Auf und davon – der FC Bayern bei Hannover 96 & in der Liga

Jan Trenner 23.02.2014

FC Bayern gewinnt in Hannover

Zur letzten Bundesliga-Partie gegen Freiburg, welche vom Auftritt in der Champions League unterbrochen wurde, gewann man etwas Abstand und Pep Guardiola rotierte. Beziehungsweise rotierte er in der Light-Version, denn bei der Kaderstärke bedeutet Rotation kaum Qualitätsverlust. Boateng stand wieder neben Javi Martínez in der Innenverteidigung, Bastian Schweinsteiger feierte seinen Startelfeinsatz, Mario Götze und Mario Mandzukic bewegten sich ebenfalls zum Anpfiff auf dem Grün. Außerdem durfte Tom Starke den Kasten hüten und Manuel Neuer einen ruhigen Abend auf der Bank verbringen.

Zum Spiel: Am Ende stehen 19 Punkte Vorsprung und 4 Tore auf dem Papier. Nach den gewohnten schwierigen ersten 20-30 Minuten spielte Bastian Schweinsteiger auf Rafinha zur Außenbahn, der legt Thomas Müller in der Zentrale auf und er köpft zur Führung. Erste richtige Chance – erstes Tor. Keine 10 Minuten später die nächste Glanztat von Schweinsteiger mit schönem Pass über die Abwehr, Thiago nimmt exzellent an und verwandelt trocken in die linke untere Ecke. Wunderbare Ausgangsposition für die zweite Halbzeit. In Minute 59. kommt der Ball über Alaba zentral vor Hannovers Tor, mit der Hacke stoppt Mandzukic das Tempo des Balls und gibt auf Thomas Müller weiter, der sich eine Chance – quasi alleingelassen vor dem gegnerischen Kasten – nicht nehmen lässt. 7 Minuten später trifft Mandzukic per Kopf nach Flanke von Rafinha zum 4:0 Endstand und auf der Bayernbank beginnen die Wechselspiele für »Ruhepausen«. Pizarro, Kroos und Robben kommen auf den Platz und spielen die Partie souverän bis zum Abpfiff runter. Abpfiff und ein noch größerer Vorsprung sowie ein abgeklärter Auftritt gegen mitspielende, aber nicht zwingende Gastgeber von Hannover 96 sind das Ergebnis.

FourFourTwo Statszone

Den Abgesang auf Bastian Schweinsteiger haben wir nicht unterstützt und er hat auch heute Abend wieder gezeigt, dass man an ihm nicht zweifeln muss. Neben Philipp Lahm, der aus der zentralen Position nicht mehr wegzudenken ist, lenkte er die Partie und feierte am Ende seinen 200. Sieg in der Bundesliga. Er leitete ein Tor ein, war bei einer Vorlage als vorletzter Mann am Ball, gewann 67% seiner Zweikämpfe und berührte mit einer Passquote von 86% (63/67) genau 86 mal den Ball.

Im Gegensatz zu Thiago, der näher am gegnerischen Tor agierte und mit Freiräumen ausgestattet war, bewegte sich Schweinsteiger gewohnt zentral und leitete das Spiel des FC Bayern um und im Mittelkreis. Dabei wurde in den meisten Fällen gut Fahrt für die Bewegung nach vorn aufgenommen, wohingegen Thiago in kürzeren Kombinationen für die Gestaltung von Freiräumen gern auch den (kurzen) Rückpass spielte. Über den Auftritt unserer Mittelfeldachse braucht man ebenso wenig schimpfen, wie über die Offensivleistungen. Das Endergebnis spricht für sich und der FC Bayern kann unabhängig vom eingesetzten Spielermaterial und der sich daraus ergebenden Grundformation gewinnen. Punkt.

Langsam gefällt mir auch Javi Martínez in der Innenverteidigung. Er überzeugt nicht nur durch sein wieselhaftes Nachsetzen, wenn er dem Gegner den Ball abjagen will, sondern punktet mit robustem Zweikampfverhalten und Kopfballstärke. Er klärte 7 von 9 Bällen im Strafraum (77%) und spielte im letzten Drittel keinen einzigen Fehlpass (13/13). Er tut unserer Defensivreihe gut und wird mit der Zeit noch stärker in seine Rolle hineinwachsen und zusätzliches Vertrauen erlangen. Aus der Frage »Wohin mit dem fantastischen defensiven Mittelfeldspieler« kristallisiert sich die Antwort »Einfach eine Position weiter hinten arbeiten lassen« heraus.

Tom Starke stand heute erstmals seit dem nationalen Supercup wieder zwischen den Pfosten und konnte sich ein weiteres Zu-Null-Spiel ins Buch schreiben. Meinem persönlichen Empfinden nach absolvierte er eine solide Partie, aber stand öfters ein wenig zu weit vor dem Tor und machte Situationen gefährlicher als sie eigentlich waren. Er ist ein wunderbarer Keeper, ein top Ersatzmann für Manuel Neuer, aber eben nicht der Nationaltorhüter selbst. Wir können froh sein einen so zufriedenen und leistungsfähigen Sportler unsere »Nummer 2« nennen zu können und dieses Spiel zeigt seine Wertschätzung in der Mannschaft. Absolut erfreulich, dass es ein so schöner (und eigentlich ruhiger) Abend für ihn war.

Am Samstag erwarten wir Schalke 04 in München. Ihre Ambitionen sind groß und für uns gilt es Spiel für Spiel Rhyth­mus und Konzentration aufrecht zu erhalten, um weiter souverän durch die Bundesliga zu marschieren. Und am liebsten würden wir schon an einem Abend im März den deutschen Meister der Saison 2013/14 feiern.

Hannover 96 – FC Bayern 0:4 (0:2)
Hannover Zieler – Rajtoral, Marcelo, Schulz, Pocognoli – Huszti, Schmiedebach, Stindl (68. Andreasen), Bittencourt (37. Prib) – Rudnevs, Diouf (78. Sobiech)
FC Bayern Starke – Rafinha, Martínez, Boateng, Alaba – Lahm, Schweinsteiger (72. Pizarro) – Müller (62. Robben), Thiago, Götze (67. Kroos) – Mandzukic
Bank Neuer, Van Buyten, Contento, Dante
Tore 0:1 Müller (25.), 0:2 Thiago (34.), 0:3 Müller (59.), 0:4 Mandzukic (66.)
Karten Gelb: Diouf, Huszti / Rafinha