Borussia Mönchengladbach – FC Bayern München 0:0 (0:0)

Christopher Trenner 26.10.2014

Falls ihr es verpasst habt:

Am späten Samstagnachmittag machte die Runde, dass Arjen Robben das Spiel aufgrund leichter muskulärer Probleme verpassen würde. Hierbei soll es sich nach Angaben der medizinischen Abteilung nicht nur um eine Vorsichtsmaßnahme gehandelt haben. Angesichts von zuletzt ~2 Scorerpunkten pro Spiel ein bitterer Ausfall. Pep Guardiola reagierte jedoch nicht mit der Hereinnahme von Ribery, sondern brachte Rafinha. Taktisch positionierte sich Müller daher weiter vorne in einem 4-3-3-System und hielt weitestgehend den rechten Flügel. Nur bei Flanken von Rafinha oder Lahm stieß er in die Spitze zu Lewandowski.
Das Spiel wurde von Beginn an vom FC Bayern dominiert, der vor allem in den ersten 30 Minuten deutlich mehr Spielanteile hatte und nach einem Schuss vom linken Strafraumeck von Alaba zu seiner größten Chance kam. Sommer brachte noch die Fingerspitzen an den Ball und lenkte diesen gegen den Pfosten. Gladbach hatte vor allem viele leichte Ballverluste gegen das zunächst gute Gegenpressing der Bayern. Vor allem Benatia und Dante stießen immer wieder weit in die gegnerische Hälfte und brachten dem FC Bayern leichte Ballgewinne. Nach dieser Drangphase, die geprägt war von vielen Flanken, kam Gladbach infolge eines Eckballes zu seiner größten Chance. Nach der Klärung kam der Ball zu Kramer, der einen langen, punktgenauen Ball auf Kruse spielte, doch dieser scheiterte von Rafinha bedrängt an Neuer. Wenig später gewann Lewandowski einen Defensivzweikampf im Mittelfeld. Nach Vorlage von Götze schoss Lewandowski anschließend Dominguez an, der den Ball beinahe in das eigene Tor abfälschte. So ging es mit einem Spielanteilplus für den FC Bayern in die Kabine, allerdings ohne eine Vielzahl von herausgespielten Tormöglichkeiten.
In der zweiten Halbzeit presste Gladbach höher und profitierte von einigen leichten Ballverlusten der Bayern. Das Gegenpressing konnten die Fohlen nun auch besser ausspielen, sodass sie eine Reihe von guten Möglichkeiten hatten. Vor allem in der Phase zwischen der 50. und 65. Spielminute hielt Manuel Neuer den FC Bayern im Spiel. Zunächst parierte er gegen Kruse (53.), dann gegen Hermann (58.) und Raffael (67.). Auf der Gegenseite fehlte es an der Genauigkeit. Die größten Möglichkeiten hatte der FC Bayern durch Bernat, der eine Vielzahl von Schüssen auf die lange Ecke abfeuerte, die allesamt gefährlich, aber nicht erfolgreich waren. In der 66. Minute brachte Guardiola Franck Ribery, der zunächst auf dem rechten Flügel spielte und dort den bereits verwarnten Oscar Wendt vor Aufgaben stellen sollte. Dieser behielt aber in den meisten Fällen die nötige Ruhe und bekam unter anderem von Christoph Kramer immer wieder die nötige personelle Unterstützung. In der 93. Spielminute hatte Pizarro noch mal den Sieg auf dem Fuß, doch sein Schuss war zu zentral und konnte von Sommer pariert werden. So trennten sich beide Mannschaften mit einem leistungsgerechten Unentschieden.

1. Flanken, Flanken, Flanken

In der ersten Halbzeit, aber auch nach der Einwechslung von Ribery, versuchte der FC Bayern durch Flanken zum Torerfolg zu kommen. Ingesamt kam der FC Bayern München auf 24 Flanken. 10 von links und 14 rechts. Die Summe der Flanken entsprechen fast 30% der bisher in der Saison gespielten Flanken (92). Dabei zeigten sich die Münchner aber wenig kreativ. Alle Bälle wurden meist hoch gespielt. Doch Lewandowski konnte sich nur selten gegen Stranzl und Dominguez durchsetzen bzw. zum Abschluss kommen. Stranzl gewann 64% und Dominguez 76% der Zweikämpfe, davon viele Kopfballduelle. Die fehlende Kreativität der Bayern war zum Teil der defensiven Absicherung geschuldet. Alaba, Lahm oder Alonso rückten meist nicht so weit auf, dass sie für ein Anspiel an der Strafraumgrenze zur Verfügung gestanden hätten. Auch die Laufwege von Götze und Müller konnten die Gladbacher gut verteidigen, sodass aus der Fülle der Flanken keine Torchance entstanden ist. Im Gegenteil: in der zweiten Halbzeit wurden die Bayern nach schlechten Flankenversuchen eiskalt ausgekontert.

