Quo vadis Emre Can?

Steffen Trenner 31.05.2013

Grundsätzlich ist es ja durchaus zu begrüßen wenn junge Spieler Ansprüche formulieren – zumindest dann, wenn diese Ansprüche durch Leistungen auf dem Platz untermauert werden. Cans Aussage zur fehlenden Motivation für die Regionalliga kann den Bayern Verantwortlichen nicht gefallen. Der 19-Jährige ist sicher das Talent, das am dichtesten am Bayern-Kader dran ist. Trotzdem stach er bei den Amateuren im Gegensatz zu einem Pierre-Emile Hojbjerg nicht heraus. Er spielte häufig passabel – mehr aber auch nicht. In seinen beiden Einsätzen von Beginn an für die Profis gegen Nürnberg und Freiburg machte er seine Sache ordentlich bis gut. „Such dir deine Lücke“, hatte Jupp Heynckes Can vor der Saison mit auf den Weg gegeben. Genau darum wird es für ihn gehen, wenn er sich bei Bayern durchsetzen will.

Auch wenn unter Guradiola die Karten sicherlich neu gemischt werden, scheint es ausgeschlossen, dass sich der U21-Nationalspieler in der nahen Zukunft im zentralen Mittelfeld einen Stammplatz erarbeiten kann. Bastian Schweinsteiger, Javi Martinez, Luiz Gustavo, Toni Kroos, David Alaba und sogar Jan Kirchhoff, der diese Position in Mainz mehrfach bekleidete, stehen auf dieser Position vor ihm. Blickt man auf die spielerische Stärken des 1 Meter 86 großen Bayern-Spielers scheint ohnehin eine anderen Position prädestiniert für Can. Seine physische Stärke im Zweikampf (62 Prozent gewonnene Zweikämpfe), sein Kopfballspiel, sein sehr ordentliches Passspiel stechen heraus. Eigenschaften, die in der Innenverteidigung besonders gefragt sind. Bayern steht nach der erneuten Verletzung von Holger Badstuber vor einer etwas unsicheren Zukunft in der defensiven Zentrale. Dante und Jerome Boateng dürften einen Vorsprung haben. Dahinter kämpfen Daniel van Buyten, der wohl verlängert und Neuzugang Jan Kirchhoff um Einsatzzeiten. Konkurrenz vor der sich Emre Can nicht verstecken muss, wenn er die Situation annimmt.

David Alaba hat es vorgemacht. Er galt lange Zeit als zentraler oder offensiver Mittelfeldspieler für den es keinen Platz im Bayern Kader gab. Erst Heynckes stellte ihn konsequent auf die linke Verteidiger Position. Für Alaba bedeutet dies den Durchbruch. Emre Can war seinen Alterkollegen in der Jugend durch seine Größe und physische Stärke immer überlegen. Im „Herrenfußball“, wie Mehmet Scholl gerne sagt, reicht das allein nicht mehr – zumindest nicht beim FC Bayern. Wenn er spielen will muss sich Can seine Lücke im Bayern-Kader suchen – oder wohl oder übel irgendwann einen anderen Verein.