Round-Up: Der Beste seit Gerd Müller?

Maurice Trenner 02.03.2017

Robert Lewandowski schießt ebenfalls viele Tore so wie am Wochenende gegen den Hamburger SV oder gestern mit zwei Toren und einer Vorlage im Pokal gegen Schalke 04. Doch der Pole scheint deutlich mehr Wertschätzung sowohl im Vereinsumfeld als auch in der öffentlichen Debatte zu genießen, wurde er doch nach dem Spiel gegen den HSV von Bayerns Vorstandsvorsitzendem Karl-Heinz Rummenigge sogar mit Clublegende Gerd Müller verglichen. Der Pole wies diesen Vergleich im Interview sofort bescheiden zurück, wobei er auch ankündigte in München seine eigene Geschichte schreiben und „Neues zeigen“ zu wollen.

Seit jeher prägen den Bayern-Sturm die großen Namen: Gerd Müller in den 70ern, Roland Wohlfarth und Dieter Hoeneß in den 80ern, später Giovanne Elber, Roy Makaay, Luca Toni und eben Mario Gomez sowie Robert Lewandowski. Alle Spieler hier in einer Art Rangliste aufzuführen, ist nicht nur aufgrund der unterschiedlichen Zeiten und Spielstile unfair gegenüber den einzelnen Leistungen.

Dennoch kann an dieser Stelle kurz auf die Zahlen geblickt werden. Zur Zeit von Steffens Blogeintrag war Gomez‘ Torquote in Bundesliga-Spielen für Bayern die zweitbeste in der Münchner Historie. Diesen Rang hat ihm mittlerweile Lewandowski abgelaufen. Der Pole hat eine Torquote von 0,78 Toren pro Spiel, die sich aus bisher 66 erzielten Treffern in gerade einmal 85 Ligaspielen im rot-weißen Dress zusammensetzt. Im aktuellen Kader ist er damit bereits auf Platz 4 der meisterzielten Liga-Tore hinter Franck Ribery (72), Arjen Robben (85) und Thomas Müller (92) aufgerückt, wobei alle mehr als doppelt so viele Spiele für die Münchner absolviert haben.

Selbst bei Betrachtung der besten Torquoten der Bundesliga-Historie liegt Lewandwoski mit seiner kombinierten Torquote aus seiner Zeit beim BVB und bei den Bayern in Höhe von 0,65 in bester Gesellschaft auf Platz 2 – natürlich hinter Gerd Müller (0,85), aber knapp vor Lothar Emmerich (0,63), Pierre-Emerick Aubameyang (0,63) und Horst Hrubesch (0,61).

Ebenfalls gab es nur vier Spieler in der Liga-Geschichte, die öfter als Lewandowski (36-mal) mindestens einen Doppelpack in der Liga erzielt haben – wieder ist Gerd Müller einer von ihnen.

Doch auch in anderen Wettbewerben trifft Lewandowski für die Bayern scheinbar, wie er will. Mit bereits 21 Toren in der Champions-League liegt er hier im vereinsinternen Ranking auf Platz 6 hinter den beiden Müllers (Thomas: 39, Gerd: 35), Gomez (23), Robben und Elber (je 22). Auch hier hat er die wenigsten Spiele der genannten absolviert.

Es bleibt jedoch die Frage, weshalb Lewandowski nun eine andere Wertschätzung genießt als Mario Gomez, der in allen Werten nur knapp hinter oder sogar knapp vor ihm liegt. Hierzu gehen wir nochmal zurück zur Einleitung in Steffens Artikel, in der er ein typisches Gomez-Spiel beschreibt: fiel nicht groß auf, eigentlich Note ausreichend bis mangelhaft, aber das Siegtor geschossen.

Wenn unsere Enkel uns in 30 Jahren einmal fragen, was für ein Spieler Mario Gomez war, dann reicht vielleicht eine DVD vom 1:0-Sieg des FC Bayern gegen Hoffenheim am 3. März des Jahres 2013 als Antwort. Es war ein typisches Gomez-Spiel. Hätte er das Tor nicht gemacht, hätte er sich über eine Note 4,5 und den Kommentar „fiel nicht groß auf“ nicht beschweren dürfen. So war er mit seinem Stochertor der Matchwinner. Mal wieder.

Lewandowskis Auftreten auf dem Platz wird hier anders wahrgenommen. Der Pole kämpft immer, läuft den gegnerischen Torwart sogar noch in den Schlussminuten an. Außerdem ist er ein Virtuose am Ball und zwar nicht nur im Strafraum, wie zuletzt gegen Freiburg sichtbar, sondern auch davor in der Kombination mit seinen Mitspielern auf engstem Raum. Hier wirkte Mario Gomez häufig staksig. Daher überrascht es, dass bei einem Vergleich der jeweiligen besten Bundesligasaisons im Bayern-Dress laut whoscored.com (2010/11 Gomez und 2016/17 Lewandowski) beide auf den gleichen Wert bei Key Passes kommen (0,8).

Natürlich gibt es auch bei Lewandowski die Spiele, in denen er in der Luft hängt und er weniger Bälle sieht. Dennoch spielte „Lewy“ in den betrachteten Saisons im Schnitt zehn Pässe mehr pro Spiel – mit leicht höherer Erfolgsquote. Auch in Dribblings geht der Pole deutlich häufiger, als Gomez dies pflegte.

Eine zusätzliche Seite in seinem Repertoire hat Lewandowski erst Anfang Dezember entdeckt, als er innerhalb von vier Tagen zwei Freistoßtreffer aus nahezu gleicher Position – nämlich halblinks am Strafraum aus etwa 20 Metern – erzielte. Eine nicht zu unterschätzende Qualität, die in engen Spielen den entscheidenden Vorteil bringen kann.

Abschließend bleibt also festzuhalten, dass Lewandowski wohl auf dem Weg ist, der beste Bayern-Stürmer seit dem famosen Gerd Müller zu werden. Auf einer Stufe steht er allerdings noch nicht mit ihm, sondern eher mit Mario Gomez – so verrückt wie das auch klingt. Dennoch bringt Lewandowski eigene, vor allem spielerische Qualitäten mit, die ihn auch von den letzten Bayern-Stürmern unterscheiden und daher auch der Grund sein dürften, wieso die Bayern ihn im vergangenen Dezember bis 2021 langfristig an den Verein banden. Der Miasanrot Spieler des Jahres 2016 wird also wohl auch weiterhin seine eigene Geschichte bei Bayern schreiben dürfen.

Anmerkung: Eine frühere Version des Artikels behauptete irrtümlicherweise, dass Lewandowski als erster Stürmer seit Elber seinen Vertrag verlängerte. Jedoch hatte auch Gomez im April 2012 seinen Vertrag bis ins Jahr 2016 verlängert.

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