FC Bayern München – AC Milan 3:0 (1:0)

Christopher Trenner 04.08.2015

Falls Ihr es verpasst habt:

Im Vergleich zum Spiel gegen den VfL Wolfsburg wechselte Pep Guardiola bis auf Douglas Costa, Boateng und Lahm mehr als die halbe Mannschaft aus. Ulreich, Bernat, Rafinha, Kimmich, Vidal, Rode, Højbjerg und Götze kamen in die Startformation. Auf dem Rasen ergab sich ein 3-3-3-1 Grundsystem. Kimmich durfte sich dabei erneut in der Alonso-Rolle versuchen. Neben ihm spielten Højbjerg und Rode fast auf einer Linie. Nur selten bildeten sie eine vertikale Staffelung. Davor wiederum spielte Douglas Costa zunächst auf der linken Außenbahn. Auf der Gegenseite bewegte sich Philipp Lahm. Vidal, der seinen ersten Einsatz von Beginn an hatte, spielte auf der Halbposition bzw. im Zehnerraum. Die einzige Sturmspitze war Mario Götze.

Spielerisch zeigte sich dieses System vor allem in den ersten 30 Minuten äußerst variabel. Dabei nutzten die Münchner die Passivität Milans 4-4-2 über weite Strecken gut aus. Aus den seltenen Drucksituationen konnten sich die Gastgeber ebenfalls gut befreien. Hier überzeugten Bernat, Rafinha, Kimmich und Rode mit viel Übersicht und einer hohen Passgenauigkeit auf engstem Raum. So entwickelte sich zunächst ein Spiel mit viel Ballbesitz und einigen gelungen Kombinationen. Der AC Milan war sichtlich überfordert mit ebenjener hohen Variabilität der Bayern. Positiv stach dabei Mario Götze heraus, der sich immer wieder ins Mittelfeld zurückfallen ließ, um als Anspielstation zu dienen. Hier konnte der 23-Jährige seine Stärken im Zentrum besser einbringen. Götze verteilte Bälle geschickt auf die nachrückenden Mittelfeldspieler. Dies war auch im Allgemeinen die Taktik der ersten halben Stunde. Ziel war es, die Flügel zu überladen. Zu Beginn mit Costa und Lahm – durch die verletzungsbedingte Auswechslung von Kimmich und der personellen Umstellung – später mit Bernat und Costa. Anschließend wurden viele Flanken, aber auch kurze, flache Zuspiele in den Strafraum geschlagen, wo mit Vidal, Rode und Højbjerg zuweilen gleich drei Spieler in die Sturmspitze stoßen konnten. So ergab sich eine Vielzahl an Möglichkeiten. Beispielsweise traf Højbjerg in der 28. Minute den Pfosten oder Vidal in der 35. Minute die Latte. Das 1:0 aber fiel just nach den Umstellungen, die sich durch die Herausnahme von Kimmich und der Einwechselung von Alaba ergeben hatten. Bernat bekam auf dem linken Flügel etwas Platz und marschierte mit dem Ball in den Strafraum, schoss aus rund 15 Metern und Zapata fälschte für Loepz unhaltbar ab.

Defensiv setzte der FC Bayern auf ein sehr hohes Pressing. Namentlich sind hier Götze und Vidal zu nennen, die sich fast auf einer Linie bewegten, bei Ballbesitz Milans sofort den ballführenden Spieler attackierten und mögliche Passwege gut zustellten. Unterstützt wurden sie von den schnell nachrückenden Mittelfeldspielern Kimmich, Rode und Højbjerg. In einigen Szenen griffen bis zu vier Spieler gleichzeitig den ballführenden Spieler von Milan im letzten Drittel an. Die Abwehrspieler de Sciglio, Zapata und Rodrigo Ely konnten sich in der Regel nur mit Befreiungsschlägen aus diesen Situationen lösen. Auch Diego Lopez spielte viele Bälle relativ unmotiviert ins Seitenaus. Ein halbwegs vernünftig vorgetragener Spielaufbau war auf Seiten der Mailänder in der ersten Halbzeit nicht zu sehen.

In der zweiten Spielhälfte wechselte Pep Guardiola durch und brachte Lewandowski, Müller und Benatia für Vidal, Douglas Costa und Boateng. An der taktischen Grundausrichtung änderte sich wenig. Am Auffälligsten war erneut Götze, der über die rechte Seite kam und zum Teil sehr viel Platz hatte. Er nutzte diesen und zog mal in die Mitte, um den Doppelpass mit Müller und oder Lewandowski zu suchen, oder er legte den Ball rechts am Abwehrspieler vorbei und flankte in den Strafraum.

Kontersituationen von Milan, die sich hätten ergeben können, spielten die Italiener nur unzureichend aus, wodurch der FC Bayern auch in der zweiten Halbzeit im Defensivverbund nur wenig Mühe hatte. Lediglich Bacca erlebte in der 49. Minute eine gute Chance, als es der Elf von Mihajlovic ein Mal gelang das Mittelfeld der Münchner schnell zu überspielen.

