Guardiola forciert Wechsel von Thiago Alcantara zum FC Bayern

Steffen Trenner 11.07.2013

„Ich habe Karl-Heinz Rummenigge und Matthias Sammer gebeten Thiago Alcantara zu verpflichten, aber ich weiß momentan nicht was der Stand ist.“ Pep Guardiola auf der Abschluss-Pressekonferenz im Trentino, 11. Juli 2013. 

Ich muss zugeben, dass ich extrem ambivalent bin was diesen möglichen Wechsel angeht. Guardiola war auf der Abschluss-Pressekonferenz im Trentino extrem klar. Er will diesen Spieler. Thiago hat beim FC Barcelona eine Ausstiegsklausel in Höhe von 18 Millionen Euro, sodass der Transfer machbar erscheint und sehr schnell über die Bühne gehen könnte. Einige Pro’s und Contra’s zu einem möglichen Transfer des 22-Jährigen.

– Thiago ist fraglos ein ganz feiner Fußballer, der die Ballbehandlung von Iniesta mit der Dynamik eines Cesc Fabregas zu seinen besseren Zeiten auf sich vereint. Seine Fähigkeiten den Ball auf engstem Raum zu verarbeiten und abzuschirmen genügen schon jetzt allerhöchsten Ansprüchen. Gerade auf Grund dieser Fähigkeiten sehe ich ihn prädestiniert für eine Position im zentralen Mittelfeld. Dort hat er auch in Barcelona den Großteil seiner Spiele absolviert. Die strategischen Fähigkeiten eines Xavi oder Schweinsteiger hat er jedoch noch nicht, weshalb er hier Unterstützung bräuchte.

– Mit Mario Götze und Thiago hätte Bayern zwei der talentiertesten Spieler ihrer Generation im Kader. Perspektivisch ist der Transfer also auf jeden Fall sinnvoll. Vor allem wenn Thiago jetzt für 18 Millionen Euro zu haben ist.

– Guardiola verriet auf der heutigen Pressekonferenz, dass er sich Thiago auf der 6, 7, 8, 10 und 11 vorstellen kann was ungefähr so viel heißt, dass er jede Position im Mittelfeld spielen kann.

– Ich habe immer dafür plädiert, dass es dringend einen adäquaten Backup oder besser gleichwertige Alternative für Bastian Schweinsteiger beim FC Bayern geben muss. Schweinsteiger, der seit Jahren immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen hat, sollte keine 50-60 Pflichtspiele pro Saison absolvieren müssen. Das Programm der Münchener mit Bundesliga, DFB-Pokal, Champions League und Klub-WM ist hart. Wenn Thiago Schweinsteiger die Gelegenheit gibt, sich Pausen nehmen zu können, ist das sicherlich positiv. Insgesamt würde seine Verpflichtung die Optionen für häufige Rotationen in der Startelf erhöhen.

– Eine Verpflichtung von Thiago könnte auf der anderen Seite eine Wellenbewegung im Kader auslösen. Guardiola weist immer wieder daraufhin, dass er viele Spieler hat, die auf mehreren Positionen agieren können. Es scheint momentan völlig unklar wer in dieser Saison auf welchen Positionen zum Einsatz kommt. Namentlich ist hier vor allem Javi Martinez zu nennen, den Guardiola durchaus auch als Innenverteidiger sieht. In einem 4-1-4-1 könnte dann durchaus Bastian Schweinsteiger als alleinige 6 zum Einsatz kommen. So richtig überzeugt bin ich von dieser Variante nicht. Ich hielte es sogar für fahrlässig Martínez aus seiner angestammten Position im defensiven Mittelfeld abzuziehen. Er war es der Bayern jahrelange Dysbalance auf dieser Position beseitigte. Er hat Bayerns Spiel durch seine Zweikampfstärke im Mittelfeldzentrum auf eine neue Ebene gehoben. Ich sehe wenig überzeugende Gründe, die dafür sprechen dieses Erfolgsrezept zu ändern.

– Konsequenzen könnte die Verpfllichtung auch für Luiz Gustavo, Emre Can und Piere-Emille Højbjerg haben für die es noch schwerer werden dürfte Einsatzzeiten im Mittelfeld zu finden.

– Ungewöhnlich scheint auch, dass der FC Barcelona Thiago offenbar keine Stammplatz-Perspektive bieten kann oder will, obwohl Schlüsselspieler wie Xavi (34) und Iniesta (29) in die Jahre kommen. Wäre man in Barcelona restlos überzeugt von dem jungen Spanier, würden sie ihn mit Sicherheit nicht einfach ziehen lassen.

– Auf seiner Auftakt-PK sagte Guardiola: „Wenn eine Mannschaft viel gewonnen hat, muss man wenige Änderungen tätigen. Die Mannschaft ist sehr gut. Wir wollen nichts ändern, um einfach etwas zu ändern.“ Ich fand diese Aussage von Guardiola damals sehr passend. Sollte Thiago kommen und das Gefüge nocheinmal durcheinander wirbeln, bleibt jedoch fraglich ob diese Aussage wirklich Bestand hat.

Momentan erzeugt ein möglicher Transfer von Thiago zumindest bei mir mehr Fragen als Antworten.