2. 74 Ecken sind kein Elfmeter

Die Qualität der Eckbälle in den letzten Jahren war nie berauschend beim FC Bayern. In der Vorsaison wurden diese sogar meist kurz ausgeführt. Seitdem Xabi Alsono im Team der Münchner spielt, werden aber Ecken wieder vermehrt hoch in den Strafraum gebracht. Auch an diesem Abend. Acht von zehn Ecken wurden hoch in die Mitte geschlagen, bei zweien wurde versucht, Götze am kurzen Pfosten in Szene zu setzen. Insgesamt waren aber alle Versuche wenig vielversprechend. Nicht einen Torschuss konnte der FC Bayern aus einer Ecke in diesem Spiel kreieren. Von einem Tor ganz zu schweigen. Natürlich fehlt dem FC Bayern im Mittelfeld mit Martinez und/oder Schweinsteiger ein zusätzlich starker Kopfballspieler, aber dennoch wurde die Möglichkeit, in einem Spitzenspiel ein Tor nach einer Standardsituation zu erzielen, zu wenig genutzt. Auch hier kam es fast zum gegenteiligen Ergebnis. Nach einem Eckball der Bayern hatte Gladbach durch Kruse die größte Chance.

Hier gilt es nachhaltig anzusetzen – vielleicht auch mit einer Variation der Eckballschützen. In den bisherigen Spielen machte Xabi Alonso vieles richtig, seine Eckbälle gehören bisher aber nicht in sein Stärkeportfolio. In der Summe zu ungenau und zu ungefährlich vors Tor geschlagen, obwohl er nun weit über 50 Ecken in der Bundesliga für den FC Bayern getreten hat.

3. Konteranfälligkeit

In den ersten 30 Minuten machte der FC Bayern in Sachen Konterabsicherung ein perfektes Spiel. Gladbach stand tief in seinem 4-4-2 bzw. 4-4-1-1 — Kruse und Raffael agierten phasenweise sehr versetzt, aber dennoch sehr passiv. Der FC Bayern konnte bis ca. 30-35 Meter fast unbehelligt vor das Gladbacher Tor kombinieren. Erst dann zog Gladbach an und drängte den FC Bayern immer wieder auf den Flügel und bot den Roten bewusst hier die Räume an, die die Münchner zunächst durch gute Diagonalwechsel auch bespielen konnten. Allerdings erfolgte nur selten eine gute Seitenüberlagerung. Hier fehlte am ehesten die Schnelligkeit von Arjen Robben. Das Erspielen von Torchancen war durch das geschickte Verschieben der Gladbacher nicht möglich.

Gelang den Gladbachern dann durch einen Fehlpass oder durch einen schlechten Torabschluss ein Ballgewinn, wurde meist ein langer Ball auf Kruse geschlagen, der vorne drin als Zielspieler fungierte. Dieser konnte sich ab der 30. Minute immer besser gegen Dante und Benatia behaupten. Über Hahn (bzw. Herrmann) sollte der FC Bayern dann ausgekontert werden. Das gelang vor allem in der zweiten Halbzeit immer besser, da durch die schnellen Flügelspieler der Gladbacher das Bayernmittelfeld schnell überspielt, und das Gegenpressing der Bayern, das in der ersten Halbzeit noch gut funktionierte, so nicht aufrecht erhalten werden konnte. So erspielte sich Gladbach eine handvoll hochkarätiger Möglichkeiten. Der FC Bayern kann sich bei Manuel Neuer bedanken, der am heutigen Abend nach 130 Minuten ohne einen Torschuss in der Liga auf sein Tor seine Klasse unter Beweis stellen durfte.
In der gesamten Saison (mit Abstrichen in der zweiten Halbzeit in Rom) hatte der FC Bayern nie Probleme mit Konterangriffen der gegnerischen Mannschaft. Doch am heutigen Tag sind alte Muster wieder aufgebrochen: die Versuche, Tore durch Flanken zu erzielen und die Anfälligkeit durch schnelle Gegenstöße, wenn die Abstände nicht stimmen.

Fazit

Der FC Bayern und Borussia Mönchengladbach lieferten sich ein Duell auf Augenhöhe. Die Münchner können sich vor allem bei Manuel Neuer bedanken, der in der zweiten Halbzeit den Punkt festgehalten hat. Dass an diesem Abend nicht mehr herausgesprungen ist, lag zum Teil auch an der eigenen mangelnden Chancenverwertung. Gegen das äußerst geschickt agierende Gladbach war von vornherein klar, dass es nicht viele Chancen geben würde. Die wenigen guten Möglichkeiten von Alaba, Bernat, Lewandowski und Götze hätten für drei Punkte besser genutzt werden müssen. Im Bezug auf die Tabellensituation kann der FC Bayern dennoch zufrieden sein, hat er zumindest den Abstand nicht verkleinern lassen.

Borussia Mönchengladbach – FC Bayern München 0:0 (0:0)
Borussia Mönchengladbach Sommer – Korb, Stranzl, Dominguez, Wendt – Kramer, Xhaka, Herrmann (81. Traoré), Hahn (81. Johnson) – Raffael (90. Hazard), Kruse
Bank Heimeroth, Brouwers, Hrgota, Nordtveit
FC Bayern Neuer – Rafinha (66. Ribéry), Benatia, Dante, Bernat – Lahm, Alonso, Alaba – Müller (74. Pizarro), Lewandowski, Götze (84. Shaqiri)
Bank Zingerle, Boateng, Rode, Hojbjerg
Tore -/-
Karten Wendt / Götze, Dante, Benatia
Schiedsrichter Felix Zwayer (Berlin)
Zuschauer 54.010 (ausverkauft)