DFB-Pokal: Hamburger SV – FC Bayern München 1:3 (0:2)

Steffen Trenner 29.10.2014

Am Mittwoch-Abend wurde bereits die 3. Pokalrunde ausgelost. Der FC Bayern tritt im kommenden Jahr zu Hause gegen Eintracht Braunschweig an – viel besser hätte die Auslosung wohl nicht laufen können.

Falls ihr es verpasst habt:

Guardiola verzichtete wohl als Vorsichtsmaßnahme mit Blick auf das Dortmund-Spiel auf Arjen Robben, der gar nicht erst nach Hamburg mitgereist war. Im Vergleich zum Spiel gegen Mönchengladbach in der Vorwoche blieb zudem Götze draußen. Für ihn stand Ribéry erstmals in dieser Saison in der Startelf. Boateng rückte für den gesperrten Benatia zurück ins Team. Beim HSV sollte der schnelle Stieber neben Kreativspieler Holtby und dem ebenso schnellen Müller über die Flügel für Alarm sorgen. Lasogga begann als einzige Spitze. Van der Vaart genau wie Ex-Bayer Jansen und Leihgabe Green blieben zunächst auf der Bank.

Der HSV begann mit durchaus engagiertem Pressing, zog sich, nachdem die erste Reihe überspielt wurde, aber schnell in eine kompakte Ordnung mit eher tiefer Staffelung zurück. Arslan und Jiracek rückten dabei eng an die eigene Viererkette heran, um keine Räume für schnelle Kombinationen durch das Zentrum zu ermöglichen. Guardiola schob Alaba dieses Mal ins zentrale Mittelfeld. Bernat begann als offensiv orientierter Außenverteidiger.

Weil Westermann schon nach sechs Minuten einen läppischen Rückpass auf Drobny versuchte, der bei Müller landete und schließlich von Lewandowski zum 1:0 über die Linie gedrückt wurde, geriet der HSV früh in Zugzwang. Bayern hatte trotz der Führung durchaus Probleme zu Beginn. Torchancen blieben in den ersten 30 Minuten Mangelware. Schiedsrichter Fritz pfiff einen Treffer von Thomas Müller (nach sehenswertem Pass von Lewandowski) spät aber wohl zu Recht wegen einer Abseitsstellung zurück. Danach plätscherte das Spiel vor sich hin. Erst in den letzten fünf Minuten der ersten Hälfte erhöhten die Münchner das Tempo. Lahm scheiterte in der 38. Minute noch aus kürzester Distanz an Drobny. Wenig später überwand Alaba den Schlussmann mit einem zwar drehenden, aber eindeutig haltbaren Fernschuss zum 2:0. Im Prinzip war das Spiel zu diesem Zeitpunkt gelaufen.

Bayern erhöhte nach der Pause durch Ribéry auf 3:0 (55.), ehe Lasogga noch den Ehrentreffer erzielte. Drobny verhinderte am Ende mit drei starken Paraden einen höheren Sieg der Münchner, der nach dem 3:0 nie mehr in Gefahr geriet.

3 Dinge, die auffielen:

1. Durchschnittliche Leistung reicht zum Sieg

Es war am Mittwochabend beileibe nicht die beste Vorstellung der Bayern in dieser Saison. Hamburg nervte die Gäste mit engagiertem Pressing und vielen Fouls mindestens eine Halbzeit lang. Wenn Westermann und der ansonsten gute Drobny den Bayern nicht auf die Siegerstraße verholfen hätten, wäre durchaus auch ein ganz zäher Abend möglich gewesen. Weil Bayern vor dem Tor (zumindest zu Beginn) seine Chancen effektiv nutzte und der HSV selbst unglaublich schwach und einfallslos in der Offensive agierte, wurde es am Ende trotzdem ein lockerer Gang für die Roten. Spätestens mit dem 3:0 war die Hoffnung der Hausherren weitgehend verflogen.

Es ist durchaus ein gutes Zeichen, dass der FC Bayern nach den Gala-Vorstellungen der letzten Wochen auch eine durchschnittliche Leistung in einen klaren Sieg ummünzen kann. Dortmund am Horizont, auswärts unter Flutlicht, kein Arjen Robben – so ein paar Parameter sprachen vor dem Spiel schon für die Möglichkeit einer Überraschung. Dass diese ausblieb und die Bayern trotz Problemen zu Beginn und individuell schwächeren Leistungen (beispielsweise von Dante) ohne Probleme in die nächste Pokalrunde einzogen, spricht für die gefestigte Struktur in Bayerns Spiel. Es werden im Verlauf der Saison sicher noch häufiger solche Spiele folgen. Die Erfahrung der vergangenen Jahre zeigt, dass es nicht zuletzt diese Partien sind, die in Pokal und Bundesliga den Unterschied ausmachen können.

