FC Bayern – 1. FC Kaiserslautern 4:0 (1:0)

Steffen Trenner 01.11.2012

1. Der zweite Anzug sitzt

Es macht Mut, dass Bayern auch mit einer komplett-Rotation klar und deutlich gegen ein Team gewinnt, das aller Vorraussicht nach in der kommenden Saison wieder in der Bundesliga spielt. Ich war immer ein Anhänger der Rotation und bin fest davon überzeugt, dass es sich spätestens im nächsten Frühjahr auswirken wird, wenn Leistungsträger wie Ribery, Lahm und Schweinsteiger Zeit bekommen auch kleinere Verletzungen auszukurieren. Herauszuheben aus einem starken Kollektiv gegen Kaiserslautern sind zwei Spieler.  David Alaba wirkt fit und ist wieder in der Lage in die Stammelf der Bayern zu rücken. Gemeinsam mit Ribery kann er auf der Außenbahn ein auch international offensiv herausragendes und defensiv konkurrenzfähiges Duo bilden. Auf Grund der Verletzung von Holger Badstuber, der als Vertreter links hinten einen hervorragenden Job gemahct hat, kommt Alabas Rückkehr zum rechten Zeitpunkt. Nach seiner staken Rückserie 2012, gilt es für ihn diese Leistungen auf hohem Niveau zu bestätigen. Emre Can bewies auf der komplexen Position im zentralen Mittefeld, dass physisch absolut in der Lage ist auf gehobenem Bundesliga-Niveau zu agieren. Seine körperliche Präsenz in Zweikämpfen und Laufduellen ist beeindruckend. Im Spiel nach Vorne machte er zudem wenig Fehler. Einzig bei der Positionierung innerhalb der defensiven Pressingzonen stand Can einige Male falsch, was das gesamte Pressing-Korsett in eine Schieflage brachte. Can tut die Spielpraxis bei den Amateuren gut, allerdings könnte er schon heute Stammspieler in vielen Bundesliga- und allen Zweitligavereinen sein. Eine Ausleihe scheint in Anbetracht des Überangebots in der Mittelfeldzentrale eine gute Option, die Bayern schon in der Winterpause prüfen sollte.


2. Tymo ein Fremdkörper

Cans Partner in der defensiven Zentrale Anatoliy Tymoshchuk wirkte über weite Strecken der Partie wie ein Fremdkörper. Er kam in vielen Zweikämpfen zu spät und provozierte damit Freistöße. Auch seine Fernschuss-Versuche und Diagonalbälle blieben wirkungslos, obwohl er von Hajri und Zellner nur selten unter Druk gesetzt wurde. Tymoshchuk war in seinen drei Jahren bei den Bayern wohl noch nie so weit von der Mannschaft entfernt wie in dieser Phase. Seine fehlende Spielpraxis erklärt wohl auch sein ungewohnt unrundes Spiel. Dass er ohne großes Murren seine Rolle als Feuerwehrmann für bestimmte Situationen akzeptiert, spricht für seinen einwandfreien Charakter.

3. Robben als Kommunikator

Mit seinen Toren und Torbeteiligungen war Robben einer der auffälligsten Akteure der Bayern. Zwar wirkte er im Dribbling (wie schon zu Beginn der Saison) nicht so spritzig wie vor einigen Jahren, dennoch scheint er auf einem guten Weg zurück ins Team. Vor allem sein Zusammenspiel mit Pizarro, der ein gutes Gespür für Robbens Laufwege bewies und immer wieder zum Doppelpass anspielbar war, sorgten für viel Torgefahr. Beflügelt hat Robben scheinbar auch die Kapitänsbinde am Arm. Selten hat man den Niederländer so positiv kommunikativ und involviert gesehen wie in diesem Spiel. Matthias Sammer schwärmt von Robbens Trainigseifer und seiner bedingungslos professionellen Einstellung zum Fußball – Robbens öffentliches Image ist eher das eines gleichsam talentierten wie verletzungsanfälligen Individualisten. Nicht nur auf Grund der Altersstruktur müsste Robben eigentlich längst zu den Führungsspielern im Team zählen. Sammer und Heynckes erwarten diesen Schritt von ihm. Robben hat bereits angekündigt noch einige Jahre bei den Bayern bleiben zu wollen. Sein Spiel wird auf Grund seiner zu erwartenden und bereits zu beobachten nachlassenden Antrittsschnelligkeit ein anderes werden (müssen).  Es wird spannend zu beobachten sein, welche Entwicklung Robben in den kommenden Monaten fußballerisch und als Teammitglied durchlaufen wird.