FC Bayern – Bayer 04 Leverkusen 2:1 (1:0)

Steffen Trenner 16.03.2014

Falls ihr es verpasst habt:

Bayern bleibt in der Bundesliga zum 50. Mal ungeschlagen. Bayer Leverkusen bewies dabei erneut, dass es Ihnen gelingt mit einer Mischung aus defensiver Kompakheit, hohem läuferischen Einsatz und gefälligen Kontern Bayern zumindest phasenweise weh zu tun. Guardiola rotierte mal wieder kräftig und brachte van Buyten und Contento zu ihren ersten Startelf-Einsätzen seit langem. Schweinsteiger begann zudem erstmals nach seiner Verletzung ohne Lahm oder Thiago an seiner Seite. Bayern dominierte von Beginn an den Ball, kam aber auf Grund der kompakten Leverkusener Ausrichtung kaum zu gefährlichen Torabschlüssen. Die erste Riesenchance hatte Son, der nach schöner Kießling-Vorarbeit völlig freistehend vor Neuer am Tor vorbeischoss (11.). Rolfes Fernschuss parierte Neuer kurz danach glänzend (29.). Als alles nach einem 0:0 zur Pause aussah, hebelte Schweinsteiger eine Flanke in den Strafraum, die Mandzukic per Kopf zum 1:0 einschob. Als Schweinsteiger kurz nach dem Seitenwechsel einen Freistoß in den Winkel schlenzte, war das Spiel entschieden (52.). Der Rest war mehr oder weniger lockeres Auslaufen. Leverkusens Anschluss durch Kießling kam viel zu spät (90+1).

Dank der Dortmunder Niederlage gegen Mönchengladbach rückt Bayerns 24. Meistertitel in greifbare Nähe.

3 Dinge, die auffielen:

1. Wie Leverkusen Bayerns Offensivspiel hemmte

In den vergangenen Wochen gab es im Wesentlichen zwei Ausrichtungen gegen den FC Bayern. Mannschaften wie Nürnberg oder Wolfsburg versuchtes es mit aggressivem Pressing, das eine Weile gut funktionierte und spätestens mit dem zweiten Gegentreffer in sich zusammenbrach. Mannschaften wie Schalke oder Frankfurt versuchten es dagegen mit einer tiefen, kompakten Ordnung meist in einem 4-2-3-1, bzw. 4-5-1. Bayern bespielte hier die Halbräume zwischen den Linien exzellent und hatte jeweils so gut wie keine Probleme. Leverkusen versuchte etwas anderes. Ein wenig erinnerte die Ausrichtung der Hyypiä-Elf an die von Thomas Tuchel im Hinspiel der Mainzer in München. Leverkusen stand extrem tief – bemühte sich aber durch zwei extrem eng miteinander verbundene Ketten ab 30 Meter vor dem Tor das Entstehen von Halbräumen zu verhindern. Hier mal eine Übersicht der groben Defensiv-Positionierung der Leverkusener am Samstag-Abend im Vergleich zum Auftritt der Schalker vor einigen Wochen.

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Während die Halbräume bei Schalkes Formation hinter Draxler und Farfan und neben Neustädter und Boateng quasi zu greifen sind, liefen die Münchener am Samstag auf zwei engverbundene Ketten zu, aus denen gerade Bender immer wieder nach vorn stieß, um den Ballvortrag zu stören. Bayerns Spiel wurde als Folge dieser Leverkusener Ausrichtung extrem breit. Durch die Mitte ging auf Grund der fehlenden Halbräume neben Rolfes vor der Viererkette so gut wie nichts. Dass Müller als meist zentralster Mittelfeldspieler nach Mandzukic die wenigsten Ballkontakte auf Seiten der Münchener hatte (52) unterstreicht dies. Auch die Tatsache, dass fast 50 Prozent der Angriffe über die rechte Seite vorgetragen wurden (27% über links, 28% durch die Mitte) ist ein Beleg für die Flügellastigkeit der Münchener. Was über weite Strecken blieb waren Fernschüsse (11) und Flanken – teilweise sogar aus dem Halbfeld. 27 Flanken zählte die Statistik insgesamt – in der Vorwoche gegen Wolfsburg waren es noch 12. Weil Bayern nur 6 dieser 27 Flanken zu einem Mitspieler und nur 3 der 11 Fernschüsse aufs Tor brachte, blieb es lange Zeit zäh.

