LEVERKUSEN, GERMANY - FEBRUARY 06: Xabi Alonso of FC Bayern Muenchen challenges Julian Brandt of Bayer Leverkusen during the Bundesliga match between Bayer Leverkusen and FC Bayern Muenchen at BayArena on February 6, 2016 in Leverkusen, Germany. (Photo by Alex Grimm/Bongarts/Getty Images)

Gefährliche Brandtung

Christopher Trenner 02.04.2017

Mit Philipp Lahm und Xabi Alonso verlassen bereits zwei Altstars den FC Bayern.

Von den älteren Spielern der großen „Generation 2013“ stehen 2017/18 nur noch Franck Ribery und Arjen Robben im Kader. Beide haben ihre Verträge jeweils um ein Jahr verlängert, aber schon die vergangene Saison hat gezeigt, dass beide nicht mehr 75% der Spielzeit auf dem Rasen stehen können.

Franck Ribery hat in dieser Saison deutlich unter 50% der möglichen Spielzeit absolviert. Arjen Robben war nicht ganz so oft verletzt, aber selbst er kommt nur knapp über 50%. In der Summe gibt es also deutlich genug Spielzeit auf den Flügeln.

Da Costa und Coman ebenfalls lange verletzt gefehlt haben und sportlich noch Fragezeichen hinterließen, ist es mehr als nachvollziehbar, dass sich der FC Bayern nach zusätzlichen Ergänzungen umsieht. In den Fokus rückt dabei Julian Brandt. Der Leverkusener kam in der Saison 2013/14 aus der A-Jugend vom VfL Wolfsburg nach Leverkusen. Entdeckt hat ihn dort der heutige bayerische technische Direktor Michael Reschke.

In den nunmehr dreieinhalb Jahren Leverkusen war er in 90 Bundesligaspielen an 34 Toren direkt beteiligt. Je 17 Tore und Vorlagen steuerte der 20-Jährige in bisher bei.

In der laufenden Saison sind es zwei Tore und sieben Vorlagen. Die Leverkusener Leistungsschwankungen gehen auch an Brandt nicht komplett vorbei. Sehr gute Partien wechseln sich mit (unter-)durchschnittlichen Leistungen ab. Brandt dafür aber verantwortlich zu machen, ist sicherlich zu kurz gegriffen. Das Kalenderjahr 2016 war führ ihn wohl einfach zu lang.

Im vergangen Sommer war Brandt bei den Olympischen Spielen, nachdem er den Sprung auf den EM-Zug verfehlte. Dort gewann er die Silbermedaille und bereitete neun der 22 deutschen Turniertreffer vor. Gegen Portugal im Viertelfinale gewann er die Auszeichnung „Spieler des Spiels“.

Stärken und Schwächen

Brandt hat für sein junges Alter ein gutes Verständnis für den Raum. Der Rechtsfuß kommt überwiegend über die linke Seite, zieht von dort gerne in die Mitte und sucht auch selbst den Abschluss. 1,5 Abschlüsse pro Partie nimmt sich Brandt und gewinnt 2,3 Dribblings. Dies markiert jeweils den Höchstwert im Team der Leverkusener. Hinzu kommen viele Vorlagen. Mit 1,5 Keypässen pro Partie ist er ebenfalls einer der besseren Leverkusener.

Innerhalb der Bundesliga ist er nach den FCB-Spielern Ribery und Robben derjenige, der die meisten finalen drei Pässe umgerechnet auf 90 Minuten spielt. Bei den gewonnen Zweikämpfen ist er eher im oberen Mittelfeld, allerdings gibt es hier Spieler wie Costa und Dembele, die um ein vielfaches effektiver bzw. erfolgreicher sind.

Brandt im Vergleich.
Brandt im Vergleich.

In der Summe sind seine Dribblingwerte nicht schlecht. Er profitierte dabei natürlich lange Zeit von der sehr aggressiven Spielweise der Leverkusener, die durch hohes Pressing eine möglichst schlecht gestaffelte defensive Reihe provozieren wollten.

Bemerkenswert für sein junges Alter ist sein Abschluss. Im Frühjahr des letzten Jahres traf er in sechs aufeinanderfolgenden Bundesligaspielen. Rekord für einen U-20 Spieler.

Auf der Schwächen-Seite steht sicherlich die Geschwindigkeit. Brandt ist nicht der schnellste Spieler.

Gegner zu überrennen, wie es Costa oder Coman tun, sieht man bei Brandt eher selten bis gar nicht. Dies könnte bei den sehr defensiv orientierten Gegnern des FC Bayern ein Problem werden, da er wohl nicht über die Fähigkeit verfügt, aus dem “Nichts” Etwas zu kreieren.

Brandt hat viel Potenzial und passt von der Altersstruktur in die Verjüngskur des FC Bayern. Spieler wie Kimmich, Sanches und Coman sollen die 20er-Jahre der Münchner prägen.

Brandt könnte einer dieser Spieler werden. Stimmen die von der ‘BILD’ kolportierten 30 Millionen Ablösesumme, dann ist dies ein kalkulierbares Risiko. Entgegenkommen dürfte dem FC Bayern die aktuelle Tabellensituation der Leverkusener.

Im Falle einer verpassten Qualifikation für die Europa League, müsste die Werkself wohl den Kader verschlanken. Hinzu kommen immer wieder Gerüchte, die besagen, dass Brandt eine Ausstiegsklausel im vorletzten Vertragsjahr hat: dem Sommer 2018. Diese Klausel könnte Leverkusen schon in diesem Sommer zum Handeln zwingen.

Das erste Jahr könnte für Brandt dennoch schwierig werden. Zumindest wenn Ribery und Robben – aber auch Costa und Coman – weiterhin im Kader der Münchner stehen. Hier streiten dann fünf Spieler, um zwei Positionen.

Vom Profil her passt Brandt natürlich perfekt in das Beuteschema des FC Bayern der 2000er-Jahre. Jung, talentiert und deutscher Nationalspieler.

Mit Süle und dem zugegeben etwas älteren Rudy würde Brandt perfekt in diese Reihe passen.