Bayern Amateure: Rückrunde der Veränderungen

Jan Trenner 12.03.2015

Tabellensituation & Vorbereitung

Mit dem letzten Pflichtspiel im Jahr 2014, ein 2:2 Unentschieden im Heimspiel gegen Schweinfurt, erlebten die Bayern Amateure eine insgesamt durchwachsene erste Saisonhälfte 2014/15. In 22 Partien errungen sie 13 Siege, vier Remis und erlebten zwei Niederlagen. Gute Zahlen, doch bei der Stärke der Konkurrenz wohl nicht gut genug.

Zuhause holte man im Schnitt 2,2 (Vorsaison 2,28) und auswärts 1,83 (Vorsaison 2,11) Punkte pro Spiel bei einer positiven Tordifferenz von +16. Im Vergleich mit dem Vorjahr verschlechterten sich die Zahlen insbesondere auswärts. Ob man erneut eine Tordifferenz von +61 erreicht, ist ebenfalls fraglich, wobei das nicht das entscheidendste Kriterium werden dürfte. Seit dem 15. Spieltag (4:1 Auswärtserfolg gegen Memmingen) befinden sich die Bayern Amateure auf dem dritten Tabellenplatz hinter den Würzburger Kickers (+7 Punkte) und dem blauen Stadtrivalen (+4 Punkte). Im weiteren Restprogramm wird man unter anderem noch das zweite Stadtderby spielen (Hinspiel 3:1 Sieg), sowie auf Augsburg II (0:2 Niederlage), Ingolstadt II (0:1 Niederlage) und Nürnberg II (1:1) treffen, was in der Summe eine anspruchsvolle aber gut bestreitbare zweite Saisonhälfte darstellt. In der laufenden Spielzeit 2014/15 verlor man zu Beginn viele Punkte mit nur einem Sieg, drei Unentschieden und der Auftaktniederlage gegen die Würzburger Kickers.

DatumH/AGegnerErg.
10.01.2015HSSV Jahn Regensburg2:0
16.01.2015HSpVgg Unterhaching1:0
20.01.2015AChina U231:1
23.01.2015AFC Vaduz5:1
28.01.2015H1. FC Heidenheim0:4
03.02.2015HWacker Burghausen1:2
13.02.2015ATSG Hoffenheim (A)0:2
20.02.2015AFC Liefering3:2
25.02.2015AFC Ingolstadt1:2
05.03.2015AWacker Burghausen2:1
Testspielergebnisse Bayern Amateure

Neben einem Trainingslager absolvierten die Bayern Amateure ein durchaus anspruchsvolles Vorbereitungsprogramm mit einigen höherklassigen Teams und alten Testspiel-Bekannten wie dem FC Liefering, um nach der langen Winterpause von Dezember bis März früh Wettkampfniveau zu erreichen. Das wird für die ausstehenden Partien entscheidend sein. Um die Restchance auf die Meisterschaft in der Regionalliga und die damit verbundene Aufstiegsrelegation zu wahren, muss von Beginn an gepunktet werden. Die Chance ist klein und besteht nur in dem Fall, dass Würzburg, die eine famose Hinrunde ohne Blöße spielten, Schwäche zeigen sollte. Ab dem neunten Spieltag ließ sich ein deutlicher Aufwärtstrend bei den Ergebnissen erkennen. An ihn gilt es bis zum letzten Saisonspiel anzuknüpfen.

Ohne Sallahi (und Weiser)

Mit Ylli Sallahi verließ die Bayern Amateure in der Winterpause ein Spieler der Kategorie Alessandro Schöpf mit der Bedeutung eines Pierre-Emile Højbjerg in Richtung Karlsruhe, um seinen weiteren Karriereweg beim KSC zu bestreiten. Der 20-jährige Linksfuß begleitete die Position des Linksverteidigers und wurde von Erik ten Hag zuletzt auch in die Zentrale verschoben, weil er mit seinen technischen Fähigkeiten und hervorragender Ballsicherheit den gegnerischen Defensivverbund angehen konnte. Der Doppeltorschütze im Aufstiegsrelegationsspiel gegen Fortuna Köln fügte sich bei seinem neuen Verein gut ein und wird dort generell als Option für die offensive Linke Seite und weniger in einer Verteidigerrolle gesehen. Die Bayern Amateure ebenfalls – quasi – verlassen hat Mitchell Weiser, der zuletzt für den Profi-Kader des FC Bayern auflief und unter dem Gesichtspunkt seines im Sommer auslaufenden Vertrags wohl seine Chance dort suchen muss. Mit Blick auf einige Einsatzminuten und sein Potenzial als Alternative auf der Position des Rechtsverteidigers ist seine Zeit bei den Amateuren vorerst ebenfalls beendet. Weiser ist, wie Sallahi, ebenfalls eher als Offensivkraft einzuordnen. Er bestritt seine Partien lange als Rechtsaußen, bevor er in der Hinrunde der Regionalligasaison 2014/15 zum ersten Mal vom Trainergespann in die Defensivlinie zurückbeordert wurde. Dort zeigte er ansprechende Leistungen, was definitiv im Zusammenhang mit seiner von den FCB-Offiziellen thematisierten veränderten Einstellung zusammenhängt.

Nichtsdestotrotz entstand in der Winterpause ein Dilemma für die Bayern Amateure. Beide potentiell besten Spieler für die Außenverteidiger-Positionen stehen künftig nicht mehr zur Verfügung und Erik ten Hag muss umplanen. Das zweite Mal innerhalb eines Jahres, da im Sommer 2014 bereits Dennis Chessa (Aalen) und Vladimir Rankovic (H96, derzeit Leihe zu Erzgebirge Aue) den FCB verließen. Philipp Steinhart, Kodjovi Koussou und Herbert Paul sind derzeit die einzigen etatmäßigen Spieler für diese Positionen, die zur Verfügung stehen. Steinhart war zuletzt in der Innenverteidigung gesetzt.

