5 Gründe für die historische Saison des FC Bayern – Teil 1: Die Neuzugänge

Steffen Trenner 05.06.2013

Teil 1: Die Neuzugänge

Es ist lange her, dass der FC Bayern mit seinen Verpflichtungen im Sommer so richtig lag, wie in dieser Saison. 3 Spieler haben maßgeblich dazu beigetragen den Charakter des Bayern-Spiels (positiv) zu verändern. An erster Stelle ist dabei Javi Martínez zu nennen. Es ist für einen defensiven Mittelfeldspieler schwer den Erwartungsdruck von 40 Millionen Euro Ablöse zu erfüllen. Als Stürmer hört die Diskussion über die Ablöse nach 20 Toren in einer Saison auf. Als defensiver Mittelfeldspieler ist es schwerer den eigenen Wert für das Spiel sichtbar zu machen. Dass spätestens seit der Winterpause niemand mehr über die 40 Millionen Ablöse für den Basken sprach, ist der beste Beweis für seine Klasse.

Martínez als defensiver Anker

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Martínez war das fehlende Puzzlestück, das aus einem ansehnlichen Bild ein Gesamtkunstwerk formte. Der FC Bayern war schon länger auf der Suche nach einem solchen Spielertypen. Ein Abräumer mit hoher Disziplin und Genauigkeit im Zweikampf, der über ein ordentliches Passspiel verfügt und herausragend im Kopfball-Spiel ist. Ein Spieler also, der die Stärken von Bastian Schweinsteiger ergänzt und seine Schwächen kaschiert. Anatoliy Tymoshchuk scheiterte an dieser Aufgabe. Luiz Gustavo zeigte in den vergangenen zwei Jahren einige sehr gute Spiele und setzte damit den Maßstab, den jedoch erst Martínez endgültig und konstant erfüllte. Der 24-Jährige fing in dieser Champions League-Saison 42 Bälle ab. Absoluter Bestwert und der Beweis seiner Stärken in der Antizipation. Martínez gewann in der Liga knapp 63 Prozent seiner Zweikämpfe und über 75 Prozent seiner Luftduelle. Mit knapp 93 Prozent angekommener Pässe, bewegt er sich zudem in der Top-5 der Liga.

Martínez hat Bayerns Spiel defensiv auf die nächste Stufe gehoben. Wenn es gegen die defensiv starken Dortmund in den vergangenen Jahren offensiv nicht lief, fehlte Bayern der Plan B. Im Champions League-Finale war es Martínez, der nach Dortmunds starker Anfangsphase mit aggressiven Zweikämpfen und vielen Ballgewinnen begann das Momentum zu drehen und Dortmunds Umschaltspiel den Zahn zu ziehen. Martínez war der Königstransfer. Er war der Anker, der Bayerns Dysbalance der vergangenen Jahre beseitige. Er hat maßgeblichen Anteil an dieser herausragenden Saison des FC Bayern.

Mandzukic und Dante überraschen positiv

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Auch zwei weitere Neuzugänge sind herauszuheben. Mario Mandzukic und Dante. Als die Verpflichtung des brasilianischen Verteidigers bekannt wurde, war klar: Bayern bekommt einen sehr soliden Bundesliga-Verteidiger. Hinter seiner internationalen Eignung stand auf Grund seiner mangelnden Erfahrung noch ein Fragezeichen. Dies ist inzwischen verschwunden. Dante übertraf mit seinen Leistungen alle Erwartungen. Er stand in 44 Spielen in der Startelf, er spielte mit 2610 Minuten in der Liga die meisten aller Bayern-Feldspieler. Seine verbale und körperliche Präsenz beeindruckte vom ersten Tag. Die Konstanz in seinen Leistungen brachten ihn bis in die brasilianische Nationalmannschaft. Der FC Bayern hatte in den vergangenen Jahren mit Badstuber, Lucio, Demicheles und van Buyten viele gute Verteidiger. Alle waren aber auch immer für 4, 5 verschuldete Gegentore pro Saison gut. Dante spielte fast eine Saison lang ohne nennenswerten Fehler. Dante ging eigentlich erst ganz zum Schluss die Luft aus. Beim wilden 4:3 gegen Mönchengladbach und im Champions League Finale, als er ein wenig stümperhaft den Elfmeter für Dortmund verursachte. Er war die Konstante in der Innenverteidigung und half Jerome Boateng und Daniel van Buyten nach der Verletzung von Holger Badstuber neben ihm Stabilität zu finden.

