Südkurve wird im Sommer Stehplatzkurve – Das „Stuttgarter Modell“

Jan Trenner 27.04.2014

Bereits in der Sommerpause wird es Umbaumaßnahmen geben, um eine neue Konstruktion für den Steh- bzw. Sitzbereich zu bauen. Wichtig ist, dass bei internationalen Spielen (Champions League) weiterhin aufgrund der UEFA-Regularien Sitzplätze angeboten werden müssen. Aktuell werden dafür Sitzschalen in den jeweiligen Partien eingebaut. Das möchte man nun mit dem Umbau ändern, indem ein System installiert wird, das sich bereits in Stuttgart bewährt hat. Dort wurde im Rahmen des Stadionumbaus bzw. speziell der Cannstatter Kurve eine neue Konstruktion entwickelt, patentiert und verbaut. Mit ihr lassen sich Sitzflächen (und sogar Wellenbrecher) im Boden versenken und bei Bedarf ausklappen, um sie als Stühle zu benutzen. Verantwortlich für den Umbau in Stuttgart, also für das zitierte »Stuttgarter Modell«, war die Firma TSA Augenstein gemeinsam mit asp Architekten. Das Prinzip ist inzwischen patentiert.

Konkret sieht das so aus, dass man auf flachen Metallboxen stehen kann, die aufgeklappt als normale Sitzfläche fungieren. Das ist wohl sehr platzsparend und recht schnell veränderbar, denn man muss nicht wie jetzt ganze Elemente herausnehmen und wieder verschrauben, sondern kann die Fläche in der Kurve lassen. Der Umbau betrifft alle Blöcke im Unterrang der Südkürve (109-117). Bisher sind in den Seitenbereichen normale Stühle verschraubt und hochgeklappt, da die Bereiche zu den Stehplätzen zählen. Der Umbau ist aus Sicht der (aktiven) Fans absolut zu begrüßen, könnte aber für Unmut auf den Seiten sorgen. Dort stehen bzw. sitzen ältere Bayernfans, die die Möglichkeit Platz zu nehmen nicht nur vor oder nach der Partie sondern auch in der Halbzeitpause nutzen und nun dieser Möglichkeit beraubt werden.

Vor einem Jahr hätten wir wohl noch nicht an eine solche Umbaumaßnahme geglaubt und von einer reinen Stehplatzkurve nur geträumt. Nun können wir wohl viel schneller als gedacht auf eine eine reine Stehplatz-Südkurve blicken. Wir versuchen weiterhin mit den Architekten bzw. Herstellern in Kontakt zu kommen und ergänzen den Artikel hoffentlich zeitnah mit weiteren Details.

Update: Wir haben vier Bilder vom Umbau in Stuttgart zur Verfügung gestellt bekommen. Dort sieht man sowohl die zusammengeklappte als auch die Sitzflächenkonstruktion sehr gut. Besten Dank an Philipp! Foto: Simecek (eventpho.to)

Update 2: Wir haben gerade mit dem Architekten von asp gesprochen, der das Stuttgarter Sitz-/Stehplatzkonzept gemeinsam mit der TSA Augenstein entwickelt hat. Vielen Dank für das Telefonat und die vielen Informationen. Das Patent liegt bei Augenstein und sie dürften damit wohl an den Umbaumaßnahmen in München beteiligt sein.

Die gesamte Konstruktion aus Aluminiumrückenlehne und verzinktem bzw. pulverbeschichteten Stahl als Kasten wird auf die bestehenden Betonstufen aufgeschraubt und ergeben dadurch eine Zwischenstufe, die wie ein Kasten aussieht und mehrere Sitze enthält. Pro Sitz entstehen etwa 130€ Kosten. Im 40cm tiefen und 13cm hohen Element sind die gesamten Sitzflächen verborgen, bei der Breite ist man variabel – ein Sitz nimmt 50cm in Anspruch. Sie lassen sich nach oben ziehen und damit „ausklappen“. Die Wellenbrecher, welche Pflichtbestandteile in Stehplatzbereichen sind, können ebenfalls seitlich umgeklappt werden, befinden sich dann hinter den Sitzen und sind nicht im Weg oder müssen ausgebaut werden.

Einfache Handhabung ist der größte Vorteil dieses neuen Konzepts. In Stuttgart können 5-6 Personen an einem Tag einen kompletten Umbau vornehmen. Das Einlagern bzw. Auslagern, in die Kurve tragen und Verschrauben dauert wesentlich länger und ist dadurch natürlich mit höheren Kosten und Mehraufwand verbunden. München bekommt ein äußerst smartes und bereits erprobtes Gesicht. In Stuttgart ist man sehr zufrieden mit dieser Lösung.

Update 3: Die Firma asp Architekten hat uns noch drei weitere Bilder zur Verfügung gestellt. Vielen Dank für die Informationen und Materialien.

Update 4: Beim Blick auf die Webcam der Allianz Arena sieht man seit heute Morgen einen Kran und Lastwagen, die anscheinend an Baumaßnahmen in der Südkurve beteiligt sind. Obwohl die offizielle Ankündigung des Vereins noch aussteht, hat der Umbau wohl bereits begonnen.