Blickpunkt Amateure: Gedanken zum ersten Relegationsspiel in Köln

Jan Trenner 29.05.2014

  • Es gestaltet sich sehr schwierig halbwegs objektive Einschätzungen der Partie zu bekommen. Der Liveticker des Club Nr. 12 ist zu empfehlen, wohingegen der hauseigene Spielbericht des FC Bayern eine deutliche Rotfärbung der Beobachterbrille aufweist. Fortuna Köln bietet ebenfalls eine gute Einschätzung und die Pressekonferenz nach dem Spiel. Darin weist Amateuretrainer Erik ten Hag auch auf viele unnötige Fehler seiner Jungs hin. Ballbesitzfußball traf Erfahrung und körperliches Spiel. Zu empfehlen ist ebenfalls folgender Beitrag im Transfermarkt Forum, der einzelne Spieler näher betrachtet.
  • Unterschiedlicher hätten die Halbzeiten anscheinend nicht sein können. Während die Amateurefans wohl den Halbzeitpfiff herbeisehnten, weil Fortuna Köln mehrere hochkarätige Torchancen hatte und die erste Hälfte gefährlich bestritt, wechselte das Bild nach dem Wiederanpfiff. Erst in den zweiten 45 Minuten gelang es der Mannschaft von Erik ten Hag die gewohnte Ballkontrolle auch mit Ruhe und gezielten Aktionen zu verbinden. Vorher herrschte wohl oft Aufregung in unserer Abwehrreihe. Die Torchancen der Bayern Amateure waren wohl bis auf einen Pfostentreffer von Kevin Friesenbichler kurz vor der Halbzeit leider alles andere als 100%ig. Dass die Hälften sich anscheinend wie Schwarz und Weiß zueinander verhielten ist äußerst verwirrend. Entweder ließ Fortuna Köln etwas nach oder kleine Umstellungen führten zu mehr Spielkontrolle der Roten. Im Rückspiel muss mit dem Anpfiff in der HGK klar werden, dass den Gästen nichts geschenkt, aber alles abverlangt wird.
  • Weder Ylli Sallahi noch Vladimir Rankovic standen in der Startelf. Sallahi ersetzte in der 68. Spielminute Patrick Weihrauch, aber Rankovic, der eigentlich die erste Wahl für die rechte Außenbahn sein sollte, blieb auf der Bank. Der Fitnesszustand beider Spieler ist unbekannt bzw. seit längerer Zeit im Dunkeln und schwächte sowohl die Offensiv- als auch Defensivaktivitäten der Bayern Amateure. Wie bereits vor dem ersten Relegationsspiel geschrieben, bringen sie das größte Verständnis für ihren Hintermann (Chessa/Schmitz) mit und sind gleichzeitig die wohl gefährlichsten Akteure, wenn es um Flanken, schnelle Antritte auf der Außenbahn oder Distanzschüsse geht. Es ist seit Monaten ein Problem der Amateure, dass kaum Kontinuität auf diesen entscheidenden Positionen eintritt und die Alternativen kein ähnliches Leistungsniveau zeigen können. Patrick Weihrauch ist oft engagiert, aber selten erfolgreich. Julian Green weilt bei der Nationalmannschaft, aber auch er zeigte selten über 90 Minuten echte Konstanz. Im Rückblick auf das Hinspiel in Köln ist aber schlimmer, dass Alessandro Schöpf wohl die linke Außenbahn besetzen musste. Auf dieser Position ist er mit seinen Fähigkeiten absolut verschenkt und kann nicht entscheidend Einfluss auf die Mittelfeldkontrolle und das Kombinationsspiel nehmen. Hoffen wir also auf eine Rückkehr von Sallahi und Rankovic am Sonntag.
  • Bereits in der 37. Minute wurde Rico Strieder durch Etienne Scholz ersetzt. Strieder hat wohl in Zweikämpfen mehrfach „einen mit bekommen“ und konnte nicht weiterspielen. Es ist fraglich, ob er am Sonntag auflaufen kann oder eine schwerwiegendere Verletzung hat. Seine Fähigkeiten als defensiver Sechser waren ein wesentlicher Bestandteil der Stablität der Bayern Amateure und des kontrollierten Spielaufbaus. Scholz hat hingegen oft sehr durchwachsene Partien gezeigt und war leider alles andere als fehlerfrei unterwegs. Mit dieser neuen Mittelfeldkonstellation wäre es noch wichtiger, dass Alessandro Schöpf in der Zentrale spielen kann, um unterstützend und stabilisierend auf die Partie einzuwirken.
  • Kevin Friesenbichler und Tobias Schweinsteiger hingen wohl die meiste Zeit sprichwörtlich „in der Luft“ und konnten nicht richtig in das Spiel eingebunden werden. Besonders Friesenbichler ist absoluter Torgarant bei den Bayern Amateure, weil er sowohl im Strafraum als auch als mitspielender Stürmer große Qualitäten zeigt. Am Sonntag müssen beide Spieler wohl mit viel Laufbereitschaft in die Partie finden und für Unruhe in Kölns Strafraum sorgen.
  • Erneut hört man, dass die Standardaktionen der Bayern Amateure alles andere als gefährlich sind. Leider ist man hier fast wie die Profis unterwegs und verschenkt wertvolle Möglichkeiten nach ruhenden Bällen. Fortuna Köln ist körperlich (und in der Körpergröße) überlegen, aber Standards sind Training. Hier schlummert bisher ungenutztes Potential.

Am Sonntag kann es nur eine Devise geben: Gemeinsam in Liga 3. Auf den Rängen und auf dem Platz. Die Ausgangslage ist nach dem Relegationshinspiel nicht günstiger geworden, aber auch alles andere als aussichtslos. Fortuna Köln ist der vermutlich schwierigste Gegner, der uns zugelost werden konnte, aber mit den Eindrücken aus Köln im Kopf alles andere als unschlagbar.

SC Fortuna Köln – FC Bayern Amateure 1:0 (0:0)
Fortuna Köln Poggenborg – Sievers, Hörnig, Laux, Pazurek – Steffen, Andersen, Zinke, Kraus (90. Kwame) – Dahmani (86. Kessel), Aydogmus
Bayern Amateure Raeder – Schmitz, Wein , Vrzogic, Chessa – Schöpf, Oikonomou, Strieder (37. Scholz) , Weihrauch (68. Sallahi) – Friesenbichler (77. Ribery), Schweinsteiger
Bank Zingerle, Rankovic, Jelisic, Schwarz
Tore 1:0 Kraus (87.)
Karten Gelb: Aydogmus / –
Zuschauer 10.160 (ausverkauft)
Schiedsrichter Martin Thomsen (Kleve)