Man kann Leverkusens Ausrichtung als Tabellendritter als zu passiv kritisieren, allerdings war diese Ausrichtung über weite Strecken effektiver als vieles was wir in dieser Saison gegen die Bayern gesehen haben. Dass Leverkusen fast vier Kilometer mehr lief als die Gastgeber unterstreicht zudem den hohen Aufwand, den die Bayer-Elf trotz der beschriebenen defensiven Ausrichtung betrieb.

2. Mandzukic unterstreicht erneut seinen Wert

Es sind Spiele wie diese gegen Leverkusen, die den Wert eines kopfballstarken Stürmers für den FC Bayern unterstreichen. Es wird immer wieder Gegner geben, die ihren Mannschaftsbus vor dem Strafraum parken und Bayern wie am Samstag in die Breite und damit auch zu Flanken zwingen. Ohne einen echten Zielspieler im Zentrum ist es extrem schwer so Torabschlüsse zu erzwingen. Mandzukic Kopfballstärke ist eine Waffe. Sein Treffer zum 1:0 war bereits sein 15 Kopfball-Treffer im Bayern-Dress. Er löste einmal mehr den Knoten gegen einen extrem defensiven Gegner. Ich habe ihn einmal als den idealen Plan B bezeichnet. Das ist nicht abschätzig gemeint. Aber der Plan A unter Guardiola ist das Kombinationsspiel – wenn das zum erliegen kommt und vom Tor ferngehalten wird, braucht es einen Plan B. Dieser Plan B hieß auch am Samstag „Flanke – Kopfball – Tor“. Der Rekordmeister sollte auch deshalb alles daran setzen Mandzukic trotz der Verpflichtung von Robert Lewandowski über die Saison hinaus an den FC Bayern zu binden.

3. Schweinsteiger geht mit gutem Beispiel voran

Es war die letzte Niederlage gegen Leverkusen am 9. Spieltag der Saison 2012/2013, die ein unendliches Kapitel beim FC Bayern bis auf weiteres schloss. Die Schwäche der Münchener nach Standardsituationen war zum damaligen Zeitpunkt zum Running Gag verkommen. 20 ergebnislose Ecken im Champions League Finale 2012 gegen Chelsea waren der negative Höhepunkt dieser Entwicklung. Auch bei der beschriebenen 1:2-Niederlage gegen Leverkusen im Oktober 2012 hatte Bayern eine Reihe von Standards weggeschenkt. 14 Ecken bekam Bayern damals zugesprochen. Erfolg brachte Keine. Es war Bastian Schweinsteiger, der damals den Finger in die Wunde legte: “Wir haben ja eigentlich auch Kopfballspieler in unseren Reihen, aber irgendwie kommen wir nicht dazu, dem Ball entgegen zu gehen und ihn dann auch aufs Tor zu bringen. Da sind wir noch zu ungefährlich. Man kann vielleicht was ändern, die Bälle anders spielen. Vielleicht muss mal statt eines Linksfußes ein Rechtsfuß ran. Wir haben schon darüber gesprochen.”

Egal was der damalige Trainer Jupp Heynckes danach änderte – Standards gehören seit dem wieder zu den Stärken der Münchener. Über 30 Pflichtspieltore erzielten die Bayern seitdem nach einem ruhenden Ball. Auch unter Guardiola trifft Bayern immer wieder nach Ecken oder Freistößen. Schweinsteiger selbst verwandelte am Samstag-Abend den dritten direkten Freistoß seit dem Herbst 2012. Ein Eigentor von Wollscheid in der Rückrunde der Vorsaison erzwang er zudem mit einem weiteren glänzend getretenen Freistoß. Schweinsteiger geht auch hier mit gutem Beispiel voran. Dass er schon das 1:0 mit einer präzisen Flanke vorbereitete rundete eine exzellente Vorstellung des 29-Jährigen ab.

FC Bayern Neuer – Rafinha, Van Buyten, Boateng, Contento – Schweinsteiger, Kroos (85. Thiago) – Robben (66. Ribéry), Müller, Götze – Mandzukic (75. Shaqiri)
Ersatz Starke, Martínez, Alaba, Lahm
Bayer 04 Leverkusen Leno – Hilbert, Wollscheid, Spahic, Boenisch – Bender, Rolfes, Can (80. Derdiyok) – Castro, Kießling, Son (66. Sam)
Schiedsrichter Markus Schmidt (Stuttgart)
Zuschauer 71.000 (ausverkauft)
Tore 1:0 Mandzukic (44.), 2:0 Schweinsteiger (52.), 2:1 Kießling (90.)
Gelbe Karten Contento, Rafinha / Castro, Spahic, Bender