Bayer 04 Leverkusen – FC Bayern München 1:3 (0:1)

Christopher Trenner 12.01.2018

Am 16.03.2013 hatte der FC Bayern zuletzt ein Pflichtspiel über 90 Minuten in Leverkusen gewonnen – ebenfalls unter Jupp Heynckes.

Falls Ihr es verpasst habt:

Der FC Bayern reiste mit einigen Verletzungssorgen nach Leverkusen. Lewandowski und Hummels fielen für die Partie komplett aus. Beide konnten auch nur einen Bruchteil der Vorbereitung absolvieren. Joshua Kimmich, der ebenfalls einen großteil der Vorbereitung verpasste, nahm immerhin auf der Bank platz. Dort saß er zusammen mit Neuzugang Sandro Wagner, der trotz der Verletzung von Robert Lewandowski keinen Startelfeinsatz erhielt.

Der Bayerntrainer entschied sich in der Offensive für Müller, flankiert von Ribery und Robben und unterstützt von James aus dem Mittelfeld. Die Offensive wurde im Mittelfeld von Vidal und Martinez abgesichert. Die Abwehr bildeten Alaba, Boateng, Süle und Rafinha. Im Tor stand (wie erwartet) Ulreich.

Bayer 04 Leverkusen - FC Bayern, GrundformationenBayer 04 Leverkusen – FC Bayern, Grundformationen

Leverkusen setzte auf ein 3-4-3 System mit Wendell, Sven Bender und Tah in der Abwehr. Im Mittelfeld setzte Herrlich auf eine Doppelsechs bestehend aus Kohr und Lars Bender. Bailey und Bellarabi spielten auf den Außen. Eingerückt davor Havertz und Brandt. Volland in der Spitze.

Die Partie begann flott. Leverkusen presste sehr hoch und setzte die Bayern-Viererkette mit bis zu drei Spielern unter Druck. Bei den Münchnern fielen zunächst die großen Abstände zwischen den Ketten auf, welche keinen geruhsamen Spielaufbau zuließen. Allerdings war Leverkusen nicht fehlerfrei und ging ein hohes Risiko ein, was zum Teil weite Räume zum Kontern öffnete, wenn die Elf von Herrlich keinen Zugriff bekam. Einige Bayern Konter konnten nur durch taktische Foulspiele unterbunden werden, was Volland und Bellerabi früh eine gelbe Karte einbrachte.

Die größte Chance in der Anfangsphase hatte Leverkusen nach einem Eckball. Kohr setzte sich gegen James durch, aber sein Kopfball rauschte am rechten Torpfosten vorbei. 10 Minuten später hatte James auf der Gegenseite ebenfalls eine gute Chance. Nach einer scharfen Hereingabe von Alaba, konnte Leno den Ball nur in die Mitte klären. Der Distanzschuss von James verfehlte das Tor aber deutlich (24.).

Die Münchner kamen am ehesten zu Aktionen, wenn sich Alaba offensiv einbrachte und Bellarabi in eine 1:2 Situation manövrierte, weil er ebenfalls Ribery abwehren musste.

In der 32. Minute ging der FC Bayern in Führung. Nach einem weiteren langen Eckball auf Vidal, blockte Bender zunächst das Spielgerät, doch Martinez schaltete am schnellsten und verwandelte den Nachschuss zum 1:0.

Das Tor fiel in einer Phase, in der sich das Spiel für wenige Minuten zu beruhigen schien. Nach dem Tor hatten die Bayern die Partie besser unter Kontrolle und brachten die Führung in die Halbzeitpause.

Ohne Wechsel auf beiden Seiten ging es in die zweite Halbzeit. Die Münchner behielten die Kontrolle über die Partie, weil sie auch mehr Zweikämpfe gewannen als Leverkusen. Gerade Vidal und Martinez machten eine starke Partie.

Die erste Chance der zweiten Halbzeit hatte dennoch Leverkusen. Nach einer verpatzten Kontersituation über Ribery bekam Bailey viel Platz und konnte Süle mehrfach eindrehen. Sein Schlenzer landete auf der Latte (54.).

