Das Ende einer Liebe

Christopher Trenner 20.09.2013

Ich war verliebt. Ich war verliebt in die Mannschaft des FC Bayern 2012/13. Der Sommer zwischen uns war etwas ganz besonders. Die Erfolge der Mannschaft begleiteten mich durch den Sommer – sie waren immer präsent – am See, beim Grillen oder im Sonnenurlaub. Es schien, als würde die Zeit endlos sein, doch sie ist es nicht. Die Zeit ist ein Feind – die uns Dinge vergessen lässt, aber uns auch einen klaren Blick eröffnen kann.

Und je mehr Zeit verstreicht, je kürzer die Tage werden, desto mehr verblasst auch die Liebe zu dieser besonderen Mannschaft. Ich wache nicht mehr jeden Morgen mit dem Gedanken auf: »Europapokalsieger, wie Geil!« – und auch das Triple ist in meinen Gedanken schon weit weg. Wie konnte das passieren?

Es wäre ein Leichtes zu sagen, dass die jetzige Mannschaft nicht mehr den Esprit der vergangen Saison hat, dass sie nicht mehr den »nötigen Biss« mitbringt. Aktuell berührt sie mich nicht mehr – sie kann mich nicht mehr verführen. Sie erreicht mein Herz nicht mehr. Matthias Sammer hat die Ursache dafür ausgemacht: Die Mannschaft befindet sich in der Komfortzone. Hat etwa meine große Liebe Beziehungskilos zugelegt?

Nein! Im Rückblick werden viele Sachen klarer. Nicht umsonst heißt es Liebe macht blind. Ich glaube wenn man tief in sich geht, findet man ziemlich viele dürftige Kicks in der vergangen Saison. Ich erinnere nur an die Spiele gegen Frankfurt, das Auswärtsspiel in Freiburg oder den Heimauftritt gegen Arsenal. Hier wäre beinahe der Champions League Traum geplatzt. Und wenn man dann noch tiefer gräbt, dann wird man zustimmen, dass man gegen Borussia Dortmund im Finale von London doch einiges an Glück hatte. Der BVB hat gerade in den ersten 30 Minuten eine Vielzahl an Chancen verschenkt. Gegen Stuttgart hätte man in den letzten 15 Minuten fast noch das Triple verspielt. In der Summe lief also ziemlich viel ziemlich gut – eigentlich mehr als das!

Meine Mutter hat mich gelehrt, dass man für seine Liebe arbeiten muss. Ich glaube so sah es auch der Vorstand des FC Bayern. Nicht umsonst hat man den Kader doch stark verändert – viele neue potentielle Leistungsträger kamen, einige Banksspieler haben den Verein verlassen. Vor allem der Abgang von Mario Gomez spaltete das Fanlager. Viel mehr im Fokus steht aber der neue Trainer Pep Guardiola – er hat die komplette Truppe auf Links gedreht. Er lässt einen anderen Fußball spielen.

Pep will offensiver spielen und hierfür verändert er bewusst das taktische Grundgerüst. Wir agieren in Zukunft mit nur noch einem defensiven Mittelfeldspieler, anstatt mit zwei Absicherungen vor der Abwehr – und auf dieser Position spielte zuletzt vermehrt Philipp Lahm!

Man wird das Gefühl nicht los, als erkennt man seine alte Liebe nicht mehr wieder. Zwar erweckte die Mannschaft neue Frühlingsgefühle als sie in diversen Vorbereitungstunieren die Gegner förmlich auseinander genommen hatte, aber es folgten leider auch bittere Pleiten. Das 2:4 im deutschen Supercup oder der Punktverlust gegen Freiburg. Zudem waren die ersten Bundesligaauftritte alles andere als überragend.

Doch dann kam dieses eine Spiel gegen Chelsea bei dem man gesehen hat, was alles möglich ist mit diesem Verein, sowohl auf dem Rasen als auch auf der Tribüne. Ich beneide noch heute all diejenigen, die live in Prag dabei waren. Die Stimmung war überragend, lässt mein Herz höher schlagen und löst dieses besondere Kribbeln im Bauch aus. Und auch das was auf dem Rasen gezeigt wurde, lässt für die nächsten Wochen hoffen.

Auch die erste Halbzeit in der Champions League gegen ZSKA Moskau macht mir Mut. Zum einen ist endlich wieder eine Atmosphäre im Stadion, welche den Namen »Champions League« verdient und zum anderen haben wir auf dem Rasen wieder herzergreifenden Fußball gesehen. Ich bin gespannt was die nächsten Wochen bringen. Es warten Topspiele – Schalke, Manchester City und Leverkusen wollen alle auswärts besucht werden. Nach den vergangen Wochen kann man frohen Mutes in die Spiele gehen.

Ich glaube ich habe mich wieder verliebt.

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