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Rot-Weißes Round-Up: Walter Junghans

Felix Trenner 24.10.2014

Mitte der 70er Jahre verabschiedete sich beim FC Bayern eine, wenn nicht die, erfolgreichste Generation der Vereinsgeschichte langsam aber sicher in den Ruhestand. Beckenbauer (’77), Müller (’79) und Co. verließen Deutschland und wandten sich zum Ende ihrer Karriere noch einmal neuen Horizonten zu. Damals wie heute galt es, adäquaten Ersatz zu finden – kein leichtes Unterfangen. Auch um langfristigen Ersatz für Torwartlegende Sepp Maier musste sich gekümmert werden, und hier kommt Walter Junghans ins Spiel. In seiner Jugendzeit beim SC Victoria Hamburg hatte Junghans sich den Status „Riesentalent“ erarbeitet und galt in Deutschland bereits als nächste „Katze“. Junghans erkannte das Potential und als sich 1977 die Gelegenheit ergab, zum FCB zu kommen, nutzte er sie. Sepp Maier kommentierte damals entspannt: „Mit mir als Torhüter wird der Junghans zum Althans“. Zwei lange Jahre musste Junghans sich noch gedulden, ehe Maier seine Karriere wegen der Folgeschäden eines Autounfalls beenden musste. Ab der Saison 1979/80 war der geborene Hamburger offiziell Stammtorwart, sein erstes Spiel ohne Gegentor absolvierte er am 5. Spieltag. Zwei Jahre lang sollte Junghans Torwart bleiben und in dieser Zeit alle seine Karrieretitel sammeln: Die Meisterschaften 1980 und ’81, den Pokalsieg 1982 und natürlich die Europameisterschaft 1980, bei der er allerdings ohne Einsatz blieb.

Als am Anfang der Saison ’82/’83 klar wurde, dass Jean-Marie Pfaff Junghans den Rang abgelaufen hatte, flüchtete dieser kurzfristig (während der Saison) zum FC Schalke 04, wo er ab dem 12. Spieltag Nummer 1 war, am Ende der Saison jedoch den Gang in Liga 2 antreten musste. Es gelang jedoch der direkte Wiederaufstieg und Junghans spielte noch bis 1987 für die Knappen, ehe er zu Hertha BSC Berlin wechselte. Für die Hertha bestritt Junghans die meisten Spiele (197, in 1. und 2. Liga) und schaffte es im Zeitraum von ’87-’94 unangefochtene Nummer 1 zu bleiben, auch wenn ihm zwischendurch dieser legendäre Lapsus unterlief. Mit 36 verbrachte er noch eine Saison bei Bayer Leverkusen auf der Tribüne, beendete seine aktive Karriere dann aber 1996, nach zwei Saisons als Spielertrainer bei Fortuna Köln. Seine Gesamtbilanz: 205 Erstliga- und 211 Zweitligaspiele, 18 Auftritte im deutschen und 17 im Europapokal.

Auch Junghans schaffte den Übergang vom Rasen auf die Trainerbank nahtlos. Von der Kölner Fortuna wechselte er zum FC und schloss daran Torwarttrainerpositionen in Lissabon (’99-’01) und Bilbao (’01-’05) an. Unter Jupp Heynckes kehrte er 2006 bei Borussia Mönchengladbach in die Bundesliga zurück, wurde jedoch mit kurz nach Heynckes Rücktritt beurlaubt. Uli Hoeneß holte ihn schließlich 2007 zurück zum FC Bayern, wo er wiederum auf Sepp Maier traf – der war mittlerweile Torwarttrainer und arbeitete ihn eine Saison lang ein. Nach Maiers Rücktritt wurde Junghans im „Kabinett Klinsmann“ Torwarttrainer und blieb dem FCB auch nach Klinsmanns Scheitern erhalten, ehe unter Louis van Gaal Frans Hoek seinen Posten einnahm. Junghans aber blieb im Verein und trainiert seitdem als Torwarttrainer die Amateure. Zudem ist er auch weiterhin als Stammtorwart aktiv – er läuft für die FC Bayern Allstars auf, als eine von elf Vereinslegenden.

Miasanrot.de stellt regelmäßig am Dienstag und Freitag in einem Round-Up lesenswerte Texte und Fundstücke rund um den FC Bayern zusammen. Gewidmet wird jedes Round-Up einem ehemaligen Bayern-Spieler, der am jeweiligen Tag (oder kurz zuvor/danach) Geburtstag hat.