Noch größer als bei Dante waren vor der Saison die Fragezeichen über der Verpflichtung von Mario Mandzukic. Auch wenn die kolportierten Umstände seiner Verpflichtung wohl jedem Bayern-Fan noch heute ein wenig die Schamesröte ins Gesicht treiben (Kurzform: Uli Hoeneß sah im Urlaub ein Spiel von Kroatien bei der Europameisterschaft und rief Karl-Heinz Rummenigge an, ob der Mandzukic nicht einer für Bayern wäre), ist sein Einfluss auf das Bayern-Spiel nicht zu unterschätzen. Daniel van Buyten beschrieb dies anschaulich mal so:

“Wenn er 20 Meter vor uns ist und grätscht, da könnte ich ihm einen Kuss geben. Seit Anfang der Saison agieren unsere Stürmer so, und das ist schön zu sehen.”

Genau diese Spielweise ist es, die Bayern in dieser Saison so weiter geholfen hat. Mit Verlaub: 15 Bundesliga-Tore in 24 Spielen hätten in dieser Bayern-Mannschaft recht viele gute Stürmer geschossen. Das ist aus meiner Sicht nicht das Besondere. Das Besondere ist seine Härte im Zweikampf, seine Kopfballstärke seine Bereitschaft den Ballführenden bis tief in eigene Hälfte zu verfolgen und zu attackieren. Er war Bayerns 1-Mann-Pressing im Sturm und gleichzeitig eine wichtige Anspielstation in der Offensive. Er ist ein anderer Spielertyp als Gomez. Mandzukic berührt alle 2,4 Minuten den Ball. Gomez alle 3 Minuten. Mandzukic führt alle 3,6 Minuten einen Zweikampf. Gomez alle 5 Minuten. Mandzukic geht alle 8 Minuten in ein Kopfballduell. Gomez alle 17.

Gerade die Kopfballstärke von Mandzukic hilft dem Bayern-Spiel enorm. Nicht nur wegen seiner 7 Kopfballtore in Bundesliga und Champions League. In Spielen gegen pressingstarke Mannschaft wie Barcelona, Juventus und vor allem Dortmund setzte Bayern immer wieder auf lang, hohe Bälle, um sich zu brefreien. Selbst wenn Mandzukic nicht jeden Kopfball gewann verhinderte er es mit seiner Sprungkraft und seinem körperlichen Einsatz meist, dass sein jeweilige Gegenspieler den Ball kontrolliert zu einem Mitspieler spielen kann. Wir dann der im modernen Fußball so wichtige zweite Ball gewonnen, ist der Weg für die eigene Mannschaft zum gegnerischen Tor nicht mehr so weit. Mit seinem Treffer im Champions League-Finale gegen den BVB sicherte sich Mandzukic seinen Platz in den Geschichtsbüchern. Es war auch sein I-Tüpfelchen auf eine ganz starke Saison.

Shaqiri und Pizarro erfüllen die Erwartungen

Claudio Pizarro und Xherdan Shaqiri fallen als weitere Neuzugänge gegenüber dem genannten Trio verständlicherweise ein wenig ab. Doch auch sie erfüllten die Erwartungen wenn sie ihre Chance bekamen und den Etablierten so mit guten Leistungen Luft für dringend notwendige Regeneration gaben.

Der FC Bayern machte mit seinen Neuzugängen im Sommer 2012 vieles richtig. Er sorgte mit Pizarro und Shaqiri für die notwendige Breite, er schloss mit Martínez und Dante Schwachpunkte im Kader und landete mit Mario Mandzukic einen absoluten Glückstreffer. Die Neuzugänge waren eine der Grundlagen für die historische Saison des FC Bayern.