DFB-Pokal-Historie: Duelle mit Borussia Dortmund – Teil 1

Justin Trenner 16.05.2016

Im ersten Teil beschäftigen wir uns mit den drei Begegnungen der beiden Mannschaften zwischen 1966 und 1992.

1966: Der Aufsteiger bezwingt den Titelverteidiger

Damals, am 2.Januar 1966, war es die Partie eines Aufsteigers gegen den Titelverteidiger. Aufsteiger waren die Bayern, während Borussia Dortmund als Titelverteidiger in den Wettbewerb ging. Bereits in der Qualifikationsrunde trafen beide Mannschaften aufeinander. Diese war damals der ersten Hauptrunde mit 32 Mannschaften vorgeschaltet. Am Tag nach Neujahr hatte es 30.000 Menschen in das Stadion an der Grünwalder Straße verschlagen.

Es war ein sehr zähes Spiel mit wenigen Höhepunkten. Der Boden war tief zu einer Jahreszeit, in der die Spieler in Deutschland heute ihre Winterpause genießen. Dem Aufsteiger aus München sollte es aber gelingen, bereits in der ersten Minute die Führung zu erzielen. Rainer Ohlhauser war der Torschütze. Natürlich durfte aber auch ein Gerd-Müller-Tor nicht fehlen. Der “Bomber der Nation” überwand den damaligen BVB-Keeper Hans Tilkowski in der 40. Minute und sorgte so gleichzeitig für den Endstand von 2:0.

Den damaligen Bayern-Präsidenten Wilhelm Neudecker freute das besonders: “Das 2:0 war die beste Antwort auf eine Äußerung von Max Merkel in einem deutschen Sportblatt, wir hätten bisher nur mit Glück unsere Spiele gewonnen.” Max Merkel war damals Trainer des TSV 1860 München und Ex-Trainer des BVB. Er schien sich vor dem Spiel in seinen Aussagen etwas übernommen zu haben.

Damals konnte noch niemand ahnen, dass die Bayern nicht nur den Titelverteidiger in der ersten Runde rausschmeißen würden, sondern auch den Pokal gewinnen. Über Heimspiele gegen Dortmund, Braunschweig und Köln sowie die folgenden Auswärtssiege in Hamburg und Nürnberg, zogen die Münchner ins Pokalfinale ein. Dort schlugen sie den MSV Duisburg mit 4:2 und gewannen so auch den DFB-Pokal nach 1957 zum insgesamt zweiten Mal.

1981: Eine klare Angelegenheit

Auch im zweiten Pokalduell der beiden Teams sollten die Münchner die Oberhand behalten. Im Dezember 1981 waren die sportlichen Rollen aus jedoch deutlich klarer verteilt als noch 1966. Die Bayern hatten erfolgreiche siebziger Jahre hinter sich und waren nach großem Umbruch zurück auf der Erfolgsspur. Dortmund hingegen erlebte gerade in den siebziger und achtziger Jahren sportlich, aber auch finanziell schwierige Zeiten. Am 5. Dezember 1981 verirrten sich nur 8.000 Zuschauer ins Münchner Olympiastadion, um die Drittrundenpartie des FC Bayern gegen den BVB bei Minusgraden zu beobachten.

Letztendlich war es eine klare Angelegenheit. Bertram Beierlorzer, Wolfgang Dremmler, Karl-Heinz Rummenigge und Wolfgang Kraus hießen die Torschützen beim 4:0-Erfolg der Bayern. BVB-Trainer Branko Zebec war darüber nicht erfreut und beklagte schließlich, dass einige seiner Spieler “in 90 Minuten keinen Zweikampf gewonnen haben.” Für ihn war es ein sehr besonderes Spiel, da der FC Bayern sein Ex-Klub war. Dieser hat ihm jedoch eine recht seltsame Art von Gastfreundschaft entgegen gebracht. Obwohl bekannt war, dass der Jugoslawe ein Alkoholproblem hatte, stellte man ihm bei der Pressekonferenz Schnaps auf den Tisch. “Sie können den ganzen Tisch voll mit Schnaps stellen, ich trinke nicht”, sagte Zebec etwas verärgert.

Auch der damalige Jung-Manager Uli Hoeneß gab ein durchaus interessantes Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Allerdings bereits vor dem Spiel. “Unser Ziel ist ein Platz unter den ersten Fünf. (…) Ich glaube, 4.000 Dauerkarten sind in München die Grenze.”, so Hoeneß damals. Spannend zu sehen wie sich Ansichten und Ansprüche geändert haben.

Für die Bayern führte der Weg nach dem Sieg übrigens wieder ins Finale. Dort konnte man den Gegner aus Nürnberg mit 4:2 besiegen. Dieter Hoeneß, der einen Turban aufgrund einer Kopfverletzung tragen musste, köpfte den Siegtreffer.

1992: Mazinhos Anfang vom Ende

Im dritten Anlauf sollte es den Dortmundern in einem umkämpften Duell gelingen, den FC Bayern endlich auch mal im Pokal zu bezwingen. Am 12. September 1992 trafen sich die beiden in der zweiten Hauptrunde erstmals in Dortmund. Tragischer Held sollte Waldemar Aureliano de Oliveira Filho, kurz Mazinho werden. Der Brasilianer hatte einen schweren Start in München und wurde von allen Seiten kritisch betrachtet. In seiner ersten Saison machte er immerhin acht Tore in 28 Spielen. Doch dann kam dieses Pokalspiel im September 1992 gegen den BVB.

Mazinho machte eigentlich sein bestes Spiel im Dress des FC Bayern. Nachdem Knut Reinhardt (8.) die Führung für den BVB besorgte, waren es Bruno Labbadia (16.) und eben jener Mazinho (58.) die das Spiel für die Münchner drehten. Stéphane Chapuisat schoss sein Team jedoch in der 84. Minute in die Verlängerung. Olaf Thon bekam dort in der 101. Minute die gelb-rote Karte, aber sonst sollte nicht mehr viel passieren. Es folgte also das Elfmeterschießen.

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Ausgerechnet Mazinho war es dann, der seine gute Leistung nicht krönen konnte. Er verschoss als einziger den Elfmeter und sorgte so dafür, dass der BVB in die nächste Runde einziehen konnte. Ottmar Hitzfeld war damals Trainer der Dortmunder und wurde von den Fans für diesen Sieg gefeiert. Dem frisch von Dortmund nach München gewechselten Thomas Helmer schien das weniger zu gefallen. Er behauptete, dass die Bayern ohne den Platzverweis von Olaf Thon in der 101. Minute gewonnen hätten. Thon sagte dazu: “Ich weiß nicht, warum ich runtergeflogen bin.”

Für die Borussia reichte es dennoch nicht zum Titelgewinn, weil Werder Bremen im Achtelfinale zu stark war. An der Weser verloren die Dortmunder mit 0:2. Den Pokal holte am Ende Leverkusen. Mazinho hingegen sollte nach diesem Spiel nur noch zwei Bundesliga-Tore für die Bayern erzielen. 1995 wechselte er zu Flamengo nach Brasilien und später nach Japan, wo er bei den Kashima Antlers mit 52 Treffern in 100 Spielen zum Helden wurde.

Im nächsten Teil werden wir einen großen Zeitsprung machen und uns die Begegnungen zwischen 2008 und 2013 nochmals revue passieren lassen. Vom Pokal-Helden Luca Toni, über die größte Schmach seit längerer Zeit bis hin zu Arjen Robbens Traumtor im DFB-Pokal-Viertelfinale vor wenigen Jahren.