Sebastian Rode und eine Schwalbe macht noch keinen Sommer

Christopher Trenner 26.01.2014

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Rode ist gegenwärtig 23 Jahre alt und bringt fast 100 Bundesligaspiele auf die Uhr. Dabei erzielte er 4 Tore und 11 Assists. Nicht schlecht für einen defensiven Mittelfeldspieler, aber auch nichts Überragendes. Dennoch besteht seit geraumer Zeit das Interesse vom FC Bayern am Spieler von Eintracht Frankfurt, spätestens seitdem Mathias Sammer das berühmte ‚Buch deutsche Jungnationalspieler‘ mit nach München brachte. Der erste Transfer war wohl Jan Kirchhoff, aber auch andere Namen (Ginter), die jetzt in jüngster Vergangenheit gehandelt wurden passen in das Beuteschema. Das Ziel ist klar: Junge Spieler verpflichten und sie möglichst auf das nächste Level heben. In der Idealvorstellung sieht das aus wie beim BVB mit İlkay Gündoğan oder wie bei den Bender Zwillingen.

Dieser Weg ist ehrenhaft keine Frage, aber in jüngster Vergangenheit zeigte sich, dass beim FC Bayern dieser Weg sehr steinig ist. In den letzten zehn Jahren holte der FC Bayern folgende Perspektivspieler: Tobias Rau, Andreas Görlitz, Lukas Podolski, Marcell Jansen, Jan Schlaudraff, (Hamit Altintop), Tim Borowski, Alexander Baumjohann, Nils Petersen und Jan Kirchhoff. Maximal die FC Bayern Insider könnten wohl diese zehn Perspektivspieler noch unfallfrei aufzählen. Zugleich fällt aber auch auf, dass die Strategie nicht völlig neu ist und nicht erst von Sammer zum FC Bayern gebracht wurde. Sondern das jedes Jahr ein Spieler mit Perspektive verpflichtet wurde.

Spielerisch muss man allerdings attestieren, dass die meisten Spieler sich nicht beim FC Bayern durchsetzen konnten. Einzig Altintop absolvierte überdurchschnittlich viele Spiele und konnte auch in wichtigen Partien überzeugen (z.B. CL-Halbfinale in Lyon `10). Oftmals scheiterten die Spieler an ihren Ansprüchen bzw. an den Ansprüchen des Vereins. Das sie Talent haben ist unbestritten – so spielt Podolski aktuell keinen schlechten Ball beim FC Arsenal. Bei ihm kam der Wechsel wohl zu früh. Petersen gelingen immerhin rund 10-15 Tore/Saison in Bremen und Marcel Jansen ist wohl die einzige Konstante beim HSV, die ihm sogar Chancen auf ein WM Ticket in Rio einbringen. In der Summe sind wohl die Erwartungshaltungen der Fans und Medien einfach zu groß. Fehler werden nicht in dem gleichen Maße toleriert wie bei Spielern, die aus der eigenen Jugend kommen, aber auch bei Spielern die enorme Ablöse gekostet haben. So bekamen beispielsweise Martinez und Gomez durchaus mehr Anlaufzeit als der ein oder andere Jungspieler.

Den deutschen Perspektivspielern wird diese Anlaufzeit nicht gewährt, dabei wären gerade sie es die diese Eingewöhnungszeit brauchen. Zum einen, weil sie sich an die neue Stadt und Fan-/Medienlandschaft gewöhnen müssen und zum anderen, weil beim FC Bayern ein ganz anderes fußballerisches Niveau herrscht. Gerade die nötige dauerhafte Präsenz in jedem Training, fordert den Spielern doch körperlich und mental einiges ab.

Ob Rode das packen kann, ist fraglich. Gegenwärtig gibt es im 4-1-4-1 nur einen Platz im defensiven Mittelfeld. Dieser wird von Lahm, Schweinsteiger und Martinez beansprucht. Platz für einen vierten Spieler gibt es in dieser Aufzählung de facto nicht. Selbst wenn Martinez in die IV rückt und Lahm wieder als RV agiert, ist es doch immer noch zweifelhaft ob sich Rode wirklich durchsetzen kann.

Mehr Platz dürfte für ihn auf der „8“ sein – vielleicht als Ersatz-/Ergänzungsspieler für Toni Kroos. Hier kommen die Vorzüge des Bundesliga-Aufsteigers der Saison 2012/13 wohl am meisten zur Geltung. Rode war für die Eintracht vor allem in der Hinrunde 2012/13 einer der Leistungsträger und agierte zielstrebig auf der 6er Position. Gelobt werden bei ihm sein gutes Auge und sein damit verbundenes Stellungsspiel. Aber er besitzt nicht nur defensive Qualitäten, sondern verfügt durchaus über offensive Fähigkeiten – und hier könnte er Toni Kroos zumindest vertreten. So kann man bei ihm überdurchschnittlich viele vertikale Pässe sehen, die das Spielfeld öffnen. Zugleich versteht er es, durchaus ein Spiel zu lenken. Seine Passquote von aktuell 82% ist, gemessen am jetzigen Stand der Eintracht kein schlechter Wert. Allerdings fällt er in der Saison 2013/14 in Sachen Zweikampfführung deutlich ab. So gewinnt er ‚nur‘ 45% seiner direkten Zweikämpfe. Selbst ein Toni Kroos, der nicht als Defensivkünstler gilt kommt hier auf einen Wert jenseits der 60%.

Dennoch bleibt abzuwarten, ob Rode sich in München einfinden kann. Er wird schlichtweg nicht die Einsatzzeiten bekommen, die er wohl benötigen wird. Ein Vorteil kann für ihn die WM 2014 sein. Sollten die vielen deutschen und spanischen Nationalspieler weit kommen, werden sie nur eine verkürzte Vorbereitung bekommen. Eine Chance für Rode sich in den Vordergrund zu spielen. Gleichzeitig sollte man wie bei Kirchhoff aktiv über eine Möglichkeit der Leihe nachdenken. Fruchten die ersten 6 Monate nicht, sollte er noch weiter Erfahrung bei einem Bundesligaklub sammeln. Die Geschichte zeigt, dass zumindest bei einigen Spielern (Lahm, Kroos, Alaba) dies der richtige Weg war. Zugleich bleibt die Hoffnung, dass Rode derjenige Spieler ist, dem es gelingen wird, sich beim FC Bayern durchzusetzen. Er wäre dann einer von elf. Eine Schwalbe macht eben noch lang keinen Sommer.