Auf der Gegenseite nutzte Müller eine Chance, nachdem Bender zu lange am eigenen Strafraum den Ball hielt. Der Münchner versuchte es mit einem Drehschuss, der am linken Torpfosten vorbeirauschte (55.).

Wenig später erzielten die Münchner das 2:0. Ein Konter über Ulreich, Robben, James und Ribery führte zum Erfolgserlebnis. Leverkusen war weit aufgerückt und so hatte Ribery viel Platz gegen Tah. Fast ähnlich, wie zuvor Bailey auf der Gegenseite.

Ribery machte es aber einen Tick besser und setzte den Ball in die kurze Ecke (59.).

Etwa 10 Minuten brauchte Leverkusen, um sich vom Schock zu erholen. Die Münchner verfielen in eine Passivität, die sie schon im Dezember prägte. Statt auf Spielkontrolle nach einer Führung zu setzen, überließ man den Ball dem Gegner und nahm eine passive Staffelung am eigenen Strafraum ein.

Nach zwei misslungen Befreiungsschlägen von Boateng und Süle, bekam Volland den Ball auf der Außenbahn. Sein Schuss aus 16 Metern wurde von Martinez und Süle so unglücklich abgefälscht, dass Leverkusen zurück in der Partie war (71.).
Leverkusen setzte die Münchner jetzt nun stark unter Druck. Den Münchnern gelang kein kontrollierter Spielaufbau mehr. Volland (75.) und Alario (76.) nutzten ihre exzellenten Möglichkeiten allerdings nicht.

Durch die Einwechslung von Sandro Wagner für Ribery bekamen die Bayern wieder etwas mehr Entlastung. Müller ergänzte personell das Mittelfeld, wodurch Leverkusen weniger Räume hatte und die Elf von Heynckes eine zusätzliche Option im Aufbau hatte.

In der 89. Minute ergab sich noch eine Freistoß Situation knapp an der Strafraumkante. James zirkelte den Ball aus Position des Schützen ins linke obere Eck. Leno war chancenlos. Der Kolumbianer krönt seine gute Leistung mit einem Tor und einen Assist.

Die Münchner brachten den Sieg konsequent über die Ziellinie und gewannen nicht unverdient gegen Leverkusen. Wie in den letzten Pflichtspielen gab es allerdings einen Leistungsabfall in der zweiten Hälfte.

James verhinderte erst spät durch einen dritten Treffer eine spannende Nachspielzeit. Hier hat Jupp Heynckes weiterhin Nachholbedarf.

3 Dinge, die auffielen

1. Unruhiger Aufbau

Das hohe Pressing führte zu Fehlern beim FC Bayern. Im Aufbau mussten Boateng, Süle, aber auch Ulreich häufig zum Befreiungsschlag greifen. Das Resultat war eine Passquote von nur 79% nach 35 Minuten.

Die drei angesprochenen Spieler brachten nur fünf von den ersten 15 langen Bällen ans Ziel.

Gerade in der Anfangsphase standen James, Martinez und Vidal eher zu hoch bzw. im Deckungsschatten der pressenden Brandt und Havertz. Ein geordneter Spielaufbau war nicht möglich. Erst mit zunehmenden Spielverlauf wurde dies besser.

Kombinationen ergaben sich durch Überzahlsituationen, wenn Bayer beim Pressing zu spät oder nicht konsequent genug war, dann ergaben sich Räume in der Mitte bzw. auf der halb linken Seite. Gerade über Alaba, Ribery und James entstanden direkte, vertikal orientierte Aktionen. Allerdings ohne das wirkliche Abschluss-Situationen aus dem Spiel heraus kreiert werden konnten.

Gefährlich wurde es nur nach Standardsituationen.

