#FCBBOR – Über BATE zum Sieg in der Gruppe

Jan Trenner 06.12.2012

Schon am Nachmittag wurde bekannt, dass Jupp Heynckes kräftig in die Rotationskiste greifen würde und die Startelf allerhand Veränderungen aufbieten wird. Mit Contento – Boateng- van Buyten und Rafinha begann eine neue Viererkette. Im Mittelfeld spielte Tymoshchuck für Martínez als Schweinsteiger-Partner und Shaqiri ersetzte Ribéry. Mario Gomez bekam sein Champions League Startelfdebüt nach langer Verletzungspause. Diese Rotation brachte Einsatzminuten für diejenigen, die man zuletzt eher seltener gesehen hatte. Außerdem standen Dante, Schweinsteiger und Martínez vor der Gefahr, nach einer weiteren gelben Karte, im Achtelfinale gesperrt zu sein. Das Team musste sich erst finden, aber nach einiger Aufregung am Nachmittag kann man feststellen: natürlich gibt es immer eine 1. und 2. Mannschaft, aber die Lücke zwischen erster Wahl und Bank ist nicht sonderlich groß.

Das Spiel begann durchaus schwierig, denn BATE Borisov verteidigte gut und lies uns dadurch wenig Raum zum Kombinieren. Schnelle Vorstöße waren rar und oft verloren wir beim entscheidenden Pass. Ich hatte den Eindruck wir sehen Spielzüge aus der Partie gegen Dortmund, denn oft blieb als letztes Mittel ein längerer Pass in die Abwehrreihen bis zu Manuel Neuer.

Erst mit zunehmender Spieldauer wurden wir sicherer und unsere Vorstöße zielstrebiger. In der 21. Minute war es dann Mario Gomez der nach toller Vorarbeit von Shaqiri den Fuß dazwischen hält und uns mit 1:0 in Führung bringt. Im Anschluss verflachte das Spiel wieder etwas, aber wir agierten aus einer komfortablen Position heraus. Den Aufreger des Abends gab es dann in der 50. Minute, als Jerome Boateng völlig unnötig von Hinten in seinen Gegenspieler grätscht und dafür glatt Rot sieht. Badstuber ist verletzt, Boateng gesperrt und Luiz Gustavo noch nicht fit. Drei mögliche Innenverteidiger fallen in der nächsten Runde aus. Ein Hoffnungsschimmer? Daniel van Buyten machte ein grundsolides, sehr abgeklärtes Spiel (92% Passquote, 100% gewonnene Kopfbälle) und dürfte sich damit wohl Hoffnungen auf einen Einsatz machen. Diese Lösung wäre durchaus gut, denn Martínez kommt immer mehr in Fahrt und würde sein Potential in der IV nur verschwenden. Apropos Defensive: Diego Contento und Rafinha erfüllten ihre Aufgaben ebenfalls gut. Rafinha auf der rechten Seite auffälliger als Contento, aber der stand ein wenig im Schatten des tollen Xerdan Shaqiri.

In der 54. Minute gab Thomas Müller mit seinem Treffer zum 2:0 die richtige Antwort auf die rote Karte und die Unterzahlsituation. Kurz darauf wurde er für Dante ausgewechselt. Das Spiel zu Zehnt liegt uns wesentlich besser als das Spiel gegen Zehn und ab der 69. Minute ging es sowieso wieder 10:10 weiter. Dazwischen erhöhte, der hier schon viel gelobte, Shaqiri mit dem Kopf auf 3:0. Die Flanke schlug Mario Gomez. Da hatten sich wirklich zwei gefunden und ein Kopfballtor gegen den 1,90m Hünen? Respekt! Das war übrigens sein erstes Tor mit dem Kopf überhaupt und dann gleich in der Champions League für den FC Bayern. In der 83. Minute konnte der eingewechselte David Alaba auf 4:0 erhöhen, ehe wir uns – völlig unnötig – eine Minute vor dem Ende der regulären Spielzeit ein 4:1 durch Filipenko einfingen. Lieber hätte ich zwei Tore abgegeben und zu Null gespielt, aber das Leben ist kein Wunschkonzert.

Wie ihr seht gibt es kaum Kritikpunkte am Auftritt gestern Abend.
Was wäre sonst noch erwähnenswert?

Achja, im 75. Spiel für den FC Bayern wurde Manuel Neuer zum Kapitän. Bastian Schweinsteiger ging in der 72. Minute vom Feld um Platz für Franck Ribéry zu machen und verlieh die Binde an unseren Torwart.

Einige Personen in der Südkurve werden das zwar nicht gern gesehen haben, aber ich finde es grandios und stimme Stefen hier zu. Manuel kündigte in einigen Interviews an, dass er nun mehr Führungsaufgaben übernehmen möchte und die Weitergabe der Kapitänsbinde ist ein guter Schritt in diese Richtung. Seine Schalker Vergangenheit spielt für mich hier keine Rolle mehr. Er ist Spieler des FC Bayern und lebt das wie jede andere Person auch.

Welchen Gegner können wir bekommen?

Im Lostopf für die nächste Runde befinden sich neben Porto, Shaktar, Galatasaray, Celtic Glasgow und Arsenal auch Milan und Real. Die Chancen sind recht gleich und wenn ich mir etwas wünschen dürfte, wäre es wohl Celtic. Oder Galatasaray. Prinzipiell ist es aber egal, denn wer in der »Königsklasse« erfolgreich sein will, muss bereit sein jede Herausforderung anzunehmen. Der FC Bayern ist in einer Verfassung genau das zu tun und deswegen freue ich mich auf die Auslosung am 20. Dezember.

Bis Weihnachten müssen wichtige Punkte geholt werden

Nachdem wir nun das letzte Champions League Spiel im Jahr 2012 gesehen haben, gab Matthias Sammer bei SPOX.com ein Interview. Das ist natürlich nichts Ungewöhnliches, aber die Deutlichkeit und Entschlossenheit mit der er die Konzentration auf die ausstehenden Aufgaben in der Liga lenkt, finde ich wunderbar. Genau solche Kommentare haben in den letzten Jahren gefehlt und all zu oft ist der Blick weit in die Ferne geschweift, während wir wichtige – ja, sogar entscheidende – Punkte liegen gelassen haben.

Wissen Sie, was das Wichtigste ist? Dass wir Samstag gewinnen und dann ist das Nächstwichtigste, dass wir nächsten Freitag gewinnen und danach müssen wir nächsten Dienstag gewinnen. Dann können wir uns wieder mit etwas anderem beschäftigen.
– Matthias Sammer

Mit diesen Worten: Den Blick auf die Bundesliga und nach Augsburg richten. Auf geht’s ihr Roten! Bis zur Winterpause ist noch einiges zu tun.