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Bundesliga-Vorschau: FC Augsburg

Christopher Trenner 11.09.2015

Der FC Augsburg war die Überraschungsmannschaft der letzten Bundesligasaison und startet nun in der kommenden Woche in der Gruppenphase der Europa League. Ein sensationeller Erfolg. Nun bereitet sich der FCA moralisch bereits auf die Probleme vieler Europa League Teilnehmer der letzten Jahre vor. Klassisch spielen Vereine die zu klein bzw. zu dünn aufgestellt sind für Europa und die Bundesliga gegen den Abstieg. Beispiele hierfür wären zum Beispiel Mainz oder der SC Freiburg. Der FC Augsburg hat mit dem Abstiegskampf bereits früh begonnen und die ersten drei Spiele abgeschenkt. Was auch ein typisches Augsburger Phänomen ist – der Start in die Bundesliga verläuft traditionell schleppend.

Dabei sieht die Mannschaft in den Grundzügen noch genauso aus wie in der letzten Saison. Mit Abdul Rahman Baba, dem 21-jährigen Linksverteidiger gab es nur einen namhaften Abgang. Er ging für 20-25 Millionen zum FC Chelsea. Als Ersatz verpflichtete Augsburg den gleichaltrigen Philipp Max vom Zweitligisten Karlsruher SC. Hinzu kamen noch Konstantinos Stafylidis und Dominik Kohr, beide von Bayer Leverkusen, wobei Kohr bereits zwei Jahre an den FCA verliehen war. Rekordtransfer war Ja-Cheol Koo, der am letzten Tag der Transferdeadline von Mainz 05 verpflichtet werden konnte.


Spannend wird sein, wie Guardiola versuchen wird die Spielzeit von Alonso in den anstehenden englischen Wochen zu managen.

Er wechselte für gut 5 Millionen Euro zu dem Verein, bei dem er sich bisher am besten zurechtfinden konnte. Weder in Wolfsburg noch in Mainz konnte Koo an seine Leistungen aus der Augsburger Saison 2012/13 anknüpfen. Ein alt bekanntes Gesicht hat sich ebenfalls den Schwaben angeschlossen: Piotr Trochowski wechselte mit 31 Jahren zurück aus Spanien in die Bundesliga. Der ansonsten sehr junge Kader soll von seiner spielerischen und menschlichen Erfahrung profitieren. Vor der Saison machte der zunächst vereinslose Trochowski mit einem sehr lesenwerten Interview in der Süddeutschen Zeitung auf sich aufmerksam. Der Ex-Bayern Spieler der von 2001 bis 2005 für die Bayern Amateure bzw. für den FC Bayern spielte, kehrt mit diesem Spiel zurück zu seinen Wurzeln. Ein Startelfeinsatz ist allerdings nach der Verletzung eher unwahrscheinlich.

Bisheriger Saisonverlauf

1 Punkt aus drei Spielen und lediglich vier Tore in Beteiligung der Augsburger – das bedeutet die Schlussposition in der Tabelle „Tore pro Mannschaft“. Positiv formuliert: Die Defensive steht. Der FCA hat nur 3 Gegentore zugelassen. Nur Mainz, Wolfsburg, Dortmund und Bayern standen noch stabiler. Negativ ausgelegt – trotz der guten Defensivleistung konnte der FC Augsburg nur einen Punkt holen und nur ein Tor erzielen. In beiden Heimspielen gegen Hertha BSC und Ingolstadt blieb die Elf von Markus Weinzierl torlos. Dies hat mehrere Gründe. Allen voran ist das Pressing noch nicht so ausgereift wie in der Vorsaison. Bälle werden zwar erobert, aber zu spät. Der Weg zum Tor ist dann oftmals zu weit bzw. das Umschaltspiel nicht gut genug. Die offensive Dreierreihe Esswein, Altintop und Werner verspielte in manchen Situationen zu leichtfertig mögliche Konterchancen durch Ungenauigkeiten im Umschaltspiel. Oder sie vergaben große Torchancen – wie in allen drei bisherigen Bundesligaspielen. Aus 44 eigenen Torschüssen konnten die Augsburger nur 1 Tor erzielen. Hier soll auch die Kreativität von Koo helfen. Er soll Angriffe schneller und klarer einleiten und auch selbst den Abschluss suchen. Aber auch das Aufbauspiel strukturieren, wenn der Gegner sich verwehrt das Spiel zu gestalten und den Augsburgern den Spielaufbau überlässt. Trotz aller Probleme – gerade in beiden Heimspielen war auch viel Pech im Abschluss dabei. Die Chancen für zwei deutliche Heimsiege waren da. Auch das Spiel in Frankfurt hätte Augsburg von den Spielanteilen her gewinnen müssen. Dennoch überwiegen bisher die eigenen Schwächen. Gegentore aus Fernschüssen, wie gegen Ingolstadt gesehen, fallen zu häufig. Zudem schwächte sich Augsburg im ersten Spiel gegen Hertha BSC auch noch selbst: Bobadilla übertrieb es mit der körperlichen Härte und folg schon vor der Halbzeitpause vom Platz. Auf der anderen Seite konnten die eigene Stärke bei Standardsituationen bisher noch nicht in bekannter weise eingebracht werden.

