Hamburger SV – FC Bayern 0:5 (0:2)

Steffen Trenner 12.02.2014

Falls ihr es verpasst habt: Der FC Bayern im Vergleich zum Spiel gegen Nürnberg fast wie erwartet mit Toni Kroos für Thomas Müller in der Startelf. Mario Götze kam vermehrt über Links, Arjen Robben dafür über seine angestammte rechte Seite. Thiago agierte als offensivster der drei Spieler im Mittelfeldzentrum. Der HSV begann enttäuschend passiv und überließ Bayern von Beginn beinahe kampflos den Ball. Durch die defensive Ausrichtung gelang es aber zumindest die Münchener aus dem Strafraum weitgehend fern zu halten. Bayern konzentrierte sich zu Beginn sehr stark auf Angriffe über die eigene linke Seite – Guardiola hatte Hamburgs rechte Seite mit John und Lam offensichtlich als Schwachpunkt ausgemacht. Das 1:0 von Mandzukic, nach schöner Vorarbeit von Götze war zu diesem Zeitpunkt die erste echte Chance der Guardiola-Elf. Hamburg blieb ohne erkennbare Reaktion und gab sich in der Folge zunehmend auf. Bayern schoss sich am Ende mit Leichtigkeit zum Kantersieg.

3 Dinge, die auffielen:

1. Ein desolater HSV

Man muss es schon mal so deutlich sagen. Der HSV war am Mittwoch-Abend der wohl schwächste und unambitionierteste Gegner der gesamten Saison. Ich verstehe nicht wie man in einer Situation in der man ohnehin nichts zu verlieren hat, nicht den Hauch eines Versuchs unternimmt sich gegen den Klassenprimus etwas Besonderes zu überlegen. Hamburg versuchte durch eine zwar kompakte, aber doch recht plumpe 4-4-2-0-Ausrichtung so lange es geht ein 0:0 zu halten und hoffte wohl auf die ein oder andere Kontersituation. So agieren im Pokal vielleicht Regionalligisten. 

Durch den Einstieg der Allianz beim FC Bayern ist in dieser Woche erneut die Diskussion über die angeblich uneinholbare finanzielle Überlegenheit der Bayern hochgeploppt. Sicher, der FC Bayern hat wirtschaftlich die beste Ausgangslage. Wahrscheinlich hat kein Verein außer dem FCB in der Bundesliga die finanziellen Mittel, um bis zum Ende einer Saison in drei Wettbewerben mitzuspielen. Der HSV hat aber keine Belastung durch einen internationalen Wettbewerb. Er kann jede Woche, fast jeden Tag im Training daran arbeiten sein Spiel zu verbessern und einen Plan für den Gegner zu entwickeln.

Der Klassenunterschied, der am Mittwoch-Abend deutlich wurde hat weniger mit unterschiedlichen finanziellen Ausgangslagen zu tun, als mit völlig unterschiedlichen fußballerischen Entwicklungen beider Vereine in den letzten drei Jahren. Der HSV steht nicht ohne Grund im Abstiegskampf. Er hat keinen schlechten Kader, sondern keinen guten Plan, keine moderne Spielphilosophie und keine Richtung. All das macht im Gegenzug den Erfolg des FC Bayern aus. Das kommt mir in der aktuellen Diskussion oft zu kurz.

2. Kroos in neuer Rolle unauffällig aber effektiv

Nach den Diskussionen der letzten Tage stand der Nationalspieler gegen Hamburg besonders im Fokus. Kroos übernahm die balancegebende Rolle im zentralen Mittelfeld und wechselte ständig mit Lahm die Position. Auffällig häufig agierte der 24-Jährige dabei als abkippende aufbauende 6, während sich Thiago als freischwebender Nadelspieler hinter Mandzukic seine Räume selbst suchen durfte. Diese Maßnahme ist durchaus bemerkenswert, da Kroos im bisherigen Saisonverlauf meist die eben beschriebene Thiago-Rolle einnahm. Guardiola hatte unter der Woche angedeutet, dass ihm gegen Mönchengladbach und Stuttgart dabei insgesamt zu wenig herauskam. Ich teile seine Auffassung, dass Kroos Qualitäten in der Ausrichtung vom Mittwoch-Abend besser zur Geltung kommen.

Kroos spielte gerade in der ersten Hälfte eher unauffällig, überzeugte jedoch mit hohen Passquoten über 91 Prozent. Es war wenn man so will ein typisches Kroos-Spiel, dessen Wert für die Mannschaft selten in Statistiken abzulesen ist. Dass er am Ende zwei Treffer vorbereitete überraschte fast ein wenig, unterstreicht jedoch, dass Kroos-Auftritt insgesamt effektiver war, als es den Anschein machte. Dass Kroos nach Dante die meisten Ballkontakte hatte, unterstreicht seine stärkere Bindung zum Spiel in der tieferen Rolle im Zentrum. Mit der Rückkehr von Bastian Schweinsteiger, der einen spielfreudigen Eindruck hinterließ, hat Guardiola nun fast unbegrenzte Auswahlmöglichkeiten und Varianten für die drei zentralen Mittelfeld-Positionen. Kroos wird hier im weiteren Saisonverlauf sicher weiter eine Rolle spielen.

3. Martínez-Einwechslung als Fingerzeig

Ich habe es hier schon mehrfach geschrieben, dass Javi Martínez aktuell die wohl kniffeligste Personalie im Bayern-Kader ist. Auch wenn man das Spiel gegen Hamburg generell nicht überbewerten sollte, ist die Einwechslung Martínez in der Innenverteidigung durchaus als Fingerzeig zu sehen. Es wäre ein logischer Schritt wenn Guardiola zumindest für den Moment mit ihm als weitere Alternative in der Innenverteidigung plant. Martínez wirkte zu Beginn ein wenig unsicher hatte 1, 2 Mal Probleme den richtigen Abstand zu Dante herzustellen, zeigte aber insgesamt eine ordentliche Partie (über 90 Prozent Passquote). Ernsthaft gefordert wurde der Spanier in diesem Spiel jedoch nicht. Ich würde mich nicht wundern wenn Guardiola in naher Zukunft einen ernsthaften Test mit Martínez von Beginn an in der Abwehr unternimmt. Vielleicht schon am Samstag gegen Freiburg.

3.1 Mario Götze ist ein grandioser Fußballer

Das musste an dieser Stelle nochmal gesagt werden.

Hamburger SV Adler – Lam, Tah, Westermann, Jansen – Badelj (73. Bouy), Rincón – Ilicevic, van der Vaart (40. Arslan) , Calhanoglu (71. Zoua) – John
Ersatz Drobny, Diekmeier, Sobiech, Lasogga
FC Bayern Neuer – Rafinha, Boateng (49. Martínez), Dante, Alaba – Lahm (65. Schweinsteiger) – Robben, Thiago (65. Shaqiri), Kroos, Götze – Mandzukic
Ersatz Starke, Pizarro, Müller, Contento
Schiedsrichter Felix Zwayer (Berlin)
Zuschauer 57.000 (ausverkauft)
Tore 0:1 Mandzukic (21.), 0:2 Dante (26.), 0:3 Robben (54.), 0:4 Mandzukic (74.), 0:5 Mandzukic (76.)
Gelbe Karten Lam, Arslan, Rincón / –