2. Ribéry meldet Ansprüche an

Es war der erste Startelf-Einsatz von Europas Fußballer des Jahres 2013 in der laufenden Saison. Franck Ribéry hatte sich zuletzt in engagierten und effektiven Kurzeinsätzen nach hartnäckigen Knieproblemen in guter Form präsentiert. Der Flügelspieler trug sich gegen Hamburg mit einem abgefälschten Fernschuss in die Torschützenliste ein. Der Auftritt über 90 Minuten gegen den HSV zeigte aber auch: Ribéry braucht noch Zeit, um einem Spiel wie in den Vorjahren über einen längeren Zeitraum seinen Stempel aufdrücken zu können. Ribéry tat sich etwas schwer, gefährliche Situationen mit Anlauf und Tempo zu kreieren – fraglos auch weil der HSV ihn teilweise überhart attackierte. Auffällig auch: Der Franzose traf in einigen vielversprechenden Kontersituationen die falsche Entscheidung oder verpasste den Moment für ein Abspiel. Typische Anzeichen für fehlende Spielpraxis. Mit drei Torschussbeteiligungen und einem Treffer hat Ribéry trotzdem Ansprüche untermauert.

Guardiola wird das Hamburg-Spiel bewusst genutzt haben, um Ribéry vor den anstehenden Krachern gegen Dortmund, Rom und Leverkusen über eine längere Distanz zu testen. Das Quartett Götze, Müller, Lewandowski und Robben hat in den vergangenen Wochen seine Klasse unter Beweis gestellt. Ribéry spielte gegen Hamburg nicht schlecht, aber eben auch nicht so überzeugend, dass er Guardiola hier zu Änderungen zwingt. Es spricht viel dafür, dass Götze in den kommenden wichtigen Spielen wieder den Vorzug von Beginn an erhält.

Ribéry könnte sich aber in den kommenden Wochen durchaus zu einem sehr wertvollen 12. Mann entwickeln. Er wird ähnlich wie Schweinsteiger wohl keine 40-50 Pflichtspiele mehr auf allerhöchstem Niveau absolvieren können. Das muss er auch gar nicht. Er könnte als Change-of-Pace-Option von der Bank gerade in dieser Saisonphase eine echte Waffe für den FC Bayern sein. Wenn Bayern Probleme hat oder der Gegner müde wird, könnte Ribéry mit seinen Tempodribblings und seiner Torgefahr für einen entscheidenden Impuls sorgen. Sollte einer der Offensiv-Spieler eine Pause benötigen, wäre er der Erste, der in die Startelf rückt. Die Frage bleibt allerdings, ob er sich mit dieser Rolle zufrieden geben würde. Guardiola hat hier wohl auch ein wenig Moderationsbedarf.

Es bleibt spannend, wie der Bayern-Coach in der Offensive plant. Die Personalie Ribéry wird uns in den kommenden Wochen definitiv weiter begleiten.

3. Bernat überzeugt erneut

Juan Bernat präsentiert sich seit Wochen in glänzender Verfassung. Der Neuzugang aus Valencia zählte wie schon gegen Rom oder Hannover zu den stärksten Münchner Akteuren. Bernat kommt mit den Anforderungen von Guardiola immer besser zurecht. Er wird mutiger und seine Offensivaktionen immer klarer. Bernat variiert dabei auch zusehends seine Vorstöße, die mal die Linie entlang, mal eher vertikal mit mehr Zug zum Tor vorgetragen werden. Im letzten Drittel kann er gewiss noch ruhiger werden – trotzdem ist es eine Frage der Zeit bis der 21-Jährige seine guten Leistungen mit einem Torerfolg krönt und damit auch für jeden sichtbar seine positive Entwicklung unterstreicht. Zuletzt hatte er mit einem Assist gegen Rom bereits ein erstes Ausrufezeichen gesetzt. Auffällig ist auch, dass Bernat defensiv bisher sehr viel mit gutem Stellungsspiel löst und verhältnismäßig wenige Defensivzweikämpfe führen muss. Hier bleibt abzuwarten, ob höher veranlagte Gegner zum Beispiel in der Champions League ihn stärker fordern werden. Vor allem dann wenn er wie gegen Hamburg ohne zusätzliche Sicherung durch eine Dreierkette und damit einen linken Halbverteidiger hinter sich agiert.

Bernat ist ein Beispiel für das gute Auge Guardiolas, der persönlich hohen Anteil an der Verpflichtung des Linksverteidigers hat. Dass der FC Bayern eine Problemposition im internationalen Fußball für knapp 10 Millionen Euro mit einem noch entwicklungsfähigen 21-Jährigen besetzen konnte, bleibt bemerkenswert. Bernat sammelt auch durch seinen Auftritt gegen Hamburg weiter Pluspunkte.

Hamburger SV – FC Bayern München 1:3 (0:2)
Hamburger SV Drobny – Götz, Westermann, Djourou, Ostrzolek – Arslan, Jiracek, Müller, Holtby, Stieber – Lasogga
Bank Brunst, Jansen, Green, Nafiu
FC Bayern Neuer – Rafinha, Boateng, Dante, Bernat – Xabi Alonso (70. Höjbjerg) – Lahm (65. Rode), Alaba – Müller, Lewandowski (75. Pizarro), Ribéry
Bank Zingerle,Gaudino, Götze, Shaqiri
Tore 0:1 (7.) Lewandowski, 0:2 (44.) Alaba, 0:3 (55.) Ribéry, 1:3 (85.) Lasogga
Karten Gelbe Karten: Djourou, Götz
Schiedsrichter Marco Fritz (Korb)
Zuschauer  57.000