Südkurve: Positive Signale und das Treffen mit der Schickeria

Jan Trenner 25.08.2013

Schickeria Webseite

Ein Schritt aufeinander zu

Das Fanclubtreffen hat bestätigt, dass die aktiven Fans in erster Linie auf einen konstruktiven Dialog mit der Vereinsführung aus sind. In den letzten Monaten und Jahren hat man lieber über- statt miteinander gesprochen und sich dadurch gemeinsam in die Sackgasse manövriert. Grabenkämpfe zwischen den Gruppen der Südkurve und ein kompromissloses Vorgehen der Vereinsoberen haben zu dem geführt was wir jetzt in Heimspielen erleben und uns bei anderen fanrelevaten Themen begleitet.

Im Bayern Magazin vor dem Spiel gegen Nürnberg hat Karl-Heinz Rummenigge einen Schritt auf die Fans zu getan:

Ich bin aber gern bereit, einen intensiveren Austausch mit der Fanszene zu betreiben – zum Wohl des FC Bayern, der uns allen am Herzen liegt. Ich möchte der Fanszene die Hand reichen. Sofern uns das Kreisverwaltungsreferat (als zuständige Behörde) die Genehmigung dafür erteilt, starten wir – mit Hilfe der neuen Drehkreuze – bei einem Bundesligaspiel im Herbst 2013 einen Testlauf für einen freien Blockzugang im Unterrang der Südkurve.

Freier Blockzugang ist einer der entscheidenden Punkte, um einen attraktiven Support der Mannschaft in der Allianz Arena zu gewährleisten. Stimmungswillige Fans können sich direkt hinter dem Tor sammeln, während ruhigere Karteninhaber auf die Außenblöcke ausweichen. Dem Club Nr. 12 wurde bisher keine Möglichkeit eingeräumt mit dem Kreisverwaltungsreferat Gespräche darüber zu führen. Anscheinend möchte der FC Bayern diesen Schritt nun selbst gehen und hoffentlich vergisst er dabei nicht die Einbindung der aktiven Fanszene. Nun gilt es abzuwarten und diesem Vorhaben positiv gegenüber zu stehen. Unüberlegte Aktionen (und z.B. auch Pyrotechnik) bringen diesen Schritt nach vorn wieder ins stocken. Irgendein durchgedrehter »Einzeltäter« könnte nun zündeln und die Bemühungen vieler Gruppen stören.

Ich appelliere an alle Fans: Kein Rassismus, keine Gewalt und auch bitte keine Pyro!

Wichtiger als die eventuell zum Heimspiel gegen Hannover stattfindende Aktion ist das weitere Vorgehen im Anschluss. Anscheinend hat die Vereinsführung eine latente Befürchtung, dass die Ultras Macht im Verein ergreifen wollen. Durchdachte Handlungen und Aktionen sind weiterhin notwendig.

Salewski – Die Zeichen stehen auf Abschied?!

Herr Professor Salewski ist in seiner Rolle als »Vermittler« für den FC Bayern München und seine aktiven Fans untragbar. Mit von ihm vorgetragenen Entscheidungen oder der »neue Lieder« Parole macht er bestehende Gräben tiefer anstatt auch nur in irgendeiner Form als Mediator aufzutreten. Sport1 hat in dieser Woche in der Sendung »Bundesliga Aktuell« einen längeren Bericht über die Südkurve München gezeigt. Neben dem Club Nr. 12 und der Schickeria kam auch Terrorexpere Prof. Salewski zu Wort. Der Beitrag ist nicht in der Mediathek, inzwischen aber auf Youtube zu finden. Sätze wie »Pecht gehabt« und »Das halte ich für ein Gerücht« haben seine Untragbarkeit verdeutlicht.

Lauscht man den Gerüchten bzw. dem »Rauschen im Walde« dürfte sich dieses Kapitel beim FC Bayern dem Ende nähern. Einige Hinweise über eine Entlassung oder Beurlaubung machten die Runde. Außerdem war Prof. Salewski gestern Nachmittag das erste Mal seit zwei Jahren nicht beim Kurvengespräch, welches ein kurzes Treffen von Polizei, Ordnungsdienst, Verein und Fanvortretern vor jedem Spiel ist. Wir können nur darauf hoffen, dass in Zukunft ein besserer Weg der Vermittlung zwischen Fans und Verein gefunden wird. Noch besser wäre es natürlich, wenn man sich einfach wieder gemeinsam an einen Tisch setzt um konstruktiv miteinander zu sprechen und auf einen Mediator gänzlich verzichten kann.

Gespräch mit der Schickeria – Wieso keine Live-Tweets?