Presseschau

Diskussion um Thiago-Behandlung: Fragen an Fußballdoping.de

Ein Text des bekannten Blogprojekts „Fußballdoping“ (Teil des gemeinützigen Recherchebüros CORRECT!V), das im Jahr 2013 für den Grimme-Online-Award nominiert war, sorgte unter der Woche für ein paar Fragezeichen. Die Autoren des Blogs warfen in ihrem Text sogar die Frage auf, ob bei der Behandlung von Thiagos Bänderverletzung ein Dopingverstoß begangen wurde. Nachdem Thiagos Arzt Dr. Cugat in seinem Blog und auf Twitter verlautbarte, Thiago sei gar nicht mir Kortison, sondern mit Wachstumsfaktoren behandelt worden, wurde der Rechercheblog aktiv. Eine Behandlung von Sportverletzungen durch konzentrierte körpereigene Wachstumsfaktoren scheint im Spitzensport durchaus weitverbreitet zu sein und ist von der Welt Anti Doping Agentur in der Regel nicht verboten wie auch „Fußballdoping“ inzwischen bekannt gab. Wir sprachen mit Autor Daniel Drepper über den Text und die Behandlung von Thiago:

Was ist unter dieser Behandlung mit Wachstumsfaktoren zu verstehen und wie unterscheiden sich Wachstumsfaktoren von Wachstumshormonen, die häufig bei Doping-Fällen eine Rolle spielen?

Zunächst muss geklärt werden, wie Cugat genau an Thiago gearbeitet hat. Dafür haben wir die Bayern und Cugat selbst angefragt, bislang aber noch keine Antwort erhalten. Sollte Cugat ihn mit Wachstumsfaktoren behandelt haben, wäre es interessant zu wissen, mit welcher Methode er genau gearbeitet hat. Die mittlerweile recht bekannte PRP-Methode beispielsweise war von 2010 bis 2011 von der WADA offiziell verboten, ist jetzt aber wieder erlaubt. Dabei wird angereichertes Eigenblut zugeführt, was die Produktion von körpereigenen Wachstumsfaktoren stimuliert. Beim Doping mit Wachstumshormon wird dem Körper dagegen die als HGH bezeichnete Substanz stets von außen zugeführt.

Ist der Einsatz von Wachstumsfaktoren verboten?

Hier muss man unterscheiden, ob dem Körper fremde Wachstumsfaktoren zugeführt werden oder der Arzt körpereigene Wachstumsfaktoren verwendet. Beide Methoden sind kritisch zu sehen, aber nach heutigem Reglement sind lediglich die von extern zugeführten Wachstumsfaktoren verboten.

Wenn ein Arzt körpereigene Wachstumsfaktoren zur Behandlung nutzt, spricht man oft von der PRP-Methode. Dabei entnimmt der Arzt zunächst zehn Milliliter Blut, trennt dieses Blut mit einer Zentrifuge in seine Bestandteile und injiziert dann fünf Milliliter des angereicherten, thrombozytenreichen Blutes wieder in den Spieler. Genauer gesagt direkt in den Muskel. Diese Methode war von der WADA früher wie gesagt verboten.

Es gibt Studien, die zeigen, dass diese Methode eine leistungssteigernde Wirkung hat. Zudem können bei dieser Methode weitere Dopingsubstanzen mit ins Blut gemischt werden, die dann bei Dopingkontrollen nicht erkannt werden können. Oft kann hier nur der Arzt selbst sagen, ob seine Methode eine verbotene ist. Andere Methoden sind dagegen definitiv verboten. Dazu zählt die externe Zufuhr von Wachstumsfaktoren oder die Behandlung mit Wachstumshormon, also HGH. Letzteres kann nur mit einer zuvor bei der NADA beantragten Ausnahmegenehmigung zugeführt werden.

Welche Vorteile hat die Behandlung mit Wachstumsfaktoren?

Die entsprechenden Ärzte und Sportler berichten öffentlich immer wieder davon, dass dadurch die Heilung beschleunigt wird. Zuletzt hat im vergangenen Jahr eine wissenschaftliche Studie nahe gelegt, dass bei der PRP-Methode die Konzentration von körpereigenen Wachstumsfaktoren zum Teil stark erhöht wird. Es könnte also durch die ärztliche Stimulation körpereigener Hormone eine Situation herbeigeführt werden, welche die (verbotene) externe Zufuhr von Wachstumsfaktoren simuliert. Der Arzt erzielt einen ähnlichen Effekt wie mit Doping, bleibt aber im derzeit gerade noch legalen Bereich.

Sollte die NADA den Fall aus Ihrer Sicht prüfen?

Erstens würden wir es begrüßen, wenn die NADA in solchen Fällen eine aktive Rolle einnehmen könnte, um den Fall zu untersuchen. Dazu müsste sie nicht nur eine ausreichende Ausstattung, sondern auch die
entsprechenden Befugnisse haben. Derzeit wird in der Politik ein neues Anti-Doping-Gesetz diskutiert, das diese Strukturen schaffen könnte: Eine bessere Zusammenarbeit zwischen der NADA und Ermittlungsbehörden. In Dopingtests fallen viele Methoden nicht auf. Daher ist es wichtig, dass sich die Dopingjäger aller Möglichkeiten bedienen, um Verdachtsmomenten nachzugehen. Zweitens haben wir den Eindruck, dass sich die WADA die PRP-Methode noch einmal genau ansehen sollte.

