in der abgelaufenen Saison vor. 2013/2014 waren es noch 2.

Es spricht viel dafür, dass Lewandowski unter Ancelotti wieder stärker zu einem mitspielenden Stürmer wird. Die statistischen Kennzahlen – insbesondere die Assists und Torschussvorlagen werden wieder steigen. Ancelotti hat mehrfach betont, dass er Umschaltmomente wieder stärker nutzen möchte. Der FC Bayern wird etwas tiefer verteidigen – der aus den vergangenen Saisons gewohnte Belagerungszustand mit 15-18 Mann am gegnerischen Strafraum wird es so seltener geben. Lewandowski hat dadurch mehr Freiräume sein spielerisches Potenzial stärker zur Geltung zu bringen. Er wird das Spiel auch mal vor sich haben und kann dadurch mehr Angriffe einleiten. Seine Torquote könnte darunter leiden, sein Einfluss aufs Spiel dafür steigen. Ohnehin könnte uns der Name Lewandowski auch neben dem Platz durch die Saison begleiten. Das Stichwort dafür heißt Real Madrid.

11. Wir werden Guardiolas Pressekonferenzen noch vermissen

Am Ende der Zeit von Pep Guardiola in München wirkten die allwöchentlichen Pressekonferenzen vor den Spielen wie ein beschwerliches Ritual. Der Gegner? Sehr gut. Die Situation bei den Verletzten? Keine Ahnung. Spieler X zu Manchester City? Lasst mich in Ruhe.

Zugegeben: Pressekonferenzen sind rein strukturell kein Ort für erhellende Gespräche und tiefsinnige Betrachtungen. Dennoch bot Guardiola zwischen den Zeilen immer wieder spannende Einblicke in seine Gedankenwelt und sein Verständnis von Fußball. (Wer hier nochmal genauer einsteigen möchte, sollte diese beiden Texte lesen). Mit Ancelotti – so hofften viele Journalisten und Beobachter sollte alles besser werden. In der Tat beherrscht Ancelotti auch diesen wichtigen Part des Trainergeschäfts sehr gut. Er ist ungemein höflich. Er weiß, dass sich ein paar Exklusiv-Interviews beim Kicker oder der Sport Bild langfristig auszahlen und er nimmt die Fragenden ernst. Aber – und das wurde in den ersten Wochen bereits sehr deutlich: Ancelotti lässt sich nicht in die Karten schauen. Er sagt all die richtigen Dinge, die man eben sagt, aber er sagt meist vor allem sehr charmant eines: Nichts.

Bitte nicht falsch verstehen. Ancelotti ist ein Vollprofi. Es gibt daran überhaupt nichts zu kritisieren. Aber den unwirschen, genervten, manchmal genialen Pressekonferenz-Pep werden wir in nicht allzu ferner Zukunft ein wenig vermissen.

12. Wieder kein Jahr für die Youngster

Es ist seit zwei Jahren ein Dauerbrenner in den Saison-Thesen. Es wird erneut sehr schwer für die Spieler aus der eigenen Jugend Anschluss an die erste Mannschaft zu finden. Selbst wenn die Entscheidung keinen weiteren Spieler für den 20. Kaderplatz zu verpflichten ein Vertrauensvorschuss für Julian Green, Niklas Dorsch und Fabian Benko ist: Die Qualität im Kader ist so enorm hoch, dass keiner von Ihnen mehr als Gelegenheitseinsätze bekommen wird. Zumal der FC Bayern zuletzt sehr viel Geld in 18-Jährige (Coman und Sanches) investiert hat.

Grundsätzlich gibt es Grund für vorsichtigen Optimismus. Dorsch, Benko und Timothy Tillman ist das hoffnungsvollste Nachwuchstrio seit langer Zeit. Auch einige weitere starke Spieler sind in U19 und U17 zu finden. Die Altersstruktur der Profis spricht dafür, dass es bald Zeit wird für das ein oder andere ernsthafte Projekt mit einem Spieler aus dem eigenen Nachwuchs. Tillman, der offiziell noch nicht zum Profikader gehört, zeigte in seinen Minuten in der Vorbereitung tolle Ansätze im Offensivspiel. Der 17-Jährige ist ein Offensivallrounder mit gutem Tempo und toller körperlicher Stabilität. Auch seine Zeit kommt jedoch frühestens in der nächsten Saison.

13. Am Ende der Saison gibt es wieder mindestens einen Grund zu singen

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