Gestern Abend fand nach dem Spiel gegen Nürnberg ein Treffen mit der Schickeria statt. In einem Gasthof in München Freimann kamen gut 40 interessierte Fans mit einigen Vertretern der Ultras zusammen. Nach meinen Live-Tweets vom Fanclubtreffen gab es gewisse Forderungen auch von diesem Event zu berichten. Ich verstehe die Forderungen vieler Twitterer (besonders derjenigen, die nicht einfach mal schnell nach München kommen können), aber einige Erklärungen zum Treffen sollen aufgekommene Unstimmigkeiten über das Vorgehen aus dem Weg räumen. Im Nachgang zu den Tweets vom Montag wurde an mich herangetragen, dass das »einfach drauflos twittern« bei einigen Anwesenden nicht gut angekommen ist. Klar hätte ich um Erlaubnis fragen können, hielt diese »offene« Runde aber nicht für zustimmungspflichtig. Es war gewissermaßen auch ein Experiment etwas aus diesem Kreis allen Interessenten über das Internet zugänglich zu machen. Fehlende Transparenz ist eines – oder wahrscheinlich sogar das – Hauptproblem für viele Vorurteile gegenüber den Ultras und in der Südkurve aktiven Fangruppen. Ich wollte einen kleinen Beitrag zur Aufklärung leisten.

Die Gesprächsrunde gestern Abend verfolgte ein völlig anderes Ziel und verpasste die richtige Kommunikation im Vorfeld. Kritik nehme ich hier gern an und versuche in Zukunft unmissverständlicher zu informieren. Ziel des Treffens mit der Schickeria war ein lockeres Kennenlernen. Obwohl die Gruppe in aller Munde ist und erstes Ziel von Beschimpfungen im Stadion sein dürfte, ist sie für die meisten Bayernfans nur ein Synonym der Ultra-Bewegung. Die Allerwenigsten haben wohl mal direkten Kontakt zu ihnen gehabt oder beim Namen »Schickeria« auch das Gesicht einiger Personen im Kopf. Die Ultras befinden sich hier in einem Zielkonflikt, weil sie eigentlich nicht in der Öffentlichkeit stehen wollen, aber nun die Notwendigkeit erkannt haben dies zu tun. Am Samstagabend änderte sich das um in lockerer Runde miteinander von Angesicht zu Angesicht zu sprechen. Live-Tweets hätten keine neuen Inhalte gezeigt und diesen Kennenlernprozess nicht unterstützt. Meine Nachricht »die Anwesenden wünschen das nicht« kam falsch rüber und traf den Kern der Sache nicht. Das war mir in dem Moment selbst nicht klar, weswegen ich nun hier etwas aufklären wollte.

Trotzdem haben wir nicht nur nebeneinander gesessen und Bier bzw. Spezi getrunken, sondern gute Gespräche geführt. Im Folgenden ein kurzer Einblick in den Abend:

Das Gesprächsangebot der Vereinsführung ist sehr positiv aufgenommen worden. Nun geht es darum wieder zum gemeinsamen Dialog zu finden und Lösungen zu entwickeln. Man erhofft sich nun Gehör zu finden und irgendwann auch das Generationsproblem in der Südkurve zu lösen. Ein freier Blockzugang kann nur ein erster Schritt sein, das machte die Schickeria deutlich, um jungen stimmungswilligen Fans langfristig eine Zugangsmöglichkeit zu schaffen. Momentan verteilen sich Dauerkarten über alle Ebenen des Stadions von Unter- bis Oberrang. Die Öffnung der Blöcke im Süden bringt diese Personen nicht wieder zum Stimmungskern zurück. Hier müssen einige Gruppen auch über den eigenen Schatten springen und Grabenkämpfe aufhören, damit man sich wieder zusammenstellt und ein gemeinsames Zentrum bildet. Der Dialog miteinander und die Kommunikation untereinander muss verstärkt werden.

Ein Tauschprogramm von Dauerkarten in der Allianz Arena muss über verbesserte Kommunikation der Fanclubs in Gang gebracht werden. Es gibt Leute die freiwillig in einen anderen Block tauschen würden und hier kann man eventuell einen kleinen Beitrag leisten. Der FC Bayern wird das nicht übernehmen und so liegt die Verantwortung bei den Fans selbst.

In Zukunft möchte die Schickeria auch in anderen Regionen Gespräche organisieren und interessierte Bayernfans dazu einladen. Hier kann man sich das Spiel auf Schalke vormerken und auch Thüringen im Blick haben. Weitere Informationen folgen in den nächsten Wochen.

Was bleibt nach dieser Woche? Das Stichwort ist die »gemeinsame Sache« und da wo es nur gemeinsam geht, muss man sich miteinander arrangieren, Differenzen überwinden, Gesprächsangebote annehmen und für das große Ziel zusammenarbeiten. Ich schaue positiv auf die nächsten Wochen und hoffe darauf, dass nun Taten und Veränderungen folgen.