Wie bewertet Ihr generell den Einsatz von leistungssteigernden Medikamenten im internationalen Spitzenfußball?

Wir gehen davon aus, dass im internationalen Spitzenfußball gedopt wird. Dafür sprechen nicht nur zahlreiche Indizien – inklusive der Berichte von Beteiligten – sondern auch ein Blick auf die Vergangenheit. Es hat genug Fälle gegeben, die zeigen, dass sich Doping im Fußball nicht nur lohnt, sondern dass es über Jahrzehnte verbreitet war. Im Fußball steckt viel Geld, die körperliche Konstitution ist extrem wichtig, gerade bei Verletzungen wollen Spieler keine Zeit verlieren. Und in Graubereichen wie dem Einsatz von Wachstumsfaktoren oder auch Schmerzmitteln – Thiago, Ducksch – zeigt sich, dass Spitzenfußballer alles tun, um möglichst schnell fit zu werden und einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz zu bekommen.

Martí Perarnau: Bayern ist noch besser

Beim Blick zurück auf den vergangenen Dienstag breitet sich immer noch ein breites Grinsen auf dem Gesicht eines jeden Bayern-Fans aus, das von großer Zufriedenheit mit der momentanen Situation zeugt. Zufrieden sein dürfte momentan auch Pep Guardiola – auch wenn er es der Presse gegenüber natürlich nie offen zeigen würde. Martí Perarnau, der den Trainer so gut kennt wie kaum ein anderer, schreibt bei Eurosport auf, warum. Seine Anfang des Jahres angekündigte Absicht, in der nächsten Saison noch besser zu spielen, erfüllt die Mannschaft gerade eindrucksvoll. Nicht nur die Ergebnisse stimmen im Moment, auch die Art der Siege gefällt Guardiola, der jedoch weiterhin Verbesserungspotential sieht.

Update: FCB-Frauen

FCBayern-Frauenfussball.de berichtet mit Blick auf die Weltmeisterschaft in Kanada im kommenden Sommer über die Ziele der Nationalspielerinnen im Kader des FCB. In den ausstehenden Qualifikationsspielen geht es vor allem für die internationalen Mädels noch um das WM-Ticket – die deutschen Nationalspielerinnen um Melanie Behringer haben die Quali bereits erfolgreich abgeschlossen.

Hoeneß‘ Resozialisierung beim FC Bayern

Als einen „Mann für die Jugend“ betitelt die „Süddeutsche Zeitung“ Uli Hoeneß in einem guten Artikel zu seiner aktuellen Situation. Lange schon geistert die Frage durch die Gazetten, in welcher Rolle genau Hoeneß (vorrausichtlich ab Anfang 2015) wieder beim FC Bayern tätig werden dürfte.

Eine Stelle in der Jugendabteilung ist nach Angaben von Insidern im Gespräch. Ein fester Arbeitsplatz ist die Voraussetzung dafür, dass Hoeneß tagsüber Ausgang hat und nur noch nachts einrücken muss.
»Ein Mann für die Jugend«, Süddeutsche.de, am 23.10.2014

Die Zeitung bezieht sich im Artikel auf einen Insider, der berichtet, Hoeneß werde keinesfalls gleich wieder in der Führungsriege aktiv sein. Vielmehr wolle der langjährige Manager und Präsident dem Verein in der Basis helfen, möglicherweise in der Jugendabteilung.

Chris im Spieltagsanalyse-Hangout bei Sport1

Gestern Abend war unser Autor Chris bei Sport1 im „Telekom-Spieltagsanalyse-Hangout“ zu sehen. Falls ihr es verpasst habt, gibt es hier das Youtube-Video.

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ZIS-Bericht: »Die seltsamen Zahlen der Polizei«

Fabian Scheler beschäftigt sich für ZEIT Online mit dem Bericht der Zentralen Informationsstelle Polizeieinsätze und zieht ein nüchternes Fazit, wofür er auch mit Jan sprach und ihn im Text zitiert.

Viele Zahlen werden ohne Augenmaß erhoben. So etwa die 8.989 freiheitsentziehenden Maßnahmen der abgelaufenen Saison, ein Anstieg um 31 Prozent. Was genau für Maßnahmen das sind, wird nicht beschrieben. Fanrechtler und Fananwälte argumentieren, dass manchmal Hunderte von Fans als Tatverdächtige behandelt werden.
»Die seltsamen Zahlen der Polizei«, ZEIT Online am 21.10.2014

Wir haben uns in der Vergangenheit schon mit dem Datenwerk der Polizei beschäftigt und kommen zu ähnlichen Erkenntnissen. Die pure Sammlung von Zahlen ist ohne konkrete Einordnung in den Kontext der Einsätze oder Bewertung am Spiel wenig zielführend. Er bleibt ein »Arbeitsnachweis« mit vorgegebener Intention, die Politik wie Polizei als Argumentationshilfe dient, aber wohl nicht zu einer Verbesserung der Situation oder Minimierung des Aufwands führen wird.