Pepe erfüllt Peps Wunsch

Christopher Trenner 05.08.2014

Mit Beginn der letzten Saison wurde Pep Guardiola Trainer und mit ihm änderte sich das Anforderungsprofil für Torhüter. Pep will bzw. sein Spiel braucht einen mitspielenden Torwart und die Partie in der „Defensive“ aufbaut. Lange Bälle sind tabu. Waren es früher die defensiven Mittelfeldspieler und ein paar Jahre später die Innenverteidiger, ist es jetzt der Torwart, der die Offensive beginnt und Angriffe einleitet.

Zugleich ist er eine Art Libero, wie es Manuel Neuer wohl am deutlichsten bei der WM 2014 gegen Algerien vorgelebt hat. Weder das Mitspielen noch das hohe Absichern sind allerdings die Welt von Tom Starke. Sein Spiel ist klar strukturiert. Er steht auf der Linie und hält dank seiner Reflexe die Kiste sauber. Wie schwer sich Starke aber mit dem System von Guardiola tut, sah man bereits im Supercup-Spiel des FC Bayern gegen den BVB im Sommer 2013. Der BVB schoss den FC Bayern aus dem Stadion – ein Fehler von Starke brachte die Borussen auf die Siegerstraße und auch sonst wirkte er völlig überfordert mit den Anforderungen, die der Trainer an ihn gestellt hat. Ähnlich unglücklich agierte er beim 3:3 Meisterspiel gegen seinen Ex-Klub TSG Hoffenheim.

Ein weiterer Grund für einen 3. Torwart ist der Status der Amateurmannschaft. In der Regionalliga Bayern wird der Torwart kaum entscheidend auf hohem Niveau gefordert. Lukas Raeder konnte nicht unter Beweis stellen, dass sich ein junger Torwart bei den Amateuren so entwickeln kann, dass er vorübergehend in der ersten Liga spielbereit ist. Ende der Saison 2013/14 war Manuel Neuer mehrfach angeschlagen und Tom Starke aufgrund einer OP am Ellenbogen für mehrere Monate ausgefallen. Der dritte Torwart musste spielen und Reader konnte leider nicht überzeugen. Zugegeben, die Spiele gegen Dortmund und Braunschweig liefen noch aus ganz anderen Gründen nicht, aber hier ging der Jungspieler unter. Lukas Raeder hat den Verein inzwischen verlassen und Neuzugang Ivan Lucic zog sich einen Bänderriss zu.

Weiterhin darf nicht unterschätzt werden, dass sich drei Torhüter gegenseitig im Training pushen und die Qualität im Torwart-Training hoch halten können. Mit Pepe Reina kommte ein Spieler, der diese Rolle perfekt ausfüllen kann. Reina war lange Zeit eine Bank in Liverpool. Über die Jugendabteilung vom FC Barcelona, wo er mit Guardiola im Profikader stand, kam Reina zum FC Villarreal, dort konnte er sich durchsetzen und Erfolge mit den gelben U-Booten feiern. In der Saison 2004/2005 reichte es immerhin für das UEFA-Cup Viertelfinale und Platz 3 in der Liga – hinter den beiden großen Vereinen Real Madrid und FC Barcelona. Villarreal stelle dabei die drittebeste Abwehr. Von dort aus ging es 2006 weiter zum FC Liverpool. Reina trat in die Fußstapfen von Vereinslegende Jerzy Dudek, dem Elfmeterheld von Istanbul. Als Neuzugang übernahm er sofort die Rolle der Nummer 1. Mit nur 25 Gegentoren in seiner ersten Saison war Reina ein Grundstein für einen dritten Platz in der Meisterschaft. Im Jahre 2008 sicherte sich Reina die „Golden Gloves“. In seiner langen Zeit in Liverpool brachte er es auf über 50 „clean sheets“ – Spiele ohne Gegentore. Auch in der Nationalmannschaft kam Reina in dieser Zeit immer wieder zum Einsatz, allerdings ohne eine wirkliche Chance Iker Casillas zu verdrängen.

In den letzten Jahren, aber spätestens ab 2011, ging es mit dem FC Liverpool immer weiter bergab. Vereine, die von Außen mit großem Geld unterstützt wurden, liefen den Reds den Rang ab. Auch Reina konnte sich in dieser Zeit nicht mehr wie erhofft in Szene setzen. Um die 40 Gegentore pro Saison waren zwischen 2009-2013 die Regel, wobei Reina nicht immer fehlerfrei war. Zur Saison 2013/14 folgte Pepe Reina seinem Mentor Rafael Benítez überraschend zum SSC Neapel. Mit Simon Mignolet bzw. Bradley Jones haben die Reds bereits die Nachfolger gefunden.

In Neapel konnte Pepe Reina wieder zur alten Stärke zurückfinden. Vor allem auf der Linie und im 1:1 setzte er neue Maßstäbe und glänzte mit guten Reflexen. Schwächen findet man bei ihm höchstens beim Verlassen des Tores. Beim Verteidigen von Eckbällen rutschten Anhängern der Reds die Herzen regelmäßig in die Hose. Wie gut Reina aber ist, durfte unlängst auch der BVB erfahren. In der Champions League Gruppenphase traf die Truppe von Jürgen Klopp auf die Süditaliener. Zwar verlor der SSC Neapel das Rückspiel in Dortmund mit 3:1, aber der FC Bayern Neuzugang konnte fast 10 Großchancen entschärfen und lange Zeit den „Sieg“ im direkten Vergleich festhalten.

„Darüber hat mich Michael Reschke informiert“, so Rummenigge. „Pepe Reina wollte unbedingt zu Bayern München. Er wollte dieses Abenteuer machen, obwohl er weiß, dass er mit Manuel Neuer eine Nummer eins vor sich hat, die, wenn nichts passiert, immer die Nummer eins bleiben wird.“
Mitteilung auf FCBayern.de, 05.08.2014

In München könnte Pepe Reina vor allem im Pokal zum Einsatz kommen und dort Manuel Neuer die ein oder andere Pause verschaffen. Zudem könnte er – bei ideallem Verlauf – Einsätze in der Bundesliga und in der Champions League Gruppenphase sammeln. Manuel Neuer ist und bleibt als Nummer eins gesetzt. Mit Reina kommt eine Verstärkung für die zweite Reihe.