Koo dürfte im 4-1-4-1 System auf die zweite 6er bzw. 8er Position neben Baier bzw. Altintop rücken. Die Position des pendelten 6ers/8ers spielte gegen Frankfurt und Ingolstadt Kohr. Bobadilla wird als Stoßstürmer im Team bleiben und Esswein, der einer der wenigen Gewinner der Vorbereitung war, seinen erkämpften Platz auf den Flügeln behalten, da Caiuby verletzungsbedingt nicht mit nach München reisen kann. Demzufolge wird es gerade mit Esswein und Werner ein sehr schnelles Flügelpärchen geben, sowie mit Bobadilla einen bulligen Stürmer.

Worauf muss der FC Bayern achten?

  • Die Spielstärke im Umschaltspiel von Daniel Baier. Der 6er von Augsburg ist einer der unterschätzten Lenker der Bundesliga. Im Schnitt hatte er in dieser Saison 74 Ballaktionen und gewann 65% der Zweikämpfe – jeweils der Bestwert in seinem Team. Auch aus vielen Pressingsituationen kann sich Baier gut befreien. Bisher wurde er 13 Mal gefoult. Ebenfalls der Höchstwert in seinem Team.
  • Pep Guardiola steht vor der Herausforderung Arjen Robben zu ersetzen. Der Niederländer war bisher gesetzt auf der rechten Außenbahn. Die anstehenden Spiele werden zeigen, ob der FC Bayern noch immer Probleme hat sich Chancen und Tore zu erspielen, wenn Franck Ribery und Arjen Robben nicht auf dem Platz stehen.
  • Der FC Augsburg ist der einzige Verein, gegen den Pep Guardiola in der Bundesliga mehr als einmal verlor (zwei Niederlagen) – beide jeweils in der Rückrunde der jeweiligen Saison.
  • Augsburg kommt es entgegen, wenn die Mannschaft von Weinzierl nicht das Spiel machen muss. Die letzten drei Heimspiele – allesamt mit mehr Ballbesitz als der Gegner, gingen verloren. Auswärts ist der FCA seit drei Spielen ungeschlagen (zwei Siege, ein Unentschieden).
  • Matthias Sammer warnte beim der Vorstellung von Kingsley Coman vor einem schwierigen Spiel. Die EM-Qualifikation war für einige Spieler sehr anstrengend, sowohl körperlich als auch mental. Mit Robben fällt zudem ein Schlüsselspieler aus. Hinzu kommt, dass Benatia mit einer Folgeverletzung bis auf weiteres ausfällt. Martinez, der in der letzten Woche ins Mannschaftstraining eingestiegen ist, steht zumindest wieder im Kader der Münchner. Ebenso wie Kingsley Coman. Das Spiel fällt in eine Phase, in der nun alle 3 Tage ein Spiel anstehen wird. In der Champions League kommt es bereits am Mittwoch zu einem wichtigen Spiel auswärts bei Olympiakos Piräus. Dennoch sollte die Konzentration und der Fokus sich zunächst auf Augsburg richten, warnte Matthias Sammer.
  • Gleichwohl gilt das Argument auch für den FC Augsburg, die ihr erstes Europapokalspiel am Donnerstag bei Athletic Bilbao haben werden.
  • Statistik zum Spiel: Thomas Müller ist der dritte Spieler des FC Bayern München, der nach drei Spieltagen fünf Tore auf dem Konto hat – bislang gelang das nur Gerd Müller und Roy Makaay.

Mögliche Aufstellung

FC Bayern: Neuer – Boateng, Xabi Alsonso (Kimmich), Alaba – Lahm, Vidal, Götze, Bernat (Thiago) – Müller, Lewandowski, Costa

FC Augsburg: Hitz – Verhaegh, Hong, Klavan, Stafylidis – Baier – Bobadilla, Koo, Altintop, Werner – Esswein