2. Wagner noch kein Faktor

Der große Wunschtransfer von Jupp Heynckes, der zweite Stürmer im Kader der Bayern war in dieser Partie noch kein Faktor. Trotz der Patellasehnen Verletzung von Lewandowski verzichtete der Bayern-Trainer auf den einzigen Wintertransfer. Dies deutete sich bereits in abschließenden Pressekonferenz an. Jupp Heynckes, der in dieser Saison häufig schon Startelfeinsätze in den Journalistenrunden verkündete, hielt sich äußerst bedeckt, ob Wagner starten würde.

Heynckes entschied sich für die Variabilität mit Müller, der immer wieder auf die Außenbahn auswich und es so der Leverkusener Dreierkette deutlich schwerer machte sich zu positionieren.

So blieb es für Wagner bei einer Einwechslung in der Schlussviertelstunde. Inwieweit der Back-Up-Stürmer in dieser Saison noch ein Faktor werden kann, wird vor allem davon abhängen, wie ernsthaft die Patellasehnenprobleme von Lewandowski sind.

3. Riberys durchwachsene Saison

Franck Ribery hatte einen guten Auftritt gegen Groß-Aspach. Drei Tore und viele offensive Aktionen. In der Bundesliga will es in dieser Saison noch nicht klappen bei ihm. Noch kein Tor und noch keinen Assist konnte der Franzose verbuchen. Zwar hat er die meisten Key Pässe bei den Münchnern bezogen auf 90 Minuten, doch Zählbares entsprang aus diesen Szenen leider nicht.

Natürlich fehlte Ribery lange, nachdem er sich gegen Hertha BSC verletzte. Mit der Partie gegen Leverkusen kam er dennoch auf zehn Spiele und sechs von Beginn an.

Gegen Leverkusen sah man die Probleme des Franzosen phasenweise deutlich: Ihm fehlt mittlerweile das Tempo, um sich im direkten Duell durchzusetzen. In 45 Minuten konnte er nur ein Dribbling gewinnen und einen Key Pass verbuchen. Wirklich Nennenswertes war allerdings nicht dabei.

Auch die zweite Halbzeit begann fahrig, doch in der 59. Minute hatte Ribery einer dieser Aktionen, die ihn noch immer auszeichnet. Mit viel Platz ausgestattet setzte sich der Franzose gegen Tah durch und verwandelte zum 2:0. Mitten hinein in eine sich abzeichnende Leverkusener Drangphase.

Es scheint sich trotz des Tores das Gefühl zu verdichten, dass Ribery kein Spiel mehr prägen und über die volle Distanz bestimmen kann, sondern nur noch einzelne Glanzpunkte zu setzen vermag.

Jupp Heynckes ist nun mehr denn je als Moderator gefragt. Kingsley Coman hatte in der Abstinenz von Ribery mit kontinuierlichen Startelf Einsätzen und Leistung überzeugt. Auf Dauer kann Heynckes eigentlich nicht an ihm vorbei kommen. Ribery könnte zudem mit Frische von der Bank auf einen müderen Gegner treffen.

Eine Vertragsverlängerung des bald 35-Jährigen ist mehr denn je ungewiss, wenn Ribery seine eigenen Möglichkeiten zu sehr überschätzt.

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Bayer 04 Leverkusen – FC Bayern 1:3 (0:1)
Leverkusen Leno – Tah, S. Bender, Wendell – Bellarabi (60. Henrichs), L. Bender, Kohr (65. Alario), Bailey – Havertz – Volland, Brandt (77. Mehmedi)
Bank Özcan – Retsos, Baumgartlinger, Aránguiz
FC Bayern Ulreich – Rafinha, Boateng, Süle, Alaba – James, Martínez, Vidal – Robben (65. Coman), Müller (90.+2 Tolisso), Ribéry (79. Wagner)
Bank Starke – Kimmich, Bernat, Rudy
Tore 0:1 Martínez (32.), 0:2 Ribéry (59.), 1:2 Volland (71.), 1:3 James (90.+1)
Karten Gelb: Volland, Bellarabi / Müller, Rafinha
Schiedsrichter­ Daniel Siebert (Berlin)
Zuschauer 30.210 (ausverkauft)