Stellungnahme der Schickeria zum »Laziali Liberi« Banner

Jan Trenner 24.01.2014

Die Schickeria distanziert sich in ihrer Erklärung deutlich vom »ekelhaften politischen Hintergrund« der Anhänger, von den »organisierte[n] Neonazis« und der »mehr als eindeutige[n] Symbolik«. Ihnen ging es mit diesem Spruchbanner um einen völlig anderen Zusammenhang, welcher aber mit ihrem kurzen Text nicht klar zu differenzieren war.

Wir wollten darauf aufmerksam machen, dass Ende November ca. 150 Lazio-Fans vor ihrem Europapokalspiel in Warschau festgenommen worden waren und von ihnen zum Zeitpunkt unseres Spiels gegen den HSV immer noch 22 in Haft saßen. […] Ein in Bezug auf Menschen- und Bürgerrechte untragbarer Vorfall. Aber mit Fußballfans kann man das ja machen … Anscheinend konnten auch nach und nach nur diejenigen die Haft verlassen, die eine hohe Kaution bezahlen konnten und wollten, die diejenigen wohl nie wieder sehen werden. Genauso wenig wie sie wohl jemals etwas zu einer rechtlichen Grundlage der Inhaftierung hören werden oder eine gerichtliche Klärung ihrer individuellen Schuld stattfinden wird. […] Vielmehr sind die Betroffenen nicht aufgrund ihrer Weltanschauung oder irgendeiner Manifestation selbiger in diese Situation gekommen, sie wurden schlichtweg verhaftet, weil sie Fußballfans sind, weil man es mit Fußballfans machen kann und weil es eine Message an ALLE Fußballfans war: „Wir machen mit Euch, was wir wollen, weil es uns nicht passt, was ihr seid.“ Es hätte genauso gut Fans aus Bergamo oder Genua erwischen können. Es hätte uns erwischen können. Vielleicht haben wir auch deswegen das Bedürfnis gehabt, uns zu dieser in Deutschland kaum beachteten Situation zu äußern, weil wir auf unseren unzähligen europäischen Reisen durchaus auch in eine solche Situation kommen könnten.
Südkurvenbladdl 18/13-14

Den meisten Zuschauern dürfte dieser Vorfall nicht bzw. nur sehr vage bekannt gewesen sein. Im Nachgang wurde in der Presse und auch auf Twitter kaum der Vorfall an sich, sondern nur das Banner diskutiert.

Wir überlegten lang, ob wir überhaupt einen Blogbeitrag zum Thema zu schreiben, da wir beim besagten Spiel in der Südkurve hinter dem Banner standen und so auch erst auf dem Heimweg davon erfahren haben. Gleichzeitig sind die Vorfälle rund um die Verhaftungen wenig bekannt. Dennoch möchten wir die Chance und Reichweite nutzen, um die Erklärung der Schickeria zu verbreiten, denn sie zeigt auch, dass die Gruppe die Gefahren und Interpretationsspielräume, die so ein Banner mit sich bringt, erkannt haben und künftig wohl sensibler agieren. Zu Vorkommnissen in der Kurve gehören auch bei einem Fehler immer zwei Seiten. Neben dem Aufschrei und der Verurteilung sollten die Urheber zu Wort kommen, um ihre Position zu klären. Diesen Prozess wollen wir hiermit ein wenig unterstützen. Leider findet sich keine weitere Erklärung zum Ausdruck »CHWDP«, dessen Ursprung in Polen gesucht werden muss,der ebenso kritisch ist und über das »ACAB« hinaus geht.

Wir haben uns ja auch im Vorfeld mehr als schwer getan, diese Problematik in die Kürze eines Spruchbands zu packen, sie ist ja doch etwas komplexer. Wenn man sieht, dass nachdem wir das Spruchband gezeigt haben, eigentlich niemand über die Thematik selber und einige über die Ausdrucksweise diskutieren, die Presse, die in letzter Zeit so gut wie alles aus unserer Kurve aufgreift, sich nicht damit beschäftigt, dann muss man sehr darüber nachdenken, ob man die richtigen Worte gefunden hat.
Südkurvenbladdl 18/13-14

Etwas mehr Sensibilität in der Vor- und Nachbetrachtung des Vorfalls hätte der Kurve und allen Diskutanten gut zu Gesicht gestanden. Hoffen wir, dass wir in Zukunft weniger spekulieren müssen und über klare Vorkommnisse sprechen können. Mit dieser Erklärung wurde der richtige Weg eingeschlagen. Den gesamten Absatz zum Spiel gegen den Hamburger SV haben wir für diejenigen, die das Südkurvenbladdl nicht abonniert haben, in diesem Pastebin zur Verfügung gestellt.