Die notwendigen Umstellungen sind insbesondere deshalb von großer Bedeutung, weil man mit Sallahi und Weiser offensivstarke Spieler gefunden hatte, deren Abstimmung mit den jeweiligen Vorderleuten funktionierte, was die Möglichkeit für das im Herbst 2014 deutlich gewordene Überlaufen und Einrücken der Außenverteidiger in die Zwischenreihen ermöglichte. In der Regionalliga Bayern begegneten die Amateure häufig defensiv orientierten und primär auf Absicherung fokussierten Gegnern, gegen die meist nur Geschwindigkeit in Form von schnellem Kombinationsspiel in die Spitze oder zielgerichtete Konterbewegungen hilfreich waren. Mit Sallahi und Weiser standen Spieler auf dem Platz, die sich situativ aus ihren Defensivaufgaben lösten, zwischen die häufig vorhandenen zwei Viererketten der gegnerischen Mannschaft bewegten und dort als Anspielstation für den Spielaufbau der Bayern Amateure zur Verfügung standen oder mit dem Ball am Fuß Mitspieler in vorderster Linie in Szene setzen konnten. Die lange Winterpause bot in Kombination mit einer Vielzahl von Testspielen Raum zum Training genau dieser erwähnten Bewegungen. Sie können aber nur dann funktionieren, wenn die Abstimmung mit den Links- bzw. Rechtsaußen reibungslos sind, da sie beim Lösen der Außenverteidiger die verlassene Defensivposition einnehmen und ihre Rückräume decken müssen. Dennoch wird es entscheidend sein, ob man hier ein ähnliches Niveau wie vor der Winterpause erreichen kann oder Problemen im eigenen Kreativspiel ausgesetzt wird, weil erneut eine Option fehlt.

Der »Strieder-Faktor«

Rico Strieder war schon in der letzten Saison ein, wenn nicht sogar das, entscheidende Puzzlestück in der Mannschaft der FC Bayern Amateure. Obwohl er selten auffällig agierte. Genau das war seine Stärke. Sein ruhiges, kontrolliertes und sicheres Spiel auf der zentralen, defensiven Mittelfeldposition erlaubte den offensiven Freigeistern Schöpf, Højbjerg, Green und Stürmer Kevin Friesenbichler, der nach seinem Wechsel zu Benfica Lissabon weiterhin als Leihspieler für Lechia Gdansk aufläuft, Torgefahr zu entwickeln, während »hinten« nichts anbrannte. Der 22-jährige Strieder war vor der Saison in der neu zusammengestellten Mannschaft als Leistungsträger und Führungsspieler gesetzt, verletzte sich jedoch im Sommer 2014 an der Hüfte und bestritt erst mehr als 190 Tage später im Januar 2015 die nächste Partie. 22 Spiele verpasste er und konnte erst in den Testspielen wieder als ordnende Kraft für die Bayern Amateure auflaufen. Als sein Ersatz wurde der 19-jährige Angelos Oikonomou auf die Sechserposition gestellt. Besonders zu Saisonbeginn zeigte er Anpassungsprobleme auf dieser Position und konnte erst im Verlauf der Hinrunde zu stabilen Leistungen finden. Etienne Scholz, der im August 2013 zu den Bayern Amateuren wechselte, ist inzwischen wieder bei seinem alten Verein (den Grasshoppers Zürich) und konnte sich nicht durchsetzen.

Strieders ordnende Hand fehlte der neu zusammengestellten Mannschaft merklich wie auch die schlechten Auftaktergebnisse zeigten. Seine Erfahrung aus über 120 Partien in A-Junioren Bundesliga, Regionalliga Süd und der Regionalliga Bayern, wo er allein bei letztgenannter mehr als 4.800 Einsatzminuten absolvierte, wird ein entscheidender Faktor sein, um die zuletzt hinzugewonnene Defensivstabilität zu halten und die wie im vorherigen Punkt erwähnten notwendigen Umstellungen abzusichern. Mit der Defensivstärke des 22-Jährigen verringerte sich nicht unbedingt die Abwehrarbeit seiner Vorderleute, aber das Stellungsspiel der Hintermannschaft und die Defensivbewegung wurden stabiler. Dennoch muss man Strieder die nötige Zeit geben, sich erneut in die inzwischen zusammengefundene Mannschaft einzufügen. Für alle Seiten ein schwieriger, aber wohl entscheidender Prozess.

Ausblick

Es wird schwer für die Bayern Amateure erneut das große Ziel Aufstiegsrelegation zu erreichen. Erik ten Hag wird alles daran setzen und hatte in den vergangenen Wochen viel Zeit für Vorbereitung, Training und teambildende Maßnahmen. Sollte man auch in der nächsten Saison in der Regionalliga Bayern spielen, muss der Verein zeigen, wie er zu seiner U23-Nachwuchsmannschaft steht und welchen Plan er verfolgt. Der Schritt in Liga 3 wäre mit Kosten und weiterer Professionalisierung verbunden, aber von entscheidender Bedeutung um die Durchlässigkeit zwischen Nachwuchs- und Profibereich zu verbessern. Welchen Weg der FC Bayern gehen wird und welche Auswirkungen möglicherweise auf die Bayern Amateure zukommen, ist aktuell offen.