Nach einigen Wechseln verflachte die Partie etwas, wobei der FC Bayern sich im Verlauf der zweiten Halbzeit immer wieder gute Möglichkeiten herausspielte. Sie aber lange Zeit ungenutzt ließ. Erst in der 74. Minute konnten die Fans ein weiteres Mal jubeln, als Götze erneut von der rechten Seite in die Mitte zog. Beim Versuch Lewandowski zu bedienen, landete der Ball über Umwege wieder bei Götze. Dieser zeigte sich Gedankenschnell und verwandelte aus elf Metern trocken ins linke untere Eck. 10 Minuten später vertändelte Milan den Ball im Aufbau. Rode hatte sich geschickt in die Flugbahn des Balles geworfen. Müller lupfte auf Lewandowski, der den Ball Volley nahm und aus 15 Metern unhaltbar ins Netz legte. Ein sehr sehenswerter Treffer und ein typischer Robert Lewandowski, der vorher einige gute Möglichkeiten ausgelassen hatte.

Somit endete das Spiel auch in der Höhe vollkommen verdient mit 3:0. Der AC Milan konnte in keiner Phase der Partie überzeugen und präsentierte sich bisher als der schwächste Gegner in der Vorbereitung der Münchner. Der FC Bayern zieht damit ins Finale des Audi-Cup ein. Real Madrid wird morgen Abend der Gegner sein, die sich am Vorabend gegen Tottenham Hotspurs mit 2:0 durchsetzten.

Dinge, die auffielen:

  • Da Alonso zunächst auf der Bank saß, übernahm Boateng wichtige Aufgaben im Spielaufbau. Dies ist ihm aber nur zum Teil geglückt. Viele lange Pässe fanden zunächst keinen Abnehmer. Nur zwei seiner sieben langen Zuspiele kamen an. Besser waren seine halblangen vertikalen Pässe, die die schlecht gestaffelte Abwehrkette von Milan immer wieder überspielten. Hauptabnehmer war hier Vidal, den Pep Guardiola sehr offensiv einsetzte.
  • Mario Götze zeigte sich formverbessert und überzeugte sowohl in Halbzeit 1 als abkippende Sturmspitze, wie auch in Halbzeit 2 als Flügelspieler auf der Außenbahn. In viele seiner Szenen versuchte er Tempo und Bewegung zu bringen. Faktoren, die er in der Rückrunde häufig vermissen, ließ. Oftmals gab es dort nur einen Übersteiger mit anschließendem Rückpass zu sehen. Seine Leistung wurde mit dem Treffer zum 2:0 belohnt.
  • Eine Option gegen sehr passiv agierende Gegner für die neue Saison könnte das vorstoßende Mittelfeld sein. Wie bereits erwähnt, befanden sich bis zu vier Bayern-Mittelfeldspieler im oder direkt am Strafraum der Mailänder. In der 35. Minute konnte hier Vidal zeigen über welches herausragende Kopfballspiel er verfügt. Aber auch Rode und Højbjerg kamen als nachstoßende Spieler immer wieder in gute Schusspositionen, machten zum Teil zu wenig aus diesen Möglichkeiten.
  • Die Abwehrkette Bernat, Boateng und Rafinha überzeugte in der ersten Halbzeit durch enorm hohe Zweikampfwerte. Nicht selten konnte einer der besagten Spieler Bacca, Honda oder Adriano direkt bei der Ballannahme hindern und so relativ einfach Zweikämpfe für sich entscheiden. Dadurch wurde das Weiterleiten des Balles von Milan sehr gut unterbunden und Konterchancen bereits im Keim erstickt.
  • Das Pressing der Münchner war viel präsenter als noch am vergangenen Wochenende. Das lag vor allem daran, dass das Mittelfeld rechtzeitig nachschob und Vidal bzw. Götze früh unterstützte. So ergaben sich immer wieder Ballgewinne in aussichtsreichen Positionen, wie beim Treffer zum 3:0 zu sehen war.
FC BAYERN – AC MILAN 3:0 (1:0)
FC Bayern Ulreich – Rafinha, Boateng (46. Benatia), Bernat – Rode (87. Green), Kimmich (21. Alaba), Hojbjerg (87. Gaudino) – Lahm (57. Alonso), Vidal (46. Müller), Costa (46. Lewandowski) – Götze (80. Benko)
Bank Neuer
AC Milan Lopez – De Sciglio (75. Mexes), Zapata (64. Alex), Ely (75. Calabria), Antonelli (75. Niang) – Bonaventura (75. Matri), De Jong (75. Poli), Bertolacci (75. Abate) – Honda (75. Montolivo) – Bacca (75. Mauri), Adriano (75. Saenz)
Tore 1:0 Bernat (23.), 2:0 Götze (74.), 3:0 Lewandowski (85.)
Zuschauer 70.000 (ausverkauft)