Borussia M’Gladbach – FC Bayern 3:4 (3:2)

Steffen Trenner 18.05.2013

3 Dinge, die auffielen

1. Bayerns Schwierigkeiten mit Hanke als hängender Spitze

Auch wenn der erste Treffer nach einer Standardsituation fiel und Dante das 0:2 mit einem Blackout selbst einleitete, waren Bayern Defensivprobleme kaum zu übersehen. Auch nachdem sich die Münchener nach 20 Minuten gefangen hatten, kam Gladbach durchaus immer wieder zu guten Abschlussmöglichkeiten und gefährlichen Kontern. Gladbach schoss 12 Mal aufs Bayern-Tor. Das ist deutlich über dem Schnitt der Münchener in dieser Saison und der dritthöchste Wert in der Rückrunde.

Mönchengladbach spielte nominell mit zwei Spitzen, allerdings agierte Hanke eher als hängende Spitze. Weil Hrgota und Hanke auf Grund ihrer offensiven Position aber den Münchener Innenverteidigern zugeordnet waren, ging die Münchener Ordnung dadurch häufig verloren. Hanke ließ sich bei Ballgewinn der Gladbacher schnell in den Raum zwischen Münchener Mittelfeld und Abwehr fallen und diente häufig als erste Anspielstation bei Kontern. Obwohl der ehemalige Nationalspieler in der 84. Minute ausgewechselt wurde, hatte er die meisten Ballkontakte aller Gladbacher Feldspieler (55) und spielte nach Juan Arango (40) die meisten Pässe (39). Da die Gladbacher häufig mit dem schnellen Pass auf Hanke das Mittelfeld überbrückten, ging man so dem zweikampfstarken Münchener Zentrum aus dem Weg. Martínez und Schweinsteiger führten zusammen gerade einmal 22 Zweikämpfe. Ansonsten kommen sie im Schnitt in dieser Bundesliga-Saison auf zusammen knapp 40 pro Spiel.  Schaffte Gladbach den Pass auf Hanke, waren die beiden Münchener Sechser damit beschäftigt, die im Vollsprint startenden Herrmann, Nordtveit oder Arango zu verfolgen. Gleichzeitig sorgte das Fallenlassen von Hanke dafür, dass Boateng oder meistens Dante aus der Abwehrzentrale herausrücken mussten. So entstanden im Rücken der Abwehr Räume, die Gladbach beim zwischenzeitlichen 3:1 und einigen weiteren Szenen mustergültig nutzte.

Das 3:1 durch Nordtveit war dabei wie eine böser Erinnerung an das 2:5 im Pokalfinale gegen Borussia Dortmund im vergangenen Jahr. Die Spielweise der Dortmunder war damals im Prinzip die gleiche wie die der Gladbacher am Samstag. Mit einem weiten Ball auf Robert Lewandowski wurde das Mittelfeld überbrückt. Konnte sich der Pole gegen einen der herausrückenden Innenverteidiger drehen oder den Ball kontrolliert abtropfen lassen, entstanden riesige Räume, die die nachstoßenden Kuba, Kagawa und Großkreutz nutzten und Bayern förmlich überrannten. Bayern sollte also mit Blick auf den Samstag gewarnt sein. Die Mittel gegen diese Spielweise sind bekannt. Die Abstände zwischen Mittelfeld- und Abwehrzentrum müssen klein gehalten werden, um 1:1-Duelle eines Innenverteidigers gegen eine hängende Spitze zu verhindern. Gleichzeitig dürfen sich Dante und Boateng nicht so weit herausziehen lassen, um eine Asymetrie in der Viererkette zu verhindern. Offensiv ist Bayern im Rhythmus und wird immer ein oder zwei Tore erzielen. Die defensive Ordnung ist entscheidend. Auch und gerade am kommenden Samstag

2. Ribéry entscheidet das Spiel

 

Der kleine Franzose brennt vor Ehrgeiz – das wird momentan in jedem Spiel deutlich. Der 30-Jährige war an allen 4 Treffern beteiligt und belohnte sich so für ein aufwändiges Spiel. 122 Ballkontakte waren der Bestwert aller Spieler auf dem Platz. Zudem lief Ribéry mehr als 12 Kilometer. Ein Wert, den ansonsten bei Bayern nur Bastian Schweinsteiger erreichte. Ich habe hier schon oft geschrieben, dass Bayern längst nicht mehr so abhängig von seinem linken Mittelfeldspieler ist, wie in vergangenen Jahren. Dennoch sind seine Rhythmuswechsel und Geniestreiche ein elementarer Bestandteil des Bayern-Spiels. Insgesamt kommt Ribéry auf 10 Tore und 14 Vorlagen in nur 27 Spielen in der Bundesliga. Ein Spiel entscheiden musste er in der dieser Spielzeit selten. Gegen Gladbach war es aber mal wieder so weit.

3. Get well soon Holger

Es war eine üble Nachricht, die am Samstag kurz nach Schlusspfiff bekannt wurde. Inzwischen hat der FC Bayern bestätigt, dass sich Holger Badstuber erneut einen Kreuzbandriss im rechten Knie zugezogen hat. Es ist eine Re-Ruptur, die sich Badstuber in der Reha zugezogen hat. Seine bittere Verletzung wirft einige Fragen auf. Ein erneuter Riss des Kreuzbandes in einer Reha unter ärztlicher oder zumindest physiotherapeutischer Aufsicht sollte normalerweise zu vermeiden sein. Sportlich stellen sich ebenfalls Fragen. Aktuell hat der FC Bayern neben Badstuber drei Innenverteidiger für die neue Saison unter Vertrag. Dante, Boateng und Jan Kirchhoff. Die Chancen auf eine Verlängerung des Vertrags von Daniel van Buyten könnten somit gestiegen sein. Doch auch langfristig bleibt zum heutigen Zeitpunkt fraglich ob Badstuber an die guten Leistungen der Vergangenheit anknüpfen kann. Es gibt wohl nur wenige Spieler, die nach zwei Kreuzbandrissen im gleichen Knie wieder zur alter Stärke zurückfanden. Tim Wiese überstand zwei Kreuzbandrisse, kann als Torwart aber kein Vergleichsmaßstab sein. Patrick Helmes sucht nach zwei Kreuzbandrissen immer noch den Anschluss in Wolfsburg. Hasan Salihamidzic riss sich im Jahr 2002 ebenfalls zum zweiten Mal das Kreuzband im rechten Knie. Er kehrte zurück und spielte regelmäßig, war jedoch nach seiner Verletzung nicht mehr so explosiv wie in seiner Anfangszeit bei Bayern.

Matthias Sammer, der seine Karriere auf Grund der Folgen einer schweren Knieverletzung beenden musste, sagte heute im Bezug auf Badstuber: „Natürlich geben wir ihm alle Zeit der Welt, gesund zu werden. Wir sind optimistisch. Ich bin mir sicher: Er kommt zurück, stärker denn je. Vor allem mental.“ Es ist ihm und dem FC Bayern zu wünschen. Get well soon Holger!