Plötzlich Champions League – der FCA in der Vorschau

Felix Trenner 12.12.2014

Personal

Für das Spiel in München fehlen dem FCA zwei Akteure: Zum einen Torwart Marwin Hitz, der vom Österreicher Alexander Manninger vertreten wird. Zum anderen verletzte sich Sturm-Neuzugang Tim Matavz vor zwei Wochen gegen den HSV. Speziell Hitz‘ Ausfall wiegt durchaus schwer, der Schweizer war der sichere Rückhalt und überzeugte zuletzt. Doch auch Manninger hat trotz seines hohen Alters seine Qualitäten. Generell beginnt die Beantwortung der Frage, warum die Augsburger stehen wo sie stehen mit der Transferpolitik vor der Saison. Die drei wichtigen Säulen der Vorsaison, die den Verein verließen, konnten allesamt gut ersetzt werden. Für Rechtsverteidiger Matthias Ostrzolek (HSV) wurde Abdul Rahman Baba aus Fürth geholt, der seinen Vorgänger nicht nur ersetzen konnte, sondern ihn vielmehr übertrifft. Kevin Vogt (1. FC Köln), letztes Jahr im defensiven Mittelfeld nicht weg zu denken, wird in Personalunion ersetzt: Der junge, aber äußerst entwicklungsfähige Dominik Kohr wird von Neuzugang und Routinier Markus Feulner gefordert. Auch für Andre Hahn, den wohl prominentesten Abgang wurde in der Breite Ersatz gefunden, der allerdings noch nicht ganz eingeschlagen hat. Tim Matavz (aus Eindhoven) und Nikola Djurdjic (Fürth) können Hahns Torgefahr noch nicht ersetzen. Hier spielt eine Personal-Umstellung eine wichtige Rolle, die wir in „System & Aufstellung“ genauer erläutern. Dass auch in Augsburg mal was schief gehen kann, zeigen die Spieler Parker und Caiuby, die beide für mehr als eine Million verpflichtet wurden, bis dato jedoch weit von der Startelf entfernt sind.

System & Aufstellung

Konstanz ist das Stichwort bei den bayrischen Schwaben. Nur am letzten Spieltag gegen Köln setzte Trainer Weinzierl auf ein 4-1-4-1 – ansonsten spielen die Augsburger im 4-2-3-1 mit einer sehr variablen Offensivreihe. Der Kern des Systems ist das zentrale Mittelfeld, in dem Daniel Baier Dreh- und Angelpunkt ist. Er wird meistens unterstützt von „Lehrling“ Kohr, der jedoch in den letzten Wochen aufgrund einer Verletzung zunehmend von Markus Feulner abgelöst wurde. Auch gegen Bayern ist nicht klar, wer den Vorzug erhalten wird. Feulner kann mit seiner Erfahrung und offensiven Akzenten überzeugen, Kohr hat für sein Alter bereits eine hervorragende Antizipation und eine sehr gute Zweikampfquote (59%). Vor allem die Bindung zwischen Mittelfeld und Abwehr ist hervorzuheben. Jan-Ingwer Callsen-Bracker und Ragnar Klavan haben sich vor allem in puncto Spielaufbau stark verbessert. Und auch die Außenverteidiger wissen zu überzeugen: Sowohl Baba links (4 Torvorlagen) als auch Verhaeagh rechts (2 Torvorlagen, 5 Tore, davon 4 Elfmeter) bringen defensiv wie offensiv überragende Leistungen.

Auch die offensive Dreierreihe hat einige Raffinessen zu bieten. Tobi Werner, Halil Altintop und Raul Bobadilla bildeten bereits im letzten Jahr 3/4 des Augsburger Sturms – durch Hahns Abgang spielt der Argentinier jetzt auf dem rechten Flügel und wird im Sturm abwechselnd durch Matavz, Djurdjic oder auch Mölders ersetzt. Da keiner der nominellen Stürmer jedoch richtig ins Rollen kommt, wechselt „Boba“ teilweise in die Spitze, wodurch Alex Esswein oder Shawn Parker in die Mannschaft kommen. Die gefährlichere Seite ist sicherlich die Linke mit dem Duo Baba/Werner. Werner interpretiert seine Rolle sehr frei, häufig kreuzt er zwischen den gegnerischen Innenverteidigern und kann so seine Schnelligkeit ausspielen.

Das gewisse Etwas:

Es mag geschwollen klingen, aber das gewisse Etwas beim FCA ist die Mannschaft, die zwar nicht von den großen Einzelkönnern definiert wird, jedoch perfekt zusammenspielt. Trainer Weinzierl leistet großartige Arbeit und schafft es, dass sich verschiedene, manchmal nicht ganz einfache Typen (Bobadilla) dem System unterordnen. Mit Kapitän Verhaegh spielt einer der besten Elferschützen der Liga in der SGL-Arena, Daniel Baier ist ein Ausnahme-Regisseur im Mittelfeld und die Dreierreihe teilt sich vorne das Toreschießen auf. Ein Gesamtkonstrukt, das momentan auf einer Welle der Euphorie daherkommt.

Prognose

Leicht tat sich der FC Bayern selten in Augsburg. Die Fuggerstädter sind unangenehm zu spielen und kamen in den letzten Partien stets zu guten Chancen – dank Mölders (und sicherlich auch Guardiolas übertriebener Rotation) gelang in der letzten Rückrunde der erste Sieg gegen den großen Nachbarn aus München. Wenn Thomas Müller vor dem Spiel sagt, dass es schwerer wird als gegen ZSKA, dürfte er recht behalten. Vor allem über Rechts droht Gefahr, Rafinha oder vielleicht Rode werden defensiv sicher stehen müssen. Wie viel für den FCA dann wirklich möglich ist, hängt stark vom Spielverlauf ab. Ein Treffer könnte die Augsburger weiter beflügeln – und die Bayern mehr unter Druck setzen als